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Wie richtiger Ruhrpott-Fußball aussah und wie Amateurkicker den heute erleben können
Amateurfußball
Der Amateurfußball an sich ist schon etwas besonderes, aber das Kicken im Ruhrpott ist nochmal eine Sache für sich. Ein neues Buch von zwei Dortmundern zeigt, wie es damals im Pott lief.
Kai Nembach (45) und Julian Mulski (34) sind Arbeitskollegen. Beide eint eine kurze glanzlose Fußballerkarriere. Nembachs Laufbahn-Höhepunkt sollte ein Tor für den C-Ligisten Posterum United sein, Mulski fällt da erst gar nichts zu ein.
Ideen aber haben beide schon, und den Blick für den großen Fußball. Irgendwann gerieten sie beim Bier in eine wehmütige „Früher war alles besser-Stimmung“. Sie schufen einen Charakter, der in längst vergangenen Jahrzehnten eine komplett andere Fußballerwelt erlebte.
Und aus ihren Fantasien, wie ein Musterfußball der guten alten Zeit aussehen könnte, machten sie zwei Bücher. Was sich viele vornehmen, aber dann doch nicht realisieren, machten die beiden Kumpel. „Zwischen Asche und Asphalt“ und „Von der Straße auf den Rasen“ heißen ihre Werke. Wir sprachen mit dem Hobby-Autorenduo.
Julian und Kai, ihr seid selbst Fußballer. In welcher Funktion wart und seid ihr eurem Lieblingssport verbunden?
Wir haben in der Jugend in unseren lokalen Vereinen gepöhlt, ich, Kai, beim Hörder SC. Dann habe ich mich von Kollegen für ein Jahr Posterum United überreden lassen. Mein Tor war die einzige Szene, mit der ich mich in die Statistik eintrug. Ich, Julian, habe nur in der Jugend in Recklinghausen gekickt. Aber schnell war klar: Wir sind in der Theorie besser als in der Praxis. Daher haben wir in den vergangenen Jahrzehnten den Profis das Feld überlassen und lieber die Bolzplätze der Umgebung beackert.
Was bewegte euch dazu, ein Buch zu schreiben? Was hat euch inspiriert?
Wir waren zusammen bei einer Schulung und haben abends bei einem Bierchen ein Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft gesehen. Da ist uns klar geworden: Das packt uns nicht mehr und wir schwelgten in Erinnerungen an die alten charismatischen Fußballer unserer Jugend.
Ein Beispiel machten wir schon am Namen fest: Timo Werner klingt nicht so, wie Fußballer früher hießen. So haben wir die Figur des Ruhrpott-Pöhlers Willi Werner, der all diese Eigenschaften vereint, geschaffen. Aus diesen vielen kleinen Ideen und Anekdoten sind schließlich diese Bücher geworden.
Wer unterstützt euch?
Unsere Familien hatten viel Geduld mit uns und unseren langen Telefonaten. Die ersten positiven Rückmeldungen unserer Bolzplatzfreunde haben uns weiter ermutigt.
Schildert uns kurz in wenigen Sätzen, was und wen ihr beschreibt.
Das Buch handelt von dem fiktiven Fußballer Willi Werner, der als Sohn eines Schuhwixe-Fabrikanten den steinigen Weg zum Erfolg beschreitet und dabei um die Anerkennung seines Vaters kämpft.
Dass es eine Hommage an das Ruhrgebiet, besonders das der vergangenen Jahrzehnte ist, spürt der Leser schnell. Finden sich da auch autobiographische Elemente oder ist es eine komplett fiktive Geschichte?
Die Geschichte ist komplett fiktiv. Aber bei den Charakteren und den beschriebenen Orten haben wir unsere Beobachtungen und Erfahrungen einfließen lassen.
An wen richtet sich das Buch?
Das Buch soll den Leser auf eine kleine Zeitreise mitnehmen. Wir dachten, dass es hauptsächlich fußballinteressierte Ruhrpottler ansprechen. Aber auch viele im Bekanntenkreis, die nichts mit Fußball am Hut haben, haben das Buch verschlungen und sich an dem beschriebenen alten Ruhrpott erfreut.
Um es mal für eine breitere Öffentlichkeit bereitzumachen, entwickeln wir das Format noch weiter. Wir sind ja keine gelernten Autoren, sondern Integrationsbeauftragte. Und wir wissen, dass vielleicht noch nicht alles perfekt ist, aber doch mit viel Herzblut. Wir arbeiten an einem dritten Buch.
Wo sind die Bücher erhältlich?
Das Buch ist über unsere Homepage Willi-Werner.com oder bei unseren Freunden von Dortmunderisch, einem Laden in der Sckellstraße und einem Versandhandel, erhältlich.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
