
© Stephan Schütze
Widersprüchliche Aussagen nach Trainer-Rauswurf: Heftige Vorwürfe gegen Osmanlispor
Fußball-Kreisliga A
Osmanlispor schmeißt sein Trainergespann raus. Die Trennung sei „ohne Probleme“ abgelaufen. Dem widerspricht einer der beiden Coaches – und formuliert gravierende Vorwürfe.
Bei Fußball-Kreisligist Osmanlispor Dortmund steht Aussage gegen Aussage: Der Verein hatte zuletzt verkündet, die Freistellung des Trainergespanns um Chefcoach Yasin Yanik und seinem Co-Trainer Ertugrul Bicakci sei ohne Probleme und aus rein sportlichen Gründen erfolgt. Nun gibt es allerdings noch eine ganz andere Version der Geschichte. Und die hat es in sich: Es soll zu heftigen Beleidigungen gekommen sein – und die Entlassung rein gar nichts Sportliches an sich haben.
„Das, was mit uns in den letzten zwei Wochen gemacht wurde, ist der Wahnsinn“, sagt Ertugrul Bicakci. Was war passiert?
Im September übernehmen er und Yasin Yanik die Geschicke beim damals Tabellen-7. der Kreisliga A und führen die Dortmunder Schritt für Schritt nach oben. Zur Winterpause steht Osmanlispor bereits auf dem zweiten Tabellenplatz – nur drei Punkte hinter Spitzenreiter SG Gahmen.
Dann nutzt das Trainergespann die Unterbrechung, um der Vereinsführung konkrete Transfer-Wünsche mitzuteilen. Und ihr Anliegen findet auch tatsächlich Gehör: Mehrere Spieler werden vom Sportlichen Leiter Tolga Porsuk verpflichtet.
Osmanlispor: Eklat mit aussortiertem Spieler nach der Winterpause
Der Kader wird also größer und Yanik und Bicakci treffen die unpopuläre Entscheidung, insgesamt fünf Spielern mitzuteilen, das sie in ihren Planungen keine Rolle mehr spielen. „Wir haben denen ganz offen gesagt, dass sie weniger Einsatzzeiten bekommen werden. Aber keiner dieser Spieler wollte gehen, was auch völlig in Ordnung war“, sagt Bicakci.
Als die Rückrunde beginnt, steht ein aussortierter Außenverteidiger (Name der Redaktion bekannt) zunächst trotzdem in den ersten zwei Partien auf dem Feld. Als er dann allerdings in der Folge rausrotiert wird, kommt es zum Eklat.
„Der Spieler ist sehr persönlich geworden und hat Yasin extrem beleidigt. Daraufhin wurde er in die Zweite gesteckt“, sagt der Co-Trainer. Dann wird es schmutzig.

Ertugrul Bicakci (l.) glaubt nicht, dass die Entlassung von ihm und Yasin Yanik (3.v.r) sportliche Gründe hat. © Stephan Schütze
Vorstand mischt sich ein und die Situation eskaliert bei Osmanlispor
Denn laut Bicakci habe sich dann Vorstandsmitglied Hüseyin Asan eingemischt, weil der privat mit dem Spieler eine Verbindung habe. „Asan hat dann versucht, diesen Spieler und Trainer Yasin zusammenzubringen. Damit der Spieler sich entschuldigt. Dies ist nicht passiert. In dem Gespräch ist dann der Streit zwischen Asan und Yasin entfacht und Yasin wurde von dem Vorstandsvorsitzenden auch beleidigt. Daraufhin sammelte Asan den Vorstand für eine Trainer-Wahl, in der aber zu 100-Prozent für Yasin gestimmt wurde“, erzählt Bicakci.
Bis zur 0:2-Niederlage gegen SF Sölderholz sei dann erst mal alles ruhig gewesen. Danach hätten er und Yasin Yanik aus der Presse von einer Krisensitzung erfahren. Sie selber seien nie persönlich angehört worden. Bei dieser Krisensitzung hätten dann nur noch zwei Mitglieder für Yanik gestimmt.
Drei Tage später folgt dann die Entlassung beim Training. Aus sportlichen Gründen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden von 18 Spielen nur drei verloren – und bei zwölf Siegen insgesamt 38 Punkte geholt.
„Vor diesem Hintergrund von sportlichen Gründen zu sprechen ist einfach hinterhältig. Als wir das Ganze mitgeteilt bekommen haben, bin ich deswegen auch wirklich wütend gewesen“, sagt Ertugrul Bicakci.
Nach dem Rausschmiss-Gespräch mit Tolga Porsuk hätten sie auch nie wieder etwas von einem der Verantwortlichen gehört. Eine Verabschiedung soll nicht stattgefunden haben.
Sportlicher Leiter hält an Begründung fest
Ganz anders sieht nach wie vor die sportliche Führung von Osmanlispor die Situation. Deren Sportlicher Leiter Tolga Porsuk betont: „Jeder kann seine Meinung sagen. Aber vier Punkte aus den vergangenen vier Spielen waren einfach zu wenig. Interne Politik interessiert mich auch gar nicht. Ich war einfach der Meinung, dass wir nur noch eine Chance auf den Aufstieg haben, wenn frischer Wind rein kommt. Deswegen mussten die Trainer leider gehen.“ Zu den weiteren Vorwürfen seitens Bicakci äußerte sich Porsuk auf Anfrage nicht.
Aktuell hat Osmanlispor fünf Punkte Rückstand auf die Dortmunder Löwen Brackel 61 – allerdings auch eine Partie weniger absolviert als der Tabellenführer. Am Sonntag (Anstoß: 15 Uhr) treffen die beiden Teams dann tatsächlich auch aufeinander. Dann wird bereits Neu-Coach Halil Gönen bei Osmanlispor auf der Bank sitzen.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
