Westfalia Dortmund gehört zumindest zum erweiterten Favoritenkreis der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft. Der so ambitionierte A-Ligist schaffte es bei der vergangenen Auflage in die Endrunde und hat sich seitdem sportlich eher nicht verschlechtert.
Beinahe schon traditionell steht der erst 2022 gegründete Klub im Fokus der Dortmunder Amateurfußball-Community. Deshalb blieb es auch nicht im Verborgenen, dass die Westfalia während der Hallenstadtmeisterschaft auffallend viele Freundschaftsspiele bestreitet.
Wollte Westfalia Dortmund Emre Cakir „freispielen“?
Dreimal testete der Klub der Brüder Maurice, Kevin und Dean Temme seit dem 23. Dezember bereits. Nur ein weiteres Testspiel zwischen zwei Dortmunder Mannschaften (Alemannia Scharnhorst gegen den FC Dortmund 18 an Silvestervormittag) fand in diesem Zeittraum statt.
In den Vorrunden-Hallen machte die Vermutung die Runde, dass die Westfalia damit Yunus Emre Cakir „freispielen“ will. Der einstige Oberliga-Akteur spielt seit Januar 2024 für den A-Ligisten und ist seit August auch Bestandteil der sportlichen Leitung.

Kurz vor Weihnachten allerdings, am 22. Dezember, sah der 25-Jährige beim Sparkassen Masters die Rote Karte. Wegen rohen Spiels in der Partie gegen TIU Rünthe wurde Cakir für vier Spiele gesperrt. Diese Strafe gilt für Futsal-Turniere, die Meisterschaft, Pokal- und Turnierspiele, aber auch Freundschaftsspiele.
Durch die drei Testspiele gegen den VfR Kirchlinde (8:2, 15:1), gegen Liga-Konkurrent Sarajevo-Bosna (5:5) und den Turniertag bei der Hallenstadtmeisterschaft, der als ein Spiel gilt, hat Cakir seine Strafe nun genau abgesessen.
„Erlaubte Unterwanderung der Regularien“
Diese Folge des Testspiel-Reigens ist auch beim Fußballkreis Dortmund kritisch registriert worden. „Das ist grundsätzlich alles okay. Wir haben aber schon das Gefühl, dass es eine erlaubte Unterwanderung der Regularien ist“, sagt Andreas Edelstein, Vorsitzender des Kreises. Möglich sei das, weil im Senioren-Bereich nicht mehr auf Zeitsperren, also über Wochen, zurückgegriffen werden kann.
„Da wäre eine Anpassung natürlich gut. Andererseits muss man sich immer die Frage stellen, ob man als Amateurfußballer einen Tag vor Heiligabend Freundschaftsspiele machen muss“, sagt Edelstein.

Er ist neben seiner Tätigkeit an der Spitze des Kreises Vorsitzender des SC Husen Kurl. Als solcher würde er es „nicht gutheißen, wenn so Sperren ,abgearbeitet‘“ würden.
Laut Maurice Temme, Spieler und Gründer von Westfalia Dortmund, dienen die vielen Testspiele nicht dem Zweck, Emre Yakir „freizuspielen“. Nach einer zehntägigen Pause nach dem letzten Liga-Spiel am 1. Dezember befände sich die Westfalia wieder durchgehend im Trainingsbetrieb.
Westfalia Dortmund will allen Spieler Einsatzzeiten geben
„Die Jungs, die nicht bei der HSM oder auch beim Sparkassen Masters dabei sind, hatten generell die Möglichkeit, Testspiele zu absolvieren“, sagt Temme. Über gute Kontakte zu Sarajevo-Bosna und Kirchlinde II seien diese Partien zustande gekommen. Damit, dass in den Partien überwiegend Spieler zum Einsatz kamen, die in der Halle nicht zum Westfalia-Aufgebot zählten, hat Temme recht.
Laut Temme plane die Westfalia auch weitere Freundschaftsspiele. Offiziell angesetzt ist das nächste Testspiel für den 19. Januar - eine Woche nach dem Ende der Stadtmeisterschaft. „Einfach, damit die Spieler zum Zug kommen“, betont Maurice Temme erneut.
Dass Emre Cakir durch die drei jüngsten Testspiele zeitnah wieder entsperrt ist, weiß natürlich auch Temme. „Das ist natürlich, sage ich mal, zwei Fliegen mit einer Klatsche. Das konnten wir natürlich auch gut unterbringen. Jetzt ist er frei, jetzt kann er spielen“, sagt Temme.
Die Zwischenrunde führt die Westfalia in die starke Halle Kreuzstraße mit den Landesligisten Hombrucher SV, FC Roj, Top-Bezirksligist Westfalia Huckarde und den ebenfalls starken A-Ligisten K.F. Sharri.
Andreas Edelstein wirft Platzsperren in den Raum
Wo die Motivation für die drei Testspiele zwischen dem 23. und 29. Dezember tatsächlich lag, bleibt Spekulation. Der Fußballkreis Dortmund erwägt jedenfalls, für die kommende Hallenstadtmeisterschaft Schritte zu unternehmen, die das „freispielen“ von gesperrten Spielern deutlich erschweren würden.
„Es gibt Kommunen, die ihre Sportanlagen in einem gewissen Zeitraum - gerade über den Jahreswechsel - sperren. Da muss man mal überlegen, ob uns das so weit geärgert hat, dass man sich da mal mit den Verantwortlichen unterhalten muss“, sagt Andreas Edelstein.
Drastischer Schritt denkbar
Dann könnten Vereine während der Hallenstadtmeisterschaft nur noch außerhalb Dortmunds spielen. Ein durchaus drastischer Schritt, der - wie Edelstein weiß - auch in den Vorbereitungsbetrieb der höherklassigen Vereine eingreifen würde. Regionalligist Türkspor Dortmund startet etwa am 3. Januar in die Vorbereitung auf die Rückrunde.