
© Marco Nagel
VfR Sölde feiert bis 4 Uhr auf der Reeperbahn - und schlägt um 10 Uhr den FC St. Pauli
Fußball-Testspiel
Auf der Reeperbahn nachts um halb eins herrscht buntes Treiben. Es ist die bekannteste Meile des Amüsierens und der Sünde Deutschlands. Am Samstag mitten drin: der VfR Sölde.
Für den einen oder anderen wird es wie eine Reise in die eigene Vergangenheit gewesen sein, damals in der B-Jugend, als die Spiele am Sonntagvormittag um 11 Uhr angepfiffen wurden und der Kopf den Vorabend mit intensivem Dröhnen noch einmal Revue passieren ließ.
Doch diesmal ging es nicht um irgendein Juniorenspiel in der Kreisklasse. Nein, am vergangenen Wochenende erlebte der Bezirksligist VfR Sölde ein besonderes Highlight. Die einen machen Vertrauensspiele, die anderen gehen in den Klettergarten und der VfR Sölde buchte einen 50-Mann-Bus Richtung Hamburg.
99 Cent Bar, Shooters und die Olivia Jones Bar
Ein Mix aus erster Mannschaft, Zweiter Mannschaft, Alten Herren, Vorstandsmitgliedern und Physiotherapeuten enterte um 16 Uhr die Hansestadt - und dürstete schon da nach einer Buddle voll Rum. Denn klar, das Testspiel gegen St. Paulis fünfte Mannschaft stand nicht im Mittelpunkt der Reise, es war eher ein zusätzliches Schmankerl.
„Eigentlich wollten wir noch etwas vom Dortmund-Spiel gucken. Aber das hat nicht geklappt, weil der Durst doch schon zu groß war“, blickt Söldes Trainer Marco Nagel auf das Wochenende zurück. Also ging es nach dem Einchecken direkt los, nach einem gemeinsamen Essen folgten die Sölder dem Ruf der Reeperbahn. Die 99 Cent Bar, das Shooters und natürlich auch die Olivia Jones Bar, Sölde machte quasi eine große Hafenrundfahrt im Vergnügungsviertel.
„Ich war gegen eins, halb zwei im Zimmer“, sagt Nagel. Seine Spieler aber, noch längst nicht müde. „Gegen vier Uhr ging zum letzten Mal mein Telefon, um einen ins Hostel zu lassen.“
Mit Restpromille direkt vorm Millerntor
Viel Zeit zum Schlafen blieb aber nicht. Schon nach ein paar Stunden hieß es Moin, raus aus der Koje! Denn das Testspiel gegen die Kiezkicker, ausgetragen auf einem Kunstrasen direkt vorm Millerntor, war für 10 Uhr morgens angesetzt - und hielt für Trainer Nagel tatsächlich eine große Überraschung parat: „Wir haben zu unserem eigenen Erstaunen 3:2 gewonnen. Aber nicht einer war nüchtern. Außer Tim Delker, der trinkt keinen Alkohol“, so Nagel lachend.

Direkt vor dem Millerntor spielte der VfR Sölde gegen St. Pauli. © Marco Nagel
Mit einer ordentlichen Portion Restpromille im Blut glich Sölde durch Kevin Marquardt (47.) und Miguel Simoes Dos Santos (79.) zweimal die Führung St. Paulis (16./64.) aus. Vor allem der Volleytreffer von Dos Santos war dabei sehenswert. „Der wusste gar nicht, wie es ihm geschah“, sagte Nagel.
Und dann sorgte ein abgefälschter Schuss von Sascha Holtze tatsächlich auch noch für den Sieg gegen den Hamburger Kreisligisten. Für Nagel war „das Sportliche war aber zweitrangig. Ich bin froh, dass sich keiner verletzt hat. Es war eine überragende Reise.“