Sie waren zu Westfalenliga-Zeiten ihrer Klubs Gegner. Sie zählten meistens zu den auffälligsten Spielern ihres Teams. Und jetzt treffen sie sich nach mehr als acht Jahren wieder. In der Kreisliga C.
Der Schallacker ist so ziemlich der Platz, der in Dortmund gar nicht für Glanz und Glamour steht. Die großen Zeiten des dort beheimateten Hörder Vereins SuS liegen auch deutlich vor denen von Mohamed Lmcademali (36) und Tim Schwarz (37.). Zu diesem fast surrealen Schauplatz des Wiedersehens zweier Amateurfußball-Granden passt dann auch noch die Liga. Lmcademalis Klub Phönix Hörde ist Dritter der Kreisliga C2, der ASC 09 Dortmund 3 mit Tim Schwarz führt derzeit die Tabelle an.
Der frisch verheiratete Aplerbecker weiß auch, was ihn erwartet: „Asche, wie ganz früher, die gehört doch dazu, wenn ich mich auf solch ein Abenteuer einlasse.“ Die Entscheidung, mit vielen Kollegen aus der damals zweiten ASC-Mannschaft, die 2018 in die Kreisliga A und 2020 in die Bezirksliga aufstieg, eine Art Karriere-Ausklangs-Team zu bilden, führt Schwarz in die Niederungen des Amateurfußballs. „Aber wir sehen das als großen Spaß.“ Wer Fußball auf einem gewissen Level gespielt hat, versteht nur bei Niederlagen keinen großen Spaß. „Wir spielen, weil wir oben stehen wollen. Dass wir Anfang November bei ETuS/DJK Schwerte 2 zum bislang einzigen Mal verloren, darf allerdings gerade ich keinem übel nehmen.“ Warum gerade er? Schließlich ist er unter Trainer Kolja Schölermann doch nur Spieler. „Am Tag vorher war meine Hochzeit, ich habe daher auch nicht gespielt. Wenn da der eine oder andere Restalkohol hatte, geht das auf meine Kappe.“
C-Liga-Fußball, das heißt eben auch, nicht ganz genau hinzusehen, auch wenn jemand mal das Training auslässt, aber irgendwo ist Aplerbecks Dritte dann doch ehrgeizig genug, um sich zweimal die Woche zu treffen und um den ersten Platz verteidigen zu wollen 39 Punkte und 103:10 Tore lesen sich schon einmal hochgradig ambitioniert.
Tim Schwarz ist nicht mal bester Schütze. „Wir hatten uns nämlich vorgenommen, Zhivko Bonev zum Torschützenkönig zu machen. Der ist 43, schon lange dabei. Der hat es verdient, also legen wir ihm ständig Bälle auf.“ Das funktioniert so gut, dass Schwarz gerne auch mal ganz piano macht: „Ich werde auch nicht jünger und auch nicht schneller. Und dann bin ich ja jetzt verheiratet und beruflich sehr eingespannt. Da setze ich andere Prioritäten. Die Tortur eines Aschenplatzes nimmt er aber auf sich, weil er sie gar nicht so empfindet: „Das ist völlig okay. Ich habe ja Multinockenschuhe, wobei ich diese gelenkschonenden Teile auf jedem Belag trage.“ Dass der einst so ehrgeizige Torjäger sich nicht ganz so ernst nimmt, macht dieses Spaßprojekt dritte Mannschaft glaubwürdiger.

Während sich Schwarz langsam auf sein Karriereende in schonenden Multinocken vorbereitet, packt Mohamed Lmcademalis Spielertrainer Hassan Belamkadem (39.) öfter noch die Schraubstollen aus. Vorab: Dass LMC vor der Saison als Abgang gehandelt wurde, trifft den Nerv des coachenden Neurologen schon. „LMC hatte nie gesagt, er gehe nach Wickede. Dass er seinen gleichnamigen Onkel unterstützen wollte, hatte er klar kommuniziert. Spielen aber wollte er immer nur für uns.“ Also musste Oberarzt Belamkadem keinem bei Phönix Hörde Beruhigungsmittel verschreiben.
Könnte nur sein, dass er irgendwann Eigenbedarf sieht, denn Belamkadem behauptet von sich: „Ich mag den Begriff Zufriedenheit nicht, selbst wenn sich unser junger Verein gut entwickelt. Das ist ein Prozess. Ein Sieg im Spitzenspiel wäre aber auf alle Fälle ein guter Schritt.“

Das hätte bestimmt anders geklungen, hätte Phönix nicht bereits zwei Spiele verloren. Besonders die Niederlage gegen Kruckel 2 schmerzte. Gegen Spitzenteam FCK Sölde dürfe das ja mal vorkommen. Aber dann möchte auch der rührige Belamkadem geraderücken, worum es eigentlich geht: „Wir spielen ja nicht auf dem Schallacker, weil wir keinen Bock auf Fußball haben. Nein, hier geht es auch um ganz viel Spaß. Und jeder, der uns erlebt, kann dies bestätigen.“
Wenn Spaß auf Spaß trifft, die beiden torgefährlichsten und zugleich gegentorärmsten Team gegeneinander spielten, Mohamed Lmcademali und Yassin Bourima sich mit Tim Schwarz und Patrick Wedemann duellieren, klingt das nach mehr als einfachem Aschekick. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir am Sonntag viele Zuschauer haben“, hofft Belamkadem auf regen Zuspruch. Für die Fans stellt sich die Frage, Stollen oder Multinocken nicht. Rund um das alte Hörder Geläuf sind robuste Winterschuhe die einzig richtige Wahl.
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