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Corona-Pilotprojekt: Bossendorfer starten in das Abenteuer Trainer-Ausbildung
Fußball
Fußball ohne Corona haben die A-Jugend-Trainer Nico Martinez und Benedict Kuss noch nicht erlebt. Nun arbeiten die beiden an ihrer ersten Trainer-Lizenz - ebenfalls unter Corona-Bedingungen.
Zehn Monate sind Benedict Kuss (24) und Nico Martinez (23) nun schon als Trainer der Bossendorfer A-Junioren im Amt. Einen Normalzustand haben die beiden aufgrund der Corona-Pandemie noch nicht erleben können. Nun arbeiten sie daran, ihre erste Trainer-Lizenz zu bekommen - die Bedingungen sind anders als bei jedem Trainer-Lehrgang zuvor.
„Wir wollen uns natürlich weiterentwickeln“, hatte Nico Martinez Anfang des Jahres gesagt. Gerne hätten sie schon früher die C-Lizenz erhalten, doch das war schlichtweg nicht möglich. Ende Februar konnten sie endlich mit ihrem Lehrgang starten.
Anfang April könnten die Bossendorfer schon fertig sein
„Das kam relativ spontan zustande und ist ein Pilotprojekt vom DFB“, erzählt Benedict Kuss. Erst mal findet nun alles digital statt. „Die Praxis soll dann - wenn möglich - hinterhergeschoben werden“, so der 24-Jährige. Bedeutet: Lässt es das Infektionsgeschehen zu, wird der Praxisteil des Lehrgangs später nachgeholt.
Geplant ist, dass die beiden und die 26 anderen Teilnehmer am 3. April fertig sind. „Das könnte sich aber noch leicht verschieben“, sagt Kuss. Denn sollte absehbar sein, dass doch noch praktisch gearbeitet werden kann, weil Trainingseinheiten möglich sind, könnte sich alles etwas verschieben.
Aktuell steht bei den beiden Bossendorfer A-Junioren-Trainer, die auch in einer WG zusammen wohnen, aber erst mal die Theorie an. Insgesamt 113 sogenannte Lerneinheiten gibt es, 100 müssen die Teilnehmer am Ende absolviert haben. In den einzelnen Einheiten geht es um die unterschiedlichsten Aspekte des Trainer-Jobs.
Vor Kurzem haben Martinez und Kuss beispielsweise einen Vortrag über Spielertypen gehört, bei dem es unter anderem auch darum ging, wie mit verschiedenen Spielertypen umgegangen werden kann.
„Alle haben natürlich ein Interesse über Fußball zu reden“
Der Kurs, an dem die beiden teilnehmen, ist derzeit der einzige seiner Art im Kreis Recklinghausen. „Und es ist natürlich zu hoffen, dass es der einzige bleibt“, sagt Benedict Kuss. Denn schöner wäre natürlich ein normaler Lehrgang ohne Corona und unter normalen Bedingungen.
Die Bossendorfer sind aber froh, nun überhaupt ihre Lizenz machen zu können. Die C-Lizenz sei zwar eher auf den Breitensport ausgerichtet, weshalb viele Inhalte auch auf den Kinderfußball zugeschnitten sind, doch das macht den beiden A-Jugend-Coaches nichts aus.
Klar gebe es einige Inhalte, die sie nicht direkt für die Arbeit mit ihren fast erwachsenen Spieler brauchen, so Kuss, „aber wir können trotzdem coole Grundlagen lernen.“
Der Input, den die beiden erhalten, sei zwar ziemlich viel, sagt er, aber es mache auch großen Spaß. „Unser Koordinator ist ein super Typ“, erklärt Kuss. Besonders der Austausch mit allen gefällt den Trainern bislang. „Alle haben natürlich ein Interesse über Fußball zu reden.“
Martinez und Kuss planen Trainingseinheiten
Für die Jugendtrainer sei es nun die erste Gelegenheit, sich auch mal mit anderen Trainern auszutauschen, sagt Nico Martinez. Der erste Eindruck von allen Teilnehmern ist gut, „der Austausch macht Spaß“.
Doch nicht nur neue Inhalte lernen und sich austauschen steht bei den beiden auf dem Lehrplan, sondern auch der praktische Teil. Der kann zwar derzeit nicht wie gewohnt auf dem Platz stattfinden, Trainingseinheiten oder einzelne Übungen müssen sie dennoch konzipieren.
„Wir haben einige Aufgaben bekommen, die wir bis zum 26. März bearbeiten müssen“, erzählt Martinez. Zum Beispiel müsse ein Parkour aufgezeichnet werden, der dann von den Trainern erläutert wird. Dabei gehe es unter anderem um die Gründe, warum der Parkour in seiner aufgezeichneten Form ausgewählt und nicht anders erstellt wurde.
„Aber es gibt auch komplexere Aufgaben“, so Martinez, der direkt eine weitere Übung nennt. Zum Beispiel müssen die beiden für bestimmte Trainingsschwerpunkte, beispielsweise dem Fintieren, eine Trainingseinheit planen. Diese bestehe aus mehreren Aufwärm- und Hauptteilen.
Wichtig ist, „dass die Jungs genau wissen, was das Ziel der Einheit ist“
„Und das müssen wir dann alles genau erklären“, sagt der 23-Jährige. Die Trainer-Lehrlinge müssen dabei herausstellen, wo sie ihre Schwerpunkte setzen.
Ziel solcher Übungen müsse es für die Trainer sein, „dass die Jungs genau wissen, was das Ziel der Einheit ist“, sagt Benedict Kuss. Dazu brauche es eine klare Gliederung für die Spieler, zudem müsse alles für die Spieler gut nachvollziehbar sein.
Im Idealfall finden diese konzipierten Trainingseinheiten dann auch auf dem Platz statt. „Dann würden wir das filmen und vor der Kamera alles erklären“, so Kuss. Ob das bald genau so der Fall sein wird, ist trotz der von der Bundesregierung veröffentlichten Öffnungsperspektive noch unklar. Erst mal heißt es also weiterhin: Pauken vor dem Laptop.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
