Lange waren die Olympischen Spiele gedanklich noch weit entfernt. Doch für die erstmals seit 16 Jahren wieder qualifizierten Deutschen Handballerinnen geht in nur drei Wochen am 25. Juli in Paris mit dem Gruppenspiel gegen Südkorea los.
Vier Spielerinnen von Borussia Dortmund sind dabei. Lisa Antl und Sarah Wachter für die DHB-Auswahl, Carmen Campos Costa für Spanien und Deborah Lassouce für Frankreich.
Für Kreisläuferin Antl und Torfrau Wachter steht zuvor noch ein Heimauftritt bevor: Am 13. Juli kommt es zur Generalprobe gegen Brasilien in der Dortmunder Westfalenhalle.
Nach 16 Jahren wieder bei Olympia
Leichte Gegner bei Olympia? „Nein, die gibt es nicht, alle zwölf Teams sind stark“, versichert Torhüterin Sarah Wachter. Kreisläuferin Lisa Antl spricht von einer „Hammergruppe“, die die DHB-Auswahl erwischt hat.
Deutschland trifft in der Gruppe A auf Norwegen, Südkorea, Slowenien, Schweden und Dänemark.
Titelverteidiger Frankreich in Gruppe B auf Ungarn, Angola, die Niederlande, Brasilien und Spanien. Die Vorrunde wird in Paris ausgetragen, für die Endrunde ziehen die Mannschaften nach Lille um.
Konkurrenzkampf um die Plätze im DHB-Team
Die letzten Wochen hatte es in sich für das Borussen-Duo Antl und Wachter. Statt Urlaub und Erholung nach einer langen Saison mussten sie noch mal richtig Vollgas geben.
Wer mit Lisa Antl spricht, der spürt eine gewisse Müdigkeit in ihrer Stimme. Eine ungewohnte Müdigkeit. Denn die Kreisläuferin des BVB ist ein echtes Energiebündel.
Ende Juni endete das zweiwöchige Vorbereitungstrainingslager in Immenstadt im Allgäu. „Es war brutal anstrengend“, sagt Lisa Antl, „zumal wir alle nach einer langen Saison natürlich etwas müde waren und es nicht so leicht war, sich aufzuraffen. Lob gab’s dennoch von Bundestrainer Markus Gaugisch: „Die Spielerinnen sind heiß wie Frittenfett.“
Der Konkurrenzkampf um die Tickets für Paris war hart. Nur 14 der zuvor nominierten 21 Spielerinnen dürfen mit zu Olympia, dazu kommen drei Wechselspielerinnen. Lisa Antl und Sarah Wachter, beide erst 24 Jahre jung, sind fest dabei, haben das harte Auswahlverfahren überstanden.
Lisa Antl: Das erste Mal Olympia
Antl steht seit drei Jahren im DHB-Aufgebot. Und hat wie alle anderen noch nie bei Olympia gespielt. Wie auch. 2008 bei den Olympischen Spielen in Peking war die DHB-Auswahl das letzte Mal dabei, wurde Elfte hinter Kasachstan auf Platz zehn und vor Angola auf Rang zwölf. Olympiasieger wurde Norwegen.
„Da war ich in der dritten Klasse, habe in der Jugend von Gaimersheim gespielt“, erklärte Antl und gibt den Ratschlag, doch mal bei BVB-Torwarttrainerin Clara Woltering - mittlerweile auch schon 41 Jahre alt – nachzufragen, wie das damals war.
Was Antl damit sagen will, ist klar. „Niemand kann uns so wirklich sagen, was da auf uns zukommt. Für alle von uns wird das eine spannende Zeit, etwas ganz Großes, größer als eine WM. Als ich das zuhause in Gaimersheim erzählt habe, dass ich zu Olympia fahre, konnten es die Leute zunächst kaum fassen.“
Ganz besonders freue sie sich auf das Spiel gegen Norwegen, dass sie gegen Ausnahmespielerin Stine Bredal Oftedal antreten dürfe.
Sarah Wachter will WM-Rechnung begleichen
Auch Torfrau Sarah Wachter hat einen besonderen Lieblingsgegner: Schweden. Da habe man nach der WM-Niederlage noch eine Rechnung offen, so die Dortmunderin.
Die Zeit läuft rasend schnell. Nach Immenstadt ging’s für die Dortmunder Torfrau für ein paar Tage nach Hause zu den Eltern nach Remshalden bei Waiblingen, die dort eine Metzgerei betreiben und gerne länger ihre Tochter in Paris begleiten würden. „Sie kommen für ein paar Tage, mehr ist nicht drin wegen des Personalmangels“, so Wachter.
Bis zum Länderspiel in Dortmund am 13. Juli trainiert die DHB-Auswahl in Kienbaum. „Natürlich freue ich mich schon auf die Westfalenhalle“, erklärt die 1,82 Meter große Torfrau, die Anfang der vergangenen Saison aus Neckarsulm zum BVB gewechselt war. Und seitdem eine sensationelle Entwicklung hingelegt hat.
Beim BVB steht sie leistungsmäßig in einer Reihe mit Weltmeisterin Tess Lieder, beide bilden das Fundament der stabilen BVB-Defensive.
Sarah Wachter: Zweite Olympia-Torfrau
Lob gab’s auch für ihre Auftritte in der Nationalmannschaft. Als die Thüringerin Dinah Eckerle wegen ihrer Baby-Pause verhindert war, nutzte Wachter ihre Chance. Bei der WM im November des vergangenen Jahres spielte sie sich in den Blickpunkt – und sicherte sich den zweiten Torfrau-Platz neben Katharina Filter.
Über ihre Einsatzzeiten hinter der klaren Nummer 1 mache sie sich keine Sorgen, so Wachter. „Kati ist einfach überragend. Aber wenn man mich braucht, dann bin ich da.“