Es gab Zeiten, da war seine Lebenswelt das legendäre Maracana in Rio de Janeiro. In dieser Welt wurde er Meister. Die Faszination des Typen Kevin Großkreutz (34) liegt darin, dass er nie vergisst, dass seine Welt auch mal seine fußballerischen Wurzeln waren. Und zu diesen, dem Dortmunder Amateurfußball, kehrte er bekanntlich zurück. Meisterlich spielte er in dieser Welt am Samstagabend im Trikot des TuS Bövinghausen gegen den ASC 09 Dortmund (4:0), was bestimmt auch daran lag, dass seine Welt auf allen Ebenen Derbys schon immer waren.
„Der beste Vergleich dieses Spiels ist dann doch Dortmund gegen Schalke. Ich kenne viele von denen. Da bin ich besonders heiß. Aber ich möchte gleich hinzufügen, dass mich dieser Sieg besonders für diese charakterstarke Mannschaft freut“, sagte er direkt nach dem Spiel. Diese TuS-Elf aber zeigte nach der unnötigen 0:1-Niederlage in Lotte, dass sie ihrer Willensreaktion besonders Kevin Großkreutz verdankte. In den großen Stadien dieser Welt sitzen die Zuschauer weit weg von den Spielern. Wer aber jetzt am engen TuS-Platz die Körpersprache, diese positive Anspannung, diesen unbändigen Ehrgeiz und seine motivierenden Worte an seine Kollegen zum Greifen nah spürte, kann sich in etwa vorstellen, wie dieser Borusse durch und durch früher im großen Derby gegen S04 heiß lief. Und da sind wir wieder bei der Kunst des Weltmeisters: Wenn seine Lebenswelt der Amateurfußball ist, will er auch in ihr das Maximum.
Ja, es gab einige wenige Spiele, in denen lief auch ein Großkreutz im Bövinghauser Starensemble eher mit, als er sie prägte. Die neue Verantwortung und der Begriff Derby aber elektrisieren ihn eben noch immer. Dazu kommt auch, dass er sich mannschaftsdienlich da aufstellt, wo er sich für das Team am wertvollsten sieht. Aus seiner Profizeit führte ihn dieser Teamgeist sogar mal ins Tor. Soweit kam es am Samstag nicht: Großkreutz, der als Spielertrainer die Aufstellung mitbestimmt, packte sich auf die rechte offensive Seite hinter Elmin Heric. Von da, aber auch bei seinen Ausflügen in die Zentrale, entschied Bövinghausens Nummer 19 das Derby mit. Das 1:0 besorgte er selbst, am 3:0 und 4:0 war er beteiligt.
„Wir vergessen aber auch nicht, dass hinten unser starker Torwart Joshua Mroß mehrfach überragend die Null gehalten hat. Daher haben wir so klar gewonnen“, verteilt Kevin Großkreutz, ganz der Spielertrainer, ein großes Lob an seinen Keeper, der sich in der Tat neben ihm eine Eins mit Sternchen verdient hatte. Und weiter: „Mir ist einfach wichtig, dass wir nach der Niederlage in Lotte die Köpfe oben behalten haben und trotz des Ausfalls vieler Stammspieler hier verdient gewonnen haben. Wir hatten den größeren Willen.“
Dann aber gönnte sich der Bövinghauser doch noch einen Ausflug in echte alte Derbygefühle: „Wir haben jetzt sieben Punkte mehr als die. Das finde ich auch super.“ Ein kleiner Hinweis in Richtung Rivalen durfte für ihn sein, aber wichtig ist ihm, dass er vor seinen Gegnern immer Respekt hat. Von oben herab war der Spruch gar nicht gemeint, aber Derbysieger ist eben Derbysieger.
Nachher versammelte der Matchwinner neben aktueller Mannschaft einige gute alte Freunde um sich. Ganz egal, in welcher Welt er sich gerade bewegt: Freundschaften sind ihm enorm wichtig. „Hi, hier kommt der Dosenöffner“, begrüßte Kevin Großkreutz die Gäste im TuS-Vereinsheim. Das passte ziemlich genau auf sein 1:0, aber auch ein paar folgende Pilsbüchsen. Es war sein Abend in seiner Welt.
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