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„Absolut lächerlich“: Halterner mit klarer Meinung zur Kapitänsbinden-Debatte
Fußball-Europameisterschaft
Dass die UEFA gegen den DFB ermittelt hat, weil Kapitän Neuer eine Regenbogen-Kapitänsbinde getragen hat, sorgt weiter für Diskussionen. Halterner Kapitäne kritisieren den Verband deutlich.
Dass Manuel Neuer, Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, bei der Europameisterschaft eine Kapitänsbinde in Regenbogen-Farben trägt, wäre wohl nur eine Randnotiz des Turniers gewesen - hätte die UEFA nicht dagegen ermittelt. Mittlerweile ist das Verfahren eingestellt, sorgt aber weiter für Diskussionen. Halterner Kapitäne stehen der Aktion zur Solidarität mit der LGBTQ-Gemeinschaft positiv gegenüber - einer kritisiert die UEFA scharf.
„Ich finde die Diskussion bei der UEFA absolut lächerlich“, sagt Thomas Fritzsche, Kapitän von Concordia Flaesheim. Vor einiger Zeit hatte der Verband noch damit geworben, dass die EM ein Turnier für alle sei.
„Wir reden hier über Menschenrechte“
„Es gibt ja auch Posts, in denen von der UEFA gesagt wurde, dass sie die ‚EqualGame-Kampagne‘ unterstützt“, erzählt er. Dass er nun aber gegen eine Regenbogen-Armbinde ermittelt hat, damit habe sich der Verband „richtig unbeliebt gemacht“. Dass aus einer Kapitänsbinde ein Politikum gemacht wird, kritisiert Fritzsche: „Das ist absoluter Schwachsinn.“
Es gebe keinen Grund, ein Zeichen für die Gleichberechtigung aller Menschen zu unterbinden. „Wir reden hier über Menschenrechte“, wird der Flaesheimer deutlich. Mit einer Regenbogen-Kapitänsbinde ein solches Zeichen zu setzen, „finde ich völlig in Ordnung“.
Das Gleiche sagt auch Marvin Niehaus, Kapitän des SV Lippramsdorf. „Ich finde das gut“, sagt er. „Wenn man ein Zeichen setzen kann, warum nicht auch über die Kapitänsbinde?“, so der Torhüter, der auch kein Problem damit hätte, selbst eine im Regenbogen-Look zu tragen.
Um ein Zeichen zu setzen, sei die Bühne des Profifußballs aber natürlich noch mal besser, da sie deutlich größer ist. „Was aber nicht bedeutet, dass man es bei uns nicht auch machen sollte“, stellt er klar.
„Ich finde es gut, dass die Mannschaft damit ein Zeichen setzt“
Auch Thomas Fritzsche sieht das so. „Ich hätte kein Problem damit, eine zu tragen“, sagt er. Die Bühne sei im Amateurfußball oft aber leider zu klein, um ein wirkliches Zeichen zu setzen. „Wenn einige Vereine sich zusammensetzen würden und das gemeinsam machen würden, wäre es zum Beispiel ein gutes Zeichen“, schlägt er vor.
„Ich könnte mir das durchaus vorstellen“, sagt auch Christoph Goos, Kapitän des Landesliga-Teams des TuS Haltern am See, angesprochen auf das Tragen einer Regenbogen-Kapitänsbinde. „Ich habe da, ehrlich gesagt, noch nie groß drüber nachgedacht, aber wenn die Idee da ist, damit ein Zeichen zu setzen, dann gerne.“
Dass die UEFA gegen die DFB-Elf ermittelt hat, kann derweil auch Goos nicht nachvollziehen. „Aus meiner Sicht ist das ein bisschen lächerlich.“ Als Statement müsse so etwas in Ordnung sein.
„Ich finde es gut, dass die Mannschaft damit ein Zeichen setzt“, sagt er. Gerade beim nächsten Spiel gegen Ungarn, das derzeit aufgrund seiner LGBTQ-feindlichen Politik in der Kritik steht, sei so etwas wichtig. „Zum Fußball gehört es dazu, auch mal ein Zeichen zu setzen“, so Goos weiter.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
