
© Peter Ludewig
ASC-Treffen: Freitags-Pizza, Mallorca-Reisen und Flanken, die zur Gefahr wurden
Fußball-Oberliga
Wenn sich alte Teamkollegen treffen, kommt so manche Anekdoten auf den Tisch. Bei der 2014er Mannschaft des ASC 09 ist das nicht anders als in der Kreisliga. Doch nicht alles darf verraten werden.
„Stopp!“ Ein Wort, das viel bewirkte. Ein Wort, dessen Ursache viele in diesem Zusammenhang nicht kannten. Ein Wort, das sechs Jahre nach dem Ausruf für Gelächter sorgte.
Ehemaligentreffen des ASC 09 Dortmund! Daniel Rios überlies zunächst der Mannschaft von 2014, die den Dortmunder Fußball nach vielen Jahren wieder auf Oberliga-Niveau brachte, den gepflegten Austausch. Dann ergriff der Trainer von damals das Wort. Und er fragte: „Habt ihr das gar nicht gemerkt?“
Methoden aus dem Lehrbuch
Er berichtete, wie selbstkritisch und verbesserungswillig die wieder gespannt zuhörenden Spieler damals gewesen sein müssen. Denn als er in der Aufstiegssaison während des Trainings öfters „Stopp“ rief, hielten die Kicker inne und unterbrachen die Übung. Rios fragte: „Was habt ihr falsch gemacht?“ Es folgten zahlreiche Antworten. Der Coach reagierte trocken: „Dann macht es besser!“

Diese Spieler waren zum Ehemaligentreffen gekommen (In Klammern ihre heutige Tätigkeit): Karsten Langer (Betreuer), Tim Schwarz (Trainer ASC 2), Daniel Diaz (Karriereende), David Steindor (Co-Trainer ASC 2), Daniel Rios (Co-Trainer BVB A-Junioren), Francis Bugri (Karriereende), Patrick Dedner (Karriereende); Vorne v.l.: Hamza El Hamdi (Juniorentrainer Hombrucher SV), Claas Heinze (Borussia Freialdenhoven), Dominik Altfeld (Sportlicher Leiter ASC 2), Christian Werner (Karriereende), Simon Rudnik (Kirchhörder SC) und Alex Rotgang (Viktoria Kirchderne). © Nähle
Als ihn dann im anschließenden Vieraugengespräch Co-Trainer Rafael Wrosok fragte, was er gesehen hätte, antwortete er: „Nichts! Ich war gerade mal mit meinen Gedanken woanders. Ich hatte in einem Buch gelesen, dass dies andere Trainer so machten. Also habe ich es auch probiert.“ Jetzt durfte er es also zugeben. Viele Spieler erinnerten sich gar nicht mehr daran, so dass davon auszugehen ist, dass Rios zum Großteil schon aufmerksam das Training verfolgte.
Aber die Anstrengungen waren ja nicht vergeblich, da die Mannschaft nicht nur im Training aufmerksam war, sondern besonders in den Spielen. Gäbe es für das fröhliche Treffen im „Universum Fit-Gym“ einen Spielfilm, sähe der Bericht wie folgt aus, denn es war bei Weitem nicht die einzige Anekdote:
Genaue Sitzplätze in der Kabine
Zum Auftakt diskutierten die ehemaligen Spieler über die Sitzordnung damals in der Kabine. Und schon hier gab es erste Gedächtnislücken. Am Ende einigten sich die Protagonisten auf eine von Torwart Dominik Altfeld angefertigte Skizze. Links, wo es zog, saßen übrigens die jungen Spieler.
Rechts neben der Dusche nahm Daniel Diaz Platz. Auf ihn blickten die Kollegen besonders gerne freitagabends. „Mal sehen, was er diesmal mitgebracht hat?“ Wer Mist baute, musste am Freitag liefern. „Daniel war unser Pizzalieferant“, erklärte Christian Werner, der in der Diaz-Ecke war.
Daniel Diaz vis-à-vis saß ein Spieler, der nicht am Ehemaligentreffern teilnahm. Mit fortlaufender Spielzeit rückte er in den Fokus. Da damals galt „Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine“ und da sich der Reisefreund während des Treffens nicht „wehren“ konnte, soll der Name hier nicht genannt werden. Jedenfalls fielen aus seinem Mund schon früh während der Saison sehr oft und später ständig die Begriffe „Mallorca“ und „Ibiza“.
Jetzt spielte der ASC seine Stärke richtig aus. Was Altfeld als Teamgeist huldigt, entpuppt sich nach einigen Wortmeldungen manchmal als Flaschengeist. Denn gerade Freitagsabend, wenn die Diaz-Pizza für die Grundlage gesorgt hatte, drehten die Aplerbecker oft auf. „Aber wir waren immer beim Training“, versicherten sie unisono. Rios, der in dieser Beziehung dann sehr aufmerksam war, hatte also oft ein Samstagsmorgens-Training angesetzt, auf das die Spieler Bezug nahmen.
Flanken als Gefahr für Zuschauer
Im Übrigen sind die Jungs an diesem Freitag in der Gegenwart sehr brav. Einige trinken Wasser oder Cola, andere nippen am „Weizen“ oder Radler. Dabei müssen Francis Bugri, Daniel Diaz, Christian Werner und Patrick Dedner gar nicht mehr ran. Sie bilden den Mannschaftsteil, der seine Karrieren beendet hat.
Irgendwann kommt der Gesprächsball zu Claas Heinze, dem damaligen Senkrechtstarter auf den Außenbahnen. Wieder Gelächter! Der immer noch eher zurückhaltende Linksfuß muss nun auch grinsen. „Deine Läufe waren unglaublich. Deine Flanken aber wurden zur Gefahr für die Zuschauer auf den Tribünen.“
Natürlich kamen auch des Öfteren Bälle an. Heinze berichtet dann auch ganz ehrlich, dass sich noch heutzutage mancher Anhänger von Mittelrheinligist Borussia Freialdenhoven oder dessen Gegner besser manchmal in Acht nimmt, wenn Heinze über außen durchgeht und zur Flanke ansetzt.
Es kann übrigens passiert sein, dass manch schöner Lauf von Heinze keine Würdigung in der anschließenden Aplerbecker Videoanalyse fand: „Kasi hat dann mal nur eine Höhe gefilmt!“ Rios berichtete so über das Filmmaterial, das Betreuer Karsten Langer zur Verfügung gestellt hatte. Werner, schon damals Spaßvogel, simuliert dann Langers manchmal etwas langsamen Kamerabewegungen. Langer lacht heute herzlich darüber mit den Gefilmten.
Trainer erzählt eigenes Highlight
Aber es ging oft auch ohne Videoanalyse. Ihr akribischer Trainer war ganz selten unaufmerksam. Um mal kurz in eine ernste Betrachtungsweise zu wechseln: Rios hatte die Jungs, die dem heutigen ASC den Oberliga-Aufenthalt möglich machten, enorm weitergebracht. Dementsprechend beliebt ist der Coach noch heute – selbst wenn er längst Co-Trainer der BVB-A-Junioren ist.
Und dann wechselte er Kagan Atalay ein. Der Mittelfeldspieler, der heute in der Landesliga für den Kirchhörder SC spielt, wusste schon, das könnte teuer werden: „Ihr“, und damit meinen Altfeld und Werner, diese Zeitung, „habt ständig ein Foto von Kagan gebracht.“ Zwar handelte sich fast immer um das selbe. Aber wer in der Zeitung war, musste einen Euro bezahlen. Diaz lieferte die Pizza, Atalay das Geld. So war es in Aplerbeck!
Kurz vor dem Abpfiff gab der Trainer dann ein Highlight zum Besten, an dem diese Mannschaft gar nicht beteiligt war. Er berichtete aus seiner Evinger Zeit über einen Aushilfstorwart, der seelenruhig aus der Wasserflasche trank und erst (zu) spät bemerkte, dass der gegnerische Angreifer ganz nah an seinem Kasten war. Die Flasche flog neben, der Ball ins Tor. Wieder Gelächter!
Diese launige Stimmung zog sich bis spät in die Nachspielzeit. Vielleicht hat Rios weit nach Mitternacht noch einmal „Stopp“ gerufen. Diesmal aber dürften sich die Jungs sicher gewesen zu sein, nichts falsch gemacht zu haben.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
