Türkspor Dortmund trifft auf Sebastian Tyrala Der Ex-Trainer im großen Interview

Vor dem Wiedersehen mit Türkspor: Vor wem Sebastian Tyrala seine neue Mannschaft warnt
Lesezeit

Sebastian Tyrala kennt und erlebt die Höhen und Tiefen im Fußballgeschäft. Noch vor wenigen Monaten coachte er Türkspor Dortmund, stieg mit dem Nordstadt-Klub sensationell in die Regionalliga auf, ehe er Mitte September seinen Posten räumen musste.

Inzwischen steht er als Cheftrainer beim Wuppertaler SV an der Seitenlinie und hat aus drei Liga-Spielen sechs Punkte geholt. Im Gespräch erzählt Tyrala, wie er den WSV auf Kurs bringt, vor wem er seine neue Mannschaft warnt und warum er Türkspor trotz aller Herausforderungen zutraut, die Klasse zu halten.

Sebastian, Du bist seit rund vier Wochen Trainer in Wuppertal. Was hast Du da für eine Mannschaft vorgefunden, was waren erste Maßnahmen, die Du ergriffen hast?

Ich habe schon eine eigentlich intakte Mannschaft vorgefunden, die noch Fußball spielen kann und in der auch das Talent schlummert. Man musste es nur irgendwie ein bisschen rauskitzeln, vielleicht mit einer anderen Spielidee. Ich habe mir die Spiele angeschaut und da war das eine oder andere mal die Rückwärtsbewegung nicht so da, das ist im Fußball aber ein sehr entscheidender Faktor. Und daran haben wir gearbeitet in der ersten Zeit.

Du musstest also nicht alles umkrempeln?

Nein, die Mannschaft war gut und ist auch gut. Taktisch haben wir schon umgestellt von einer Fünferkette auf eine Viererkette. Viel ändern musste ich jetzt aber nicht. Ich habe mir einfach das Training angeschaut und gesehen, wer da marschiert. Und die haben dann jetzt auch gespielt.

Jetzt am Samstag kommt es für Dich zu einem ganz besonderen Spiel, wenn es gegen Türkspor geht. Wenn Du die Bedingungen und Umstände in Deiner täglichen Arbeit zwischen den beiden Vereinen vergleichst – was sind da die elementaren Unterschiede?

Was mir erstmal wichtig ist zu betonen: Es sind beides Vereine, die man auf seine Weise einfach mögen muss. In Wuppertal ist das Stadion natürlich der erste Punkt. Wenn man da reinkommt, dann hat man eine heimische Kabine, man hat einen großen Physioraum, ich habe ein eigenes Trainerbüro. Wir haben eine Sauna, einen Kraftraum, wir haben ein Kältebecken. Das Trainerteam und die Mannschaft kann sich optimal vor- und nachbereiten. So kann man gewisse Prozente rausholen, die wir bei Türkspor einfach nicht hatten. Ich habe außerdem ein Trainerteam, das ich bei Türkspor zwar auch hatte, die das aber jetzt fest als Job machen. Mit denen kann ich von A bis Z, von morgens bis abends über Fußball reden. Der Zeitfaktor ist extrem und bei den Spielern ist es ganz genau so: Viele machen das beruflich.

Sebastian Tyrala steht schreiend an der Seitenlinie.
Mit vollem Engagement an der Seitenlinie: So kennt man Sebastian Tyrala. © IMAGO/Revierfoto

Türkspor ist also sportlich zu schnell gewachsen, während das Vereinsumfeld da gar nicht mithalten konnte?

Keine Frage, ja. Da musste in sehr kurzer Zeit sehr viel gestemmt werden. Regionalliga wäre auch für einen Verein, der über Jahre hinweg seine Strukturen entwickelt und aufgebaut hat, eine riesige Herausforderung – zum Beispiel der ASC 09. Ich habe Türkspor als Verein immer so gemocht, wie er war. Ich bin da gerne hingegangen und wir waren erfolgreich. Man kann nur nicht von jetzt auf gleich was erwarten, was man einfach nicht liefern kann.

Wie eng ist dein Draht noch so zu Deinen jetzt ehemaligen Spielern in Dortmund?

Doch schon sehr eng. Wir telefonieren häufiger, mit den Spielern, mit Bülent Kara, mit den Co-Trainern, dem Torwart-Trainer. Also wir sind da schon noch sehr eng im Austausch.

Auf wen freust Du Dich Samstag am meisten?

Das ist schon Mo Acil, es wird ja sein letztes Spiel für Türkspor. Für ihn wird es ein besonderer Moment und da ich ihn schon länger kenne und wir wirklich sehr gut befreundet sind, freue ich mich da besonders drauf. Ich hoffe, dass er spielen wird, das wäre der krönende Abschluss für ihn. Es ist aber nicht nur Mo. Natürlich gehören Serdar Bingöl, Ömer Akman und ganz viele mehr auch dazu.

Du weißt ja, was Türkspor draufhat. Vor wem warnst Du Deine neue Mannschaft besonders?

Da gibt es so einige. Ich bin ganz froh, dass Ilias Anan nicht dabei sein wird, der spielt ja gerade die Kleinfeld-WM. Aber Tomasello ist einer, der Spiele entscheiden kann, Ömer Akman und Serdar Bingöl nehme ich da auch mit rein. Ali Dogan hat sehr gute Spiele gemacht, da muss man aufpassen und ich glaube, dass es generell einfach sehr interessant wird. Die Jungs werden hochmotiviert sein, ihrem alten Trainer einen reinzudrücken.

Eine Erfolgsgeschichte: Mit Türkspor Dortmund stieg Sebastian Tyrala (M.) bis in die Regionalliga auf.
Eine Erfolgsgeschichte: Mit Türkspor Dortmund stieg Sebastian Tyrala (M.) bis in die Regionalliga auf. © Foto Schaper

Traust Du Türkspor noch eine Wende zu, um den Klassenerhalt zu schaffen?

Man muss sehen, was sich im Winter verändert, aber grundsätzlich traue ich den Jungs das schon zu. Jeder von ihnen hat das Zeug, in der Regionalliga zu spielen – deshalb werden wir gegen sie auch den nötigen Respekt haben.

Verteidigt Türkspor denn seinen Titel bei der Hallenstadtmeisterschaft in Dortmund?

Das glaube ich schon, ja. Da sind so gute Hallenspieler im Kader, auch ein paar Jungs dabei, die letztes Jahr gewonnen haben. Aber die Auslosung hat ja ergeben, dass der Weg in die Endrunde gar nicht mal so einfach wird.

Sehen wir Dich denn im Publikum?

Bei der Endrunde auf jeden Fall, das passt am Sonntag genau, weil wir mit Wuppertal erst am Tag danach in unser Trainingslager fliegen werden.