Armwrestler Neubauer ist ehemaliger Deutscher Meister und hat mit 47 Jahren noch etwas vor

© Horst Lehr

Armwrestler Neubauer ist ehemaliger Deutscher Meister und hat mit 47 Jahren noch etwas vor

rnDas Sportporträt

Die Kombination aus Kraft, Technik und Wille machen im Armwrestling den Unterschied aus. Eine Kombination, die der Halterner Stefan Neubauer beherrscht. Mit 47 Jahren hat er noch Ziele.

Haltern

, 02.03.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Armwrestling ist der direkte Kampf auf kürzester Distanz, bei dem Anspannung, Kraft aber vor allem Technik über Sieg oder Niederlage entscheiden. Dabei stehen sich die Sportler an einem 1,04 Meter hohen Tisch gegenüber, der mit zwei Griffen und zwei Armauflagen ausgestattet ist.

Deutsche Meisterschaft in Haltern

In Haltern wird dieser Sport seit rund 20 Jahren im „Armwrestling Club Haltern“ ausgeübt. Seinen Höhepunkt hatte der Verein 2009, als er auf dem Halterner „Prickingshof“ in einem großen Zelt auf der Festwiese die deutschen Meisterschaften ausrichtete.

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Damals kämpften 130 Sportler in den verschiedenen Gewichtsklassen um den Sieg. Dabei konnten die Halterner Sportler auch ihre kämpferische Klasse beweisen. So freuten sich der Vorsitzende des Vereins, Kevin Dreckmann, und sein Vereinskamerad Stefan Neubauer, jeweils über dritte Podiumsplätze. Die Halternerner drückten in der Anfangszeit zuerst im „California“ und danach in der Gaststätte „Alt Holtwick“. Seit etwa acht Jahren haben die Sportler im „Saloon“ ihre neue sportliche Heimat gefunden.

Aushängeschild des Vereins

Neubauer ist im Verein ein Armwrestler der ersten Stunde und auch das sportliche Aushängeschild des Vereins, mit seinen Erfolgen auf Turnieren und Meisterschaften. Besonders im Techniktraining ist der Rat des erfahrenen Neubauers sehr gefragt. „Entscheidend ist die Stärke in Handgelenk und Unterarm sowie die Griffkraft. Einen dicken Bizeps braucht es nicht unbedingt“, erklärt der Halterner. Wichtig ist dabei, wie der Sportler die Hand des Gegners greift. Mit der richtigen Standposition kann er nach dem Griff die verschiedenen Techniken einsetzen.

Ein Bild aus dem Jahr 2008: Der Vorsitzende des Armwrestling Haltern am See Kevin Dreckmann (rechts) demonstriert mit seinem Vertreter Stefan Neubauer die richtige Haltung am Armwrestlingtisch.

Ein Bild aus dem Jahr 2008: Der Vorsitzende des Armwrestling Haltern am See Kevin Dreckmann (rechts) demonstriert mit seinem Vertreter Stefan Neubauer die richtige Haltung am Armwrestlingtisch. © Archiv

So kann der Gegner durch verschiedene Techniken keinen eigenen Hebel ansetzen und auch nicht den richtigen Gegendruck aufbauen. Dies wird mit aller Kraft im Wettkampf schnell ausgeführt. Dabei drücken die Sportler aus dem Arm, der Brustmuskulatur, dem Rücken, dem Hals und den Beinen. In der Regel sind die Kämpfe nach wenigen Sekunden beendet.

„Geh doch mal dahin“

Neubauer kam selbst 1992 zum ersten Mal im Halterner Fitnesscenter „California“ mit dem Sport in Berührung. Seine Mutter sagte damals: „Geh doch mal dahin.“ Er befolgte den Rat und besuchte an einem Freitag das Training. Das hatte ihm so gut gefallen, dass er am Folgetag spontan zu einem Turnier in Wolfsburg fuhr und völlig überraschend mit dem Turniersieg wieder nach Hause kam. Dies war nach eigener Aussage für ihn ein gewisses Schlüsselerlebnis, das wohl prägend für seine spätere Karriere war.

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1993 stellte er sich erstmalig der Konkurrenz bei den deutschen Meisterschaften, die er erfolgreich mit dem Vizetitel abschließen konnte. Viele weitere Podiumsplatzierungen und Turniersiege brachten ihm im Jahr 2000 die Einladung, mit der deutschen Nationalmannschaft zu den Weltmeisterschaften nach Schweden zu fahren.

„Wollte wissen, wo meine Grenzen sind“

Dort traf er auf die Stars, wie zum Beispiel Cleve Dean, eine Ikone dieses Sports. Am Ende der Wettkampfwoche wurde Neubauer im Ranking auf dem 18. Platz von 48 Teilnehmern in seiner Klasse gelistet. „Ich wollte wissen, wo meine persönlichen Grenzen sind“, erklärt er.

2011 fanden die 24. Deutschen Meisterschaften in Melle statt. Und in diesem Jahr hatte alles gepasst: Neubauer gelang mit seinem ersten deutschen Meistertitel der ganz große Wurf.

Neubauer hat sich in der Szene einen Namen gemacht

Über viele Jahre hat sich Neubauer mit seinen Erfolgen einen Namen in der Szene gemacht. „Ein, zwei Jahre hört man nichts von mir, aber dann gewinne ich wieder“, sagt er mit einem Lachen. Und so fuhr er auch am 16. Februar zusammen mit einigen Vereinskollegen zum internationalen Armed Battle, ein Turnier in Emmorlord in Holland.

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Diese Veranstaltung nutzten viele Sportler als Vorbereitung auf die anstehenden Europameisterschaften. Neubauer trat wie immer in der Gewichtsklasse über 100 Kilogramm an und ging insgesamt achtmal an den Wettkampftisch. Er gewann alle seine Kämpfe und besiegte dabei auch den amtierenden deutschen Meister Andrei Lupsa. „Das zeigt mir, das ich noch nicht zum alten Eisen gehöre“, sagt er.

„Kann nicht haben, dass jemand stärker ist“

Mit dabei war auch Vereinskamerad Dominik Kuhn. Der 27-jährige Schornsteinfeger aus Marl ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied im Halterner Club. „Ich kann es nicht haben, wenn jemand stärker ist“, sagt er. Er musste allerdings zu Beginn erst einige Niederlagen wegstecken, hat aber mittlerweile schon an zwei Turnieren teilgenommen.

Neubauer blickt mit 47 Jahren auf eine lange Karriere zurück. Dabei sind viele Freundschaften entstanden, die auch heute noch Bestand haben. „Am Ende ist es immer eine Kombination aus Kraft, Technik und Wille die zum Sieg führt“, sagt er. Für die nächsten Jahre hat er auch schon ein festes Ziel vor Augen: „Mit 50 Jahren will ich noch einmal an der WM in der Mastersklasse teilnehmen“.

INFO: Die Halterner Armwrestler treffen sich jeden Donnerstagabend um 20 Uhr im Halterner „Saloon“ (Krumme Meer 4, Haltern). Interessierte sind herzlich willkommen.