VfL Kemminghausen schöpft Hoffnung Neuer Trainer folgte dem „Wunsch der Spieler“

VfL Kemminghausen schöpft Hoffnung: Tripi folgte dem „Wunsch der Spieler“
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Umbruch, Katastrophensaison, Abstiegsplatz und dann noch der Rassismus-Eklat. Dabei wollten alle, die es wie Vereinslegende Udo Brickenkamp mit dem VfL Kemminghausen halten, doch nur am Ende einer ordentlichen Saison im Sommer das 100-Jahr-Jubiläum des Traditionsvereins mit dem Klassenerhalt feiern.

Und das zarte Pflänzchen namens Hoffnung, das am Gretelweg blüht, bekommt in der Bezirksliga 8 langsam eine stabilere Form. Giuseppe Tripi (45), der Trainer Grün-Schwarzen, freut sich, dass nach zwei Siegen in Massen (4:1) und gegen Mühlhausen-Uelzen (6:3) sich so etwas wie eine leichte Freude breitmacht.

Giuseppe Tripi trainierte in Dortmund Junioren

Tripi findet sogar Zeit, entspannt über sich zu erzählen. Viele wussten ja gar nicht, wem der VfL das Kommando Klassenerhalt zugetraut hatte. In Dortmund war er früher in den Hombrucher und Sölder Nachwuchsabteilungen bekannt: „Ich durfte ein paar Mal mit der damaligen Oberliga-Mannschaft trainieren.“

Vielleicht trug der junge Sizilianer da noch sein erstes Trikot: „Seit frühester Kindheit bin ich Fan des AC Mailand. Mein erstes Trikot war eins von Ruud Gullit.“ Zur Erklärung für die jüngeren Leser: Gullit, Marco van Basten und Frank Rijkaard bildeten, als Tripi noch ein Kind war, ein legendäres, äußerst erfolgreiches Trio, das Milan zur ganz großen Nummer in Europa machte.

Als Spieler und Trainer setzte Tripi dann meistens in Hagener Trikots oder Trainingskleidung seine Laufbahn fort. Und einer, der wie er den Fußball lebt, wäre nicht nach Kemminghausen gekommen, ohne die Chance auf die Rettung zu sehen.

Kemminghausen hofft auf Klassenerhalt

Die Zusammenarbeit begann denkbar ungünstig. Ein Sponsor hatte, wie dieser selbst einräumte, Spieler mit einem Tabuwort rassistisch beschimpft. Tripi wollte seinen Hut nehmen.

„Dann haben die Jungs aber gesagt: Wenn du jetzt gehst, ist das ja unser großer Nachteil. Bitte bleibe!“ Also verkündete der Coach damals, wie er heute erklärt, dass er sich nur noch auf das Sportliche konzentrieren wollte. „Das handhabe ich auch so. Die Jungs wollen das. Und ich sage gerne: Sie ziehen richtig gut mit, hören zu und setzen viel um.“

Ein Spiel verlor der VfL gegen Spitzenreiter Heessen ganz knapp, dann folgten die beiden erwähnten Siege. Kemminghausen belegt zum ersten Mal seit dem fünften Spieltag wieder einen Nichtabstiegsplatz.

Trotz der sechs Gegentore in diesem Jahr sieht der Coach sein Team grundlegend stabilisiert: „Wir hatten vorher viel zu viele Tore kassiert, aber das waren jetzt drei Topgegner. Sunny Jonah und Jevis Akere haben uns hinten deutlich verbessert. Aber da gilt es eben, mehr zu schießen als zu kassieren.“

Die nächste hohe Hausnummer wartet am Sonntag beim VfL Kamen auf den VfL. „Wir machen da keinen Ausflug hin. Wir wollen auch da was mitnehmen, selbst wenn das ein absolut starker Gegner ist.“

VfL Kemminghausen muss zum VfL Kamen

Nicht mehr dabei ist Außenverteidiger Mert-Can Timilli, der aus familiären Gründen aufgehört hat. „Das ist schade um den Jungen, aber wir haben uns im Winter auch deutlich verstärkt. Alles in allem ist das eine charakterstarke Truppe“, lobt Tripi das Team.

„Und dieser Charakter ist auch unser Trumpf, um da unten schnell rauszukommen.“ Tripi, der über die kommende Saison noch nicht nachgedacht hat, möchte dem Verein sogar zur Jubiläums-Party einen einstelligen Tabellenplatz bescheren. „Rang neun ist realistisch“, findet er.

VfL Kemminghausen steckt weiter im Abstiegskampf

Aber dann ganz klar die realistische Einordnung: „Wir sind mitten im Abstiegskampf. Der wird auch noch so weitergehen. Wir werden auch die kommenden Wochen alles reinwerfen müssen.“

Wer Erfolge hat, darf sich auch eine gewisse Lockerheit gönnen, findet Giuseppe Tripi. „Aber in den Spielen benötigen wir komplette Ernsthaftigkeit und Konzentration.“ Das zarte Pflänzchen könnte sonst doch noch verwelken.

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