„Wie eine Family“ Birk Albrecht entscheidet sich für Football in der 2. Liga statt Fußball

Birk Albrechts ungewöhnlicher Weg in die 2. Football-Liga
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Elf Jahre lang spielte Birk Albrecht Handball, dann wechselte er die Sportart. Im Zuge seines Studiums zog er von Haltern nach Dortmund und hörte mit dem Handballspielen auf. „Ich wollte nicht immer nach Haltern pendeln“, sagt er. Vereine in Dortmund interessierten ihn aber auch nicht allzu sehr. „Und dann dachte ich mir irgendwann einfach, ich fange mal mit einem neuen Sport an“, erzählt der 25-Jährige, der zuletzt auch zwei Jahre lang in der Kreisliga D und B für BW Lavesum spielte.

Im Fernsehen hatte er bereits das eine oder andere Football-Spiel gesehen, die Sportart reizte den Halterner, der daraufhin bei den Dortmund Giants auftauchte und mittrainierte. „Da war Football hier noch nicht so groß. Da war keiner böse, wenn man einfach so zum Training gekommen ist“, sagt er.

Die Regeln kannte er zumindest in groben Zügen schon, der Rest folgte schnell – genauso wie die Anschaffung des nötigen Equipments. Teilweise spielt er als sogenannter Tight End, seine Hauptposition ist aber die des Receivers. Birk Albrechts einfache Erklärung für seine Hauptaufgabe: „Ich fange den Ball und renne in Richtung der Endzone.“

160 Seiten muss Birk Albrecht noch lernen

Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Körperlich gilt Football als extrem fordernd, darüber hinaus müssen etliche Spielzüge erlernt werden. Diese fasst jedes Team in einem Playbook zusammen. Der 25-Jährige, der zuletzt bei den Dorsten Reapers gespielt und sich nun den Münster Blackhawks angeschlossen hat, konnte zwar noch keinen Blick in das Playbook seiner neuen Mannschaft werfen, weiß aber bereits, was auf ihn zukommt.

„Das sind 160 Seiten mit Plays, die ich lernen muss“, erzählt er, „und wurde extra in den USA geschrieben“. Viele Trainer würden diese selber verfassen, einige würden dafür aber auch auf ihre teils guten Kontakte in das Mutterland des Football setzen.

Aktuell genießt Birk Albrecht noch seinen wohlverdienten Urlaub, bald legt er aber wieder los.
Aktuell genießt Birk Albrecht noch seinen wohlverdienten Urlaub, bald legt er aber wieder los. © Privat

Die Saison in der 2. Liga läuft bereits seit über zweieinhalb Monaten. Bevor er bei den Münster Blackhawks loslegt, genießt Birk Albrecht noch seinen Urlaub nach dem erfolgreichen Ende seiner Ausbildung. „Die letzten zwei Monate habe ich gar keinen Sport gemacht“, gesteht der Halterner, der gescoutet und dann über Instagram kontaktiert wurde.

Bald geht es aber wieder los. Und dann wird er nicht nur auf dem Platz stehen. „Zeit im Kraftraum zu verbringen ist auf jeden Fall von Vorteil. Der Sport ist sehr schnellkraftlastig, es gibt viele kurze Einheiten und kurze Sprints. Man muss das richtig trainieren, ein großer Oberarm reicht nicht unbedingt.“

70-Mann-Kader

Bis in den Herbst geht die Saison für sein neues Team, das in der Nord-Staffel der 2. Liga spielt und auf Mannschaften wie die Solingen Paladins und die Düsseldorf Panther trifft. Die Fahrten können aber auch noch deutlich länger sein, ein Gegner sind zum Beispiel die Rostock Griffins.

Die Spiele finden dabei nur am Wochenende statt, der Kader der Münsteraner umfasst rund 70 Spieler. In der Spielklasse sei das durchaus normal. „Ab der 4. Liga und niedriger ist ein 40-Mann-Kader schon gut“, sagt der Halterner. Es gebe noch eine hohe Fluktuation, beispielsweise seien in der jüngeren Vergangenheit viele von der GLF (German Football League) in die ELF (European League of Football) gewechselt. „Das merkt man bis in die unteren Ligen.“

Birk Albrecht spielt hauptsächlich als Receiver.
Birk Albrecht spielt hauptsächlich als Receiver. © Privat

Was ihm am meisten am American Football gefällt? „Ich mag die Körperlichkeit und die Geschwindigkeit, die der Sport hat. Es gibt viele Parallelen zum Handball. Wenn man sich ein bisschen mit dem Sport auseinandersetzt, macht es enorm viel Spaß.“

Auch der Teamgeist sei noch mal eine andere Hausnummer als zum Beispiel beim Fußball. „Beim Football ist es wirklich wie eine Family“, sagt Albrecht, der sich nun erst mal voll und ganz auf diese Sportart konzentriert. „Ich habe gesagt, ich bleibe jetzt erst mal fest beim Football.“

Damit endet nach zwei Jahren das Kapitel Fußball vorerst für den 25-Jährigen, der auch zum deutschen Volkssport Nummer eins auf einfache Weise kam. „Ein paar Kollegen haben mir im Garten geholfen und meinten dann, ich solle mal nach Lavesum kommen. Daraufhin hatte ich Lust, mal zu gucken, ob ich das kann. Vorher hatte ich gar kein Fußball gespielt.“ Wie vor einigen Jahren auch Football. Und nun läuft er bald in der 2. Liga auf – so schnell kann‘s gehen.

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