Unter den Trainern im deutschen Profifußball gibt es die eher ruhigeren Vertreter – und es gibt Coaches, die am Spielfeldrand eindeutig über die Emotionen kommen und gerne auch mal die eine oder andere angeregte Diskussion mit dem Schiedsrichter oder dem gegnerischen Trainer führen. Steffen Baumgart vom Hamburger SV und Sascha Hildmann von Preußen Münster dürfen wohl zweifellos in die zweite Kategorie eingeordnet werden.
Beim Zweitligaspiel zwischen ebendiesen beiden Teams am 31. August (Endstand 4:1 für den HSV) hatte der Dortmunder Yannick Rupert die Aufgabe, zwischen den Trainerbänken für Ordnung zu sorgen. Der 24-jährige Schiedsrichter vom SC Husen Kurl war im Hamburger Volkspark als Vierter Offizieller eingesetzt.
Erster Auftritt beim Karlsruher SC
„Ein bisschen Respekt hatte ich vor dieser Situation schon, denn sie war neu für mich, und ich wusste nicht genau, was mich erwartet“, erzählt Rupert. „Aber das Spiel ist am Ende sehr ruhig geblieben, sicherlich auch wegen des klaren Spielverlaufs, und es gab überhaupt keine Probleme.“
Die Atmosphäre im mit 57.000 Zuschauern ausverkauften Hamburger Stadion sei aber ein absolutes Highlight gewesen. Genauso wie sein erster Auftritt als Vierter Offizieller in der 2. Bundesliga, vier Wochen zuvor beim Spiel des Karlsruher SC gegen den 1. FC Nürnberg vor immerhin gut 30.000 Zuschauern.
Noch bedeutender für Yannick Ruperts eigene Schiedsrichterkarriere ist natürlich der Aufstieg als Hauptschiedsrichter in die 3. Liga. Und auch da verlief das Debüt gut, beim Spiel der zweiten Mannschaft von Hannover 96 gegen Rot-Weiß Essen (1:3) am 11. August. „Das war tatsächlich ein gelungener Auftakt. Das Spiel hat in der großen Arena in Hannover stattgefunden und Essen hat viele Fans mitgebracht“, erinnert sich der Dortmunder.
Yannick Rupert mag die Kapitänsregel
Auch mit seiner Leistung war er zufrieden, was die interne DFB-Note bestätigte. Zwei frühe Gelbe Karten in der 3. und 4. Minute verteilte Rupert, danach jedoch nur noch eine weitere. „In der Regionalliga West hatte ich zeitweise den Ruf, ein Kartenmeister zu sein“, erinnert sich der 24-Jährige lachend. „Da gab es sogar einen eigenen Bericht, als ich meine hundertste Gelbe Karte gezeigt habe.“
Mit dem nötigen Ernst fügt er hinzu: „Natürlich hört man das aber eigentlich gar nicht so gerne. Deshalb habe ich mein Disziplinarkonzept noch einmal reflektiert. Klar ist aber auch: Wenn persönliche Strafen unerlässlich sind, muss man sie auch aussprechen.“ Er sehe sich als „konsequenten“ Schiedsrichter, der seine Linie von Anfang bis Ende durchziehen möchte.

Dabei helfe auch der neue „Kapitänsdialog“, landläufig bekannt als „Kapitänsregel“. „Grundsätzlich begrüßen wir Schiedsrichter Maßnahmen, die den Respekt uns gegenüber fördern. Und die EM hat gezeigt: Der Kapitänsdialog funktioniert. Die Befürchtung, dass es vielleicht eine Kartenflut geben wird, hat sich bislang als unbegründet erwiesen“, freut sich Rupert.
Er sei sich bewusst, dass er als Neuling in der 3. Liga nicht sofort die großen, zuschauerträchtigen Spiele oder Derbys pfeifen werde, sagt aber: „Die Dritte Liga ist auch für die Schiedsrichter höchst attraktiv, erst recht, wenn man neu im Profifußball ist. Ich bin froh und dankbar für die Chance, dort pfeifen zu dürfen.“
Besonders interessante Orte seien beispielsweise die Hafenstraße in Essen, das Grünwalder Stadion in München oder das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden.
Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft als Highlight
Die Regionalliga West, in der Yannick Rupert drei Jahre als Schiedsrichter verbrachte, sei mit einigen Traditionsklubs und größeren Stadien eine Top-Vorbereitung für die 3. Liga gewesen.
„Da sind die Jungs aus dem Norden oder Bayern manchmal schon etwas neidisch“, sagt er schmunzelnd. „Spiele mit 25.000 Zuschauern wie in Aachen haben die nicht unbedingt in ihren Ligen. Da kann man sich schon einmal gut an so eine Atmosphäre gewöhnen.“
Zwingend weit reisen muss Rupert allerdings gar nicht für eine besondere Atmosphäre. Im vergangenen Winter war er zum ersten Mal in der Endrunde der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft im Einsatz. „In der Körnig-Halle dabei zu sein, ist etwas ganz Besonderes. Und eine ganz andere Atmosphäre als überall sonst. Alle kennen sich und haben super viel Spaß miteinander“, sagt der junge Unparteiische.
Dessen Ziel es nun erstmal ist, eine gute Debütsaison in der 3. Liga abzuliefern. „Kleine Ziele steckt man sich ja von Anfang an in der Laufbahn“, sagt er. „Wir sind natürlich alle Sportler und wollen besser werden. Aber wenn ich nach dieser Saison weiter 3. Liga pfeifen dürfte, wäre das schon sehr gut.“
Eine Liga höher hat es bereits sein Vereinskamerad Timo Gansloweit geschafft: Der 28-Jährige gehört seit diesem Sommer zum Aufgebot in der 2. Bundesliga.