Verrückte C-Liga: Team hat sechs Kreuzbandrisse, im Spitzenspiel gibt es Schiris mit Headset

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Verrückte C-Liga: Team hat sechs Kreuzbandrisse, im Spitzenspiel gibt es Schiris mit Headset

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Es ist keine normale Kreisliga C in Dortmund. Zum Spitzenspiel kommen mehr als 100 Zuschauer und ein Schiedsrichtergespann. Ein drittes Team könnte davon profitieren, hat aber sechs Kreuzbandrisse.

Dortmund

, 16.02.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wenn der Kreis ein Schiedsrichtergespann in die C-Liga schickt, lässt das – um es dezent zu formulieren – eine gewisse Brisanz erwarten. Nach den Worten eines Beteiligten bekamen die Unparteiischen nicht viel zu tun – und zu sehen, das Topspiel der Gruppe C2 endete torlos. Lachender Dritter könnte eine Mannschaft aus dem Nachbarvorort sein.

Das Spitzenduell zwischen Spitzenreiter Genclerbirligi und dem Dritten FCK Sölde hatten beide Seiten vorher zum Hörder Derby erklärt, weil auch beim FCK fast nur Spieler aus dem Vorort kommen. Haluk Cekirdek, spielender Co-Trainer, hatte schon vermutet, dass nach dem Spielabbruch vor Weihnachten in Brünninghausen mit gefolgten zahlreichen Strafen und eben dem Gespann als Konsequenz in dieser Partie weniger passieren dürfte. „Die Jungs kennen sich und eskalieren mit Sicherheit nicht.“

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Mit sieben gelbe Karten blieb es dann auch erst einmal alles im Rahmen. Cekirdek nahm auch das Ergebnis sportlich: „Wir haben einen guten Konkurrenten nicht an uns vorbeiziehen lassen. Es bleibt dabei: Wer aufsteigen will, muss uns schlagen.“ Sölde habe auf der Asche hinten dichtgemacht, um umgekehrt Genclerbirligi in der Tabelle nicht davoneilen zu lassen. Insgesamt habe sich vor 150 Zuschauern ein spannendes Duell entwickelt.

Wenn das Aufeinandertreffen am Schallacker ein Derby war, muss das in Schüren auch eins gewesen sein. Hier traft die Drittvertretung des BSV auf die des ASC 09. „Unser Trainer Michael Martinez und einige Spieler haben vorher in Aplerbeck gespielt“, erklärt Schürens Co-Trainer und Torwart Patrick Borchardt. Hier gab es einen Sieger: Schüren gewann dank eines Tores von Dominik Mokmichai 1:0 und ist damit neuer Zweiter. Der Slogan dieser Truppe aber lautet: „Wir sind die Dritte!“ Die Dritte hätte dabei gar nichts dagegen, der Erste der Liga zu sein. „Wir sagen nicht laut, dass wir aufsteigen möchten. Das muss auch nicht sein, zumal unsere Vorzeichen nicht die günstigsten sind“, liefert Borchardt eine Einschätzung.

BSV Schüren III: Acht Risse und ein Hüftschaden

Sechs Kreuzbandrisse, ein Innen- und ein Außenbandriss und ein Hüftschaden machen der Dritten schwer zu schaffen. „Dann ist unsere Situation schwierig, weil wir keine zweite Mannschaft mehr haben, aus der wir Verstärkung erhalten könnten. Und unsere Westfalenliga-Truppe ist leistungsmäßig so weit entfernt, dass sich keiner von denen einen Einsatz bei uns antut. Daher sind wir fußballerisch tatsächlich eine geschlossene Gesellschaft in diesem Verein.“

Borchard erklärt, dass die Funktion der Älteren auch klar sei: „Wir haben 15 neue Spieler, die aus Spaß an der Freude kicken. Wir Alten halten den Laden zusammen.“ Der zusammengehaltene Laden spielt immerhin gemeinsam aber gar nicht mal schlecht. „Das ist das Verdienst unseres Trainers, der unheimlich herzlich ist. Ein Beispiel: Wenn wir nach dem Spiel ein Bierchen trinken, verlangt er, dass die Jungs wirklich jeden auf den Boden gefallenen Bierdeckel aufheben. Ordnung muss sein.“ Alles soll schön und sauber sein, wie der Tabellenplatz. Aber da ist eben auch noch eine Mannschaft wie Genclerbirligi vor: „Wir sind mal gespannt, wie die ihre Sperren wegstecken. Ein Urteil darüber, was da passiert war, möchte ich mir nicht erlauben. Wir dürfen doch auch nicht vergessen, dass nicht nur wir Spieler aus Gründen in der C-Liga spielen, sondern dass auch Schiedsrichter dort genau deswegen bei uns unterwegs sind. Wir sind mit Gencler gut klargekommen, haben sie sogar geschlagen.“

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Borchardt aber weiß, dass mit der dünnen Spielerdecke solche Coups nicht beliebig wiederholbar sind. „Aber wir machen das Beste draus“, sagt er. Und vielleicht nähert sich die Dritte der Ersten ja sogar deutlich an. Wenn dann nicht mehr vier, sondern nur noch zwei Ligen dazwischen sind, wäre das aber nicht im Sinne des Vereins. Denn dann wäre die Erste nicht mehr Westfalenligist.

Auch das „Wir sind die Dritte“ käme dann nicht mehr fast trotzig über die Lippen von Spielern und Trainern. Denn dann wäre die Dritte deutlich mehr als ein gallisches Dorf im Verein. Sie wäre mittendrin. Ob sie dann noch so erfolgreich funktioniert? Zukunftsmusik, denn der selbstbewusste Cekirdek und auch Borchardt sind sich einig, dass der Favorit weiterhin aus Hörde kommt.