Bei Westfalia Wickede läuft es noch gar nicht rund.

Bei Westfalia Wickede läuft es noch gar nicht rund. © Schaper

Westfalia Wickedes Vorsitzender: „Viele verstehen nicht, was bei uns seit Monaten los ist“

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Westfalia Wickede findet nach dem Abstieg in die Landesliga nicht zur Ruhe. Vier Rote Karten und null Punkte stehen auf der Habenseite. Der Vorsitzende Horst Linke bezieht deutlich Stellung.

Dortmund

, 31.08.2022, 07:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Grün ist selbst bei der schwarz-weißen Westfalia Wickede die Farbe der Hoffnung. Denn am Mittwoch soll laut Vorsitzendem Horst Linke der neue Kunstrasen bespielbar sein. Und dann glaubt der unter der sportlichen und generellen Situation des Vereins sehr leidende Linke, dass alles wieder besser werde. Ein Interview mit Einblicken in einen Verein zwischen Ängsten und Zuversicht.

Horst Linke, drei Spiele, drei Niederlagen! Nach dem 1:8 in Horsthausen entschuldigte sich die Mannschaft via Instagram bei den mitgereisten Anhängern. Finden Sie das gut, angemessen oder eher nicht notwendig?

Sie müssen sich nicht für ihre Leistung entschuldigen, sondern für ihre situative Dummheit. Die beiden Roten Karten taten ihr Übriges. Aber wir fangen uns Tore, weil wir einfach so viel falsch handeln. Aber wo soll es auch herkommen?

Westfalia Wickedes Horst Linke (l.) bezieht deutlich Stellung.

Westfalia Wickedes Horst Linke (l.) bezieht deutlich Stellung. © Andreas Schröter

Woran denken Sie?

Seit Mai soll unser Platz fertig sein. Dann im Juli. Jetzt wird es, wenn alles glatt geht, Ende August. Wir sind seit viereinhalb Monaten nicht mehr in unserem Stadion. Das macht alles keinen Spaß mehr. Hätten wir nicht den alten Platz von Dortmund 82, hätten wir mit unseren 16 Mannschaften gar nicht trainieren oder spielen können. Da gibt es Vereine in unserer Nachbarschaft, die blähen ihre Trainingszeiten auf, um uns bloß nicht auf ihren Platz zu lassen. Alle reden von Nette und Osmanlispor. Und wir haben mit unseren vielen Mannschaften wirklich den Salat.

Das könnte ja eine Erklärung für die Leistungen der Mannschaft sein…

Das ist sie auch. Einige spielten bei den Turnieren zum ersten Mal zusammen, die kannten sich gar nicht. Und warum? Weil sie nicht trainieren konnten. Die waren mal auf Rasen, dann auf unserem Kleinfeld. Das ist doch keine Vorbereitung. Wir haben Mohamed Lmcademali und Christian Fröse mit der Aufgabe betraut, eine Mannschaft zu formen. Wie sollte das gehen? Da waren so viele Neue, dann waren sie wieder aus verschiedenen Gründen unterwegs, dann haben uns einige kurzfristig verlassen. Die kannten sich gar nicht und sollten auf Anhieb zusammen Fußball spielen. Wie soll da Spielfluss entstehen?

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Dass kein Traumstart nach dem Abstieg zu erwarten war, gesteht der Mannschaft wohl jeder zu. Aber hätten Sie ein Torverhältnis von 4:15 für möglich gehalten?

Ja! Ich glaube, viele Leute verstehen nicht, was bei uns seit Monaten los ist. Wir haben keinen Platz, um vernünftig zu arbeiten. Das trifft auch auf unsere Juniorenteams zu. Ich frage noch mal: Wie sollen wir eine Einheit werden? Sehen Sie, wir hatten Wochen, da hatten wir uns nur zum Unterhalten getroffen. Weil wir freitags mal keinen Platz hatten, waren wir Tapas essen. Damit die Jungs wenigstens wissen, mit wem sie zusammenspielen. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass wir jetzt die Kurve kriegen, wenn alles hergerichtet ist.

Das klingt ja schon etwas hoffnungsvoller. Oder hatten Sie mal darüber nachgedacht, wie Mengede 08/20 einen Abstieg in die Bezirksliga in Kauf zu nehmen? Die Mengeder, die ebenfalls aus der Westfalenliga kamen, hatten sich für eine Stabilisierung auf Bezirksliga-Niveau entschieden. Von da an entwickelt sich die Mannschaft in Ruhe zu einem Spitzenteam. Sie alle leiden sehr unter der Situation. Täte ein Mengeder Weg Ihnen vielleicht auch gut?

Ich hatte darüber tatsächlich nachgedacht. Ich hatte vor der Saison aber sogar gute Chancen gesehen, dass wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Wir haben auch einige gute Spieler, die das Niveau haben und einige, die daraufhin wachsen. Aber noch einmal: Es war praktisch unmöglich, unter diesen Bedingungen dahinzukommen. Wir geben der Sache aber eine Chance.

Vier Tore hat das Team in drei Partien erzielt, aber schon 15 kassiert.

Vier Tore hat das Team in drei Partien erzielt, aber schon 15 kassiert. © Schaper

Schadet die Westfalia sich nicht selbst auch mit solchen Auseinandersetzungen wie beim Derby in Brackel, als letztendlich zwei Ihrer Spieler Rot sahen. Auch in Horsthausen mussten zwei Spieler vom Feld.

Das möchte ich schon gerne differenzieren. Ich fange mit einem Spiel unserer A-Junioren am Sonntag in Berghofen an. Da hat einer unserer Spieler einen Gegenspieler ähnlich wie der Brackeler unseren Mann mit voller Wucht geschlagen. Das dulden wir bei uns gar nicht. Der wird zwar seine Strafe vom Sportgericht kriegen. Soll er ruhig. So einen schmeiße ich vorher raus. Ich helfe doch keinen Idioten. Die Geschichte in Brackel habe ich mir mehrfach im Video angesehen. Das war nicht schön, auch von uns, aber ich habe keine ausrastenden Wickeder Zuschauer gesehen, nur welche von Brackel. Deren Ordner waren auch nicht in der Verfassung, für Ruhe zu sorgen. Und dann schlägt Brackels Spieler so. Weil sich unsere Spieler provozieren ließen, flogen sie vom Platz. Ich habe aber einfach mittlerweile das Gefühl, dass wir alle Probleme der Gesellschaft auf unseren Schultern tragen müssen.

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Warum tun Sie sich das noch an?

Weil ich weiß, dass es anders geht und weil ich weiß, dass mit unserem neuen schönen Platz auch das schöne Vereinsleben zurückkehrt. Ich denke, gegen Welper am Sonntag reden wir hinterher mal wieder über ein Erfolgserlebnis.