Für sein Lebenswerk „60 Jahre im Verein“ wurde Frank Herrmann, der Vorsitzende des SV Bossendorf, bei der diesjährigen Sportlerehrung in der Aula des Halterner Schulzentrums ausgezeichnet.
60 Jahre beim SV Bossendorf
Begonnen hat für ihn diese unglaubliche Reise bereits als Kind, denn er spielte selbst aktiv von der Jugend bis zu den Senioren im Verein und hängte erst mit 37 Jahren bei den Alten Herren die Fußballstiefel endgültig an den berühmten Nagel. Er sagt rückblickend: „Ich war nicht der Beste, aber sicher einer der schnelleren Linksaußen.“
Aus seiner aktiven Zeit ist ihm ein Pokalspiel gegen einen Marler Verein in spezieller Erinnerung geblieben: „Das war für uns als kleiner Dorfverein wirklich schon eine große Sache.“ Neben seiner überwiegend in der zweiten Mannschaft aktiven Laufbahn war er auch lange Zeit Spielführer und Betreuer in Personalunion für die Dritte.
Er erinnert sich noch gut an seine Anfangsjahre und gesteht mit einem verschmitzten Lächeln: „Damals haben wir, um stilecht aufzulaufen, die eigenen Schuhe mit einem Streifen weißem Isolierband auf Adidas-Standard getrimmt.“
Der SV Bossendorf als Lebensaufgabe
Im Laufe der vielen Jahre war Herrmann im Verein in vielen Bereichen engagiert, wie zum Beispiel auch als Trainer und Betreuer diverser Jugendmannschaften, als Fachwart Sport, und seit 1995 trägt er bis heute die Hauptverantwortung für den Verein als Vorsitzender.
Eine seiner ersten Amtshandlungen war damals der aus wirtschaftlichen Gründen gut vorbereitete Austritt aus dem DJK-Verband. Wenige Jahre später konnte er dann für den Verein auch die erste „sichere schwarze Null“ vermelden. In den frühen Anfangsjahren war der Verein damals ohne eigenen Platz praktisch „heimatlos“, und so freute es ihn besonders, vor circa 40 Jahren beim Eröffnungsspiel endlich auf dem „eigenen Platz“ zu stehen.

Weitere wichtige Projekte seiner Amtszeit waren der Bau und die spätere Erweiterung des Clubheims und des Großraumkabinentrakts. In der Saison 2010/2011 bekam der Verein dann auch den ersten Kunstrasenplatz, und Herrmann erinnert rückblickend: „Dafür mussten wir schon genau schauen, dass alles auch wirklich klappt.“
Daneben lag ihm aber auch die Jugendarbeit immer besonders am Herzen. Mit Stolz erklärt er: „Das war unsere gesunde Basis. Mit unseren erfolgreichen Jugendspielern brauchten wir keine auswärtigen Spieler in den Verein zu holen.“
Vor diesem Hintergrund zahlte sich auch schnell die Anschaffung eines Vereinsbullis aus. Der wurde damals gekauft, um die vielen Jugendlichen der einzelnen Mannschaften sicher und zeitnah zu den verschiedenen Anlagen zu bringen.
Auch Schiedsrichter – mit Prinzipien
Das oberste sportliche Ziel in der Vereinsführung war für Herrmann aber immer, für jede Saison eine möglichst gute Mannschaft zu haben, in der es allerdings keine Gehaltszahlungen gab. Als vereinsprägende Spieler nennt er zum Beispiel den aus der eigenen Jugend nachgewachsenen Jürgen Schröder und Andreas Räder. Zu Letzterem merkt er an: „Der hatte Oberschenkel wie Gerd Müller und schoss Buden ohne Ende.“
Schon früh befasste sich Herrmann auch mit dem Schiedsrichterwesen und blickt nach 33 Jahren als lizenzierter Unparteiischer auf rund 500 geleitete Spiele zurück. Auch in diesem Bereich konnte er sich immer auf seinen reichen Erfahrungsschatz verlassen. Für ihn war das Pfeifen immer eine besondere Ehre, und ein Spiel etwa wegen Wetterkapriolen nicht anzupfeifen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen.
Für ihn galt der Grundsatz: „Wenn ich auf dem Platz bin, wird auch gespielt.“ Was er in den vielen Jahren aber alles an Regeländerungen beachten musste, hat ihm nicht immer gefallen. So sagt er zum Beispiel: „Rückennummern bis 99 auf dem Trikot braucht wirklich niemand. Und die ewige Diskussion über passives und aktives Abseits hat uns auch das Leben nicht unbedingt leichter gemacht.“
Zukunftsvisionen für den SV Bossendorf
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm aus dieser Zeit ein Spiel, das er nach einer Verletzung auf dem Platz aus Sorge vor Ausschreitungen abbrechen musste. „Die komplette Klärung und Schuldfrage fand letztendlich erst am Essener Landgericht einen endgültigen Schlusspunkt“, erinnert er sich.
Heute blickt Frank Herrmann stolz auf einen breit aufgestellten Fußballverein mit drei Seniorenteams, zwei Altherrenmannschaften und einem stark besetzten Jugendbereich. Allerdings lässt ihm sein Streben nach weiteren Verbesserungen immer noch keine Ruhe, und so tüftelt er momentan unter anderem an einer besseren Ausleuchtung am kleinen Kunstrasenplatz.
Für ihn ist der SV Bossendorf nicht nur die „Macht an der Lippe“, sondern längst auch ein Stück persönlicher Lebensgeschichte geworden. Für die Zukunft wünscht er sich, dass der Verein in den bewährten Strukturen weiterleben wird.