Was war das für eine große Überraschung, als Marco Nagel am Donnerstag seinen Rücktritt als Trainer des VfR Sölde einreichte. Drei Tage später war er dennoch Zeuge des 2:2 (1:0)-Unentschiedens im Derby gegen den FC Roj – allerdings nur als gut gelaunter Tribünengast.
VfR Sölde geht gegen FC Roj in Führung
Hochklassigen Fußball sah Söldes Ex-Coach nicht, vor allem die erste Halbzeit bot ein überschaubares Niveau. Roj kam besser in die Partie, musste aber nach zehn Minuten einen Nackenschlag hinnehmen. Sener Serciwan setzte sich stark durch, bediente Fynn Gedaschke und der schloss mit links in die lange Ecke ab.
„Damit ist genau das passiert, wovor ich die Jungs gewarnt hatte. Wir wussten, dass Sölde nur lang spielen wird und wir sie deshalb nicht in Führung gehen lassen dürfen. Das hat dem Gegner voll in die Karten gespielt“, ärgerte sich Roj-Trainer Björn Sobotzki, dessen Mannschaft bis zur Pause überhaupt keine Mittel fand.
„Dass es ein schönes Fußballspiel wird, hat niemand erwartet, dafür haben wir aktuell einfach nicht die Mittel“, sagte Mo Lmcademali, der als Sportlicher Leiter gegen Roj auch die Trainerfunktion übernahm. Er lobte stattdessen: „Alle haben sich richtig reingehauen, da war heute wirklich eine Mannschaft auf dem Platz.“
Gekämpft hat Sölde definitiv, wurde im ersten Durchgang von Roj aber auch vor keine allzu großen Probleme gestellt – der Sobotzki-Mannschaft gelang nicht ein gefährlicher Abschluss auf das Söldes Tor von Timo Harbott.

„Wir haben im Zentrum überhaupt keine Ballstafetten hinbekommen, haben viel zu langsam durchgespielt“, kritisierte Sobotzki. Weil Roj so behäbig agierte, ergaben sich keine Lücken und so auch keine Torchancen. Sobotzki wechselte zum zweiten Durchgang dreifach und dürfte in der Kabine das eine oder andere laute Wort angebracht haben, jedenfalls spielte Roj nun deutlich zielstrebiger und endlich auch schneller.
Viktor Siljegs Kopfball war zwar noch harmlos (52. Minute), kurz darauf aber zappelte der Ball im Sölder Netz. Nach einem Freistoß von Maciej Bokemueller hielt Harbott erst sensationell, war gegen den Nachschuss von Marcel Ramsey aber machtlos (55.) – ebenso wie beim Kopfball von Braja, der zehn Minuten später eine Maß-Flanke zum 2:1 verwertete.
Roj war jetzt am Drücker, patzte dann jedoch folgenschwer. Bokemueller ließ einen simplen langen Ball durchrutschen, Armanj Issa flankte und in der Mitte vollendete Gedaschke sehenswert per Direktabnahme in den Winkel (70.).
FC Roj verzweifelt an Timo Harbott
Roj antwortete jetzt mit wütenden Angriffen und war dem dritten Tor auch sehr nahe. Allerdings hatte vor allem ein Sölder etwas dagegen: Harbott hielt nacheinander überragend gegen Braja (73.), Ramsey (75.) und Kimaz Hamza (81.). „Timo haben wir gerade nach Abpfiff doppelt umarmt. Das ist ein Torwart, der den Unterschied ausmacht“, lobte Lmcademali. Sobotzki hingegen sah wenig Positives: „Ich bin maßlos enttäuscht heute über die Leistung einiger Spieler.“
Statistik
Sölde: Harbott – Issa, Radusch, Gedaschke (88. Otto), Sener (62. Diallo), Simatos (90. Ouedraogo), Marchewka, Beeke, Becker, Johann (70. Bulut), Derichs (30. Belhilali)
Roj: Simon – Ramsey, Deniz (46. Ibeme), Juka, Simeonidis (46. Akin), Aras (78. Cevirme), Aruna (67. Cinar), Zergoun (46. Hamza), Siljeg, Bokemueller, Braja
Tore: 1:0 Gedaschke (10.), 1:1 Ramsey (55.), 1:2 Braja (65.), 2:2 Gedaschke (70.)