Über das Jahr hinweg hat sich der Bezirksliga-Aufsteiger SV Westrich das Glück mit Sicherheit verdient. Als Marcel Erdmann in der neunten (!) Minute der Nachspielzeit den Ball irgendwie über die Linie zum schmeichelhaften 2:2 (0:0) gegen einen gut aufgelegten SV Bommern drückte, sahen zumindest die Gäste das anders.
Der Frage, ob das Glas nach dem Unentschieden im vorgezogenen Spiel nun halbvoll oder halbleer war, entgegnete Westrich-Trainer Marc Risse clever ausweichend, aber doch treffend: „Das ganze Jahr betreffend nicht nur dreiviertel voll, sondern ganz.“ Im Vereinsheim war bei der Vorsitzenden Birgitt Mallon schon allerdings die Kanne leer. Den Besuchern war bei der Kälte nach wärmendem Kaffee. Wer ohne Auto da war, durfte auf Glühwein ausweichen und sich das Spiel auch ein wenig schöntrinken.
SV Westrich beweist Charakter
Keine Frage, im letzten Meisterschaftsspiel des Jahres hatte der Aufsteiger einmal mehr Charakter bewiesen. Aber die von Trainer Marc Risse erhoffte „Leistung, mit der wir das Publikum erwärmen“, hatte der SVW nicht gezeigt. Wenn eine Mannschaft bei Temperaturen um den Gefrierpunkt die gut 50 Zuschauer erwärmt hatte, dann war es das bislang nicht vor Auswärtsstärke strotzende Team aus Witten. Nach zwei Pfostentreffern und mehreren Wahnsinnsparaden des Westricher Schlussmanns Christian Nowak hätte Bommern zur Pause gegen ein wenig zerstreut wirkende Gastgeber locker 3:0 führen können.
„Das war auch unsere schlechteste Saisonleistung, die ich nicht nur mit unserer personellen Situation erklären möchte“, räumte Risse auch ein. Dass die torgefährlichen Kevin Becker und Yannik Tielker fehlten, hätte vielleicht den Chancenmangel der ersten 45 Minuten begründen können. Aber die zaghafte Verteidigung hätten sie auch nicht verhindert.
Niclas Roggenbuck verkürzt für SV Westrich
Und wie es dann im Fußball manchmal ist, erhielt der SVW die Quittung für die schwache erste Hälfte in einer Phase, in der er besser spielte. Ausgerechnet der bis dahin überragende Nowak patzte und ließ den langen Jonah Hebeler frei zum Kopfball kommen. Fabio van den Borg stellte auf 2:0 für die Gäste (74.).
Nur: Wer dachte, jetzt sehnte sich Westrich nur noch in die wärmende Kabine, der kennt diese Mannschaft nicht. Nicht umsonst hatte dieses nicht aus den großen Stars bestehende Ensemble oft am Ende manche Partie gedreht. Niclas Roggenbuck verkürzte (86.). Bei aller Begeisterung für den Willen der Westricher aber durften sie sich bei Schiedsrichter Dmitri Trahtenberg bedanken, der zehn Minuten nachspielen ließ. Die meisten hatten mit vier Minuten gerechnet.

Immer, wenn alle dachten, das muss jetzt die letzte Aktion gewesen sein, packte der Unparteiische noch eine Minute drauf. Dann die neunte Minute der Nachspielzeit: Ecke Raphael Meißner, Kopfball Sven Thormann, Abwehr Torwart Nick Kantowski, Pfosten und dann Marcel Erdmann. Westrich jubelte noch einmal und füllte das da noch ziemlich leere Glas.
Am Montag sind die Westricher noch einmal im Freien aktiv, dann ist der SVW im Alstedde im Pokaleinsatz. Und dann freut sich der fußballbegeisterte Vorort auf die Hallensaison. In der Halle Brügmann wollen sie in diesem Winter feiern. Nach den Spielen sind dann nur die sprichwörtlichen Gläser voll. Und während der Partien auch die Kannen. Denn wenn der SVW vor seinem lauten Publikum spielt, heißt es doch so schön: Sie spielen volle Kanne.
SV Westrich - SV Bommern 2:2 (0:0)
Westrich: Nowak - Klingeberg (57. Roggenbuck), Thormann, Boehnke, Burkamp (75. Middeldorf) - Marschallek (75. Schulte), Schawaller (75. Herbst), Künnemann, Kopuz (75. Hohloch) - Meißner - Erdmann
Tore: 0:1 Hebeler (57.), 0:2 van den Borg (74.), 1:2 Roggenbuck (86.), 2:2 Erdmann (90.+9)
Drei Landesligisten enttäuschen, ein Bezirksligist überragt: Gewinner und Verlierer der Hinrunde
SV Westrich teilt sich Punkt mit dem SV Bommern: Die Bezirksliga-Partie im Video
Kreispokal-Duell zwischen BW Alstedde und SV Westrich verlegt: Ein Klub hatte anderen Wunschtermin