Amateursportler gegen Profis: Für Haltern ist es „Zeitmanagement auf allerhöchstem Niveau“

© Carsten Loos

Amateursportler gegen Profis: Für Haltern ist es „Zeitmanagement auf allerhöchstem Niveau“

rnFußball: Regionalliga

Für TuS Halterns Kapitän Lukas Diericks ist es ein Leben auf der Autobahn, während andere Teams unter Profibedingungen trainieren. So sieht der Stundenplan des Halterners aus.

Haltern

, 26.11.2019, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es liegt ein ruhiges Wochenende hinter dem TuS Haltern am See und Kapitän Lukas Diericks. Das Team hatte an dem Wochenende um Totensonntag spiel- und trainingsfrei. Für den Sechser des TuS eine willkommene Abwechslung.

Denn in normalen Wochen, „ist Ausschlafen nicht drin“, erklärt der 27-Jährige.

Wochen sind durchgetaktet

Seine Wochen sind durchgetaktet. Viel Zeit geht für das Training und die Spiele drauf, teilweise gegen Gegner, die für das Fußballspielen bezahlt werden. Lohnt sich für den Amateursportler dieser Aufwand für die Saison in der Regionalliga überhaupt?

„Das lohnt sich immer“, sagt Diericks. „Ob es sich tabellarisch lohnt, dass sehen wir dann am Ende der Saison.“ Vor dem Duell gegen die SF Lotte (7. Dezember, 14 Uhr, Stauseekampfbahn) stehen die Halterner noch über dem Strich. 15 Punkte hat der TuS auf dem Konto, der Wuppertaler SV auf Rang 15 - dem ersten Abstiegsplatz - hat einen Zähler weniger.

Und die Wuppertaler sind nur einer von vielen namhaften Gegnern. Unter anderem mit der U23 von Borussia Dortmund, RW Essen, Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen ist die Regionalliga gespickt mit interessanten Gegnern. Gegner, von denen viele unter Profibedingungen arbeiten.

Im Gegensatz zum TuS: Im Hintergrund ist es für Diericks „ein Leben auf der Autobahn“, wie er selbst sagt. Von Montag bis Freitag fährt der 27-Jährige von Dorsten zu seinem Arbeitsplatz nach Düsseldorf - 59 Kilometer eine Strecke. Dienstags, mittwochs und freitags geht es dann aus der Landeshauptstadt direkt nach Haltern zur Trainingseinheit - 71 Kilometer pro Strecke. „Dann bin ich wie immer eine Viertelstunde zu spät“, sagt er. „Den Stau kann ich nicht beeinflussen, vor sechs Uhr komme ich nicht aus dem Büro.“

Auslaufen am Sonntag

Am Samstag steht dann in der Regel ein Duell in der Regionalliga an, sonntags steht Auslaufen auf dem Plan. Dass allerdings dürfen die Spieler des TuS zwischenzeitlich vor der eigenen Haustür absolvieren.

Gibt es für Diericks trotzdem einen Lieblingstag in der Woche? „Der Samstagabend“, sagt der Kapitän. Denn dort hat er die Möglichkeit auszugehen, das ein oder andere Bier zu trinken. Unter der Woche muss er darauf meist verzichten.

Donnerstags zum Beispiel, wenn seine Arbeitskollegen in Düsseldorf am Abend in die Altstadt gehen, „muss ich jedes Mal sagen, ‚nein danke, ich habe noch Training‘“, sagt Diericks.

Und die Freundin? „Die ist zum Glück fußballbegeistert“, erklärt der Halterner und habe deswegen „absolutes Verständnis“. So überlege sie auch, zwischenzeitlich mit zu Auswärtsspielen zu fahren, beim Heimspielen ist sie vor Ort. Ohne das Verständnis „würde es auch nicht funktionieren“, gibt er zu. „Eine Freundin, die ihre Handtasche stolzierend über die Kö in Düsseldorf trägt, das passt nicht.“

Urlaube in der spielfreien Zeit

Die gemeinsamen Urlaube finden dann in der spielfreien Zeit statt, wie vor dem Spiel gegen Lippstadt, als die Halterner das Wochenende frei hatten. Doch auch der Urlaub bleibt nicht völlig ohne Nachwirkungen. „Da ist dann danach auch klar, dass danach die Bank ruft“, sagt Diericks.

Doch die Möglichkeit in der Regionalliga zu spielen, sei für ihn immer noch etwas Besonderes. „Da muss ich in den sauren Apfel beißen“, erklärt er. Und so kann er sich trotz aller zeitlichen Einschränkungen auch ein weiteres Jahr in der Regionalliga vorstellen.

„Die Lust am Fußballspielen habe ich nicht verloren. Als Führungsspieler und Aufstiegsspieler will ich es mir beweisen, dass wir es schaffen, in der Klasse zu bleiben“, sagt er. Auch wenn es für ihn „Zeitmanagement auf allerhöchstem Niveau“ sei.

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