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Unzufrieden im Verein? Gründet doch einfach euren eigenen
Vereine in Dortmund
Sportvereine gibt es in Dortmund genug – könnte man meinen. Immer wieder wagen ambitionierte Gründer trotzdem den Schritt zum eigenen Klub. Dass dabei nicht immer alles glatt läuft, ist vorprogrammiert.
Die Sportstadt Dortmund bietet ihren Bürgern ein vielseitiges, umfangreiches Vereinsangebot. Über 500 eingetragene Vereine sind in der Stadt mittlerweile zu Hause. Aufgehoben, repräsentiert oder zufriedengestellt fühlt sich dadurch aber noch lange nicht jeder. So kommt es, obwohl die existierenden Vereine freie Kapazitäten haben, noch immer regelmäßig zu Vereinsneugründungen – auch 2018 waren es wieder acht.
Kein Überangebot
Der Stadtsportbund Dortmund (SSB) sieht darin kein Überangebot, er begrüßt die konstante Erneuerung sogar. „Die Menschen haben eben unterschiedliche Ideen davon, wie ein Verein aussehen soll, diese Neugründungen sind sehr förderlich für die Vielfalt unserer Vereinslandschaft“, erklärt Mathias Grasediek, Geschäftsführer des SSB.
Einer der acht jüngsten Sterne am Dortmunder Sporthimmel ist der FC Dortmund 18, das Herzensprojekt von Florian Köhler, Daniel Ulrich und Mark Bender. Auf die Idee, einen eigenen Fußballverein zu gründen, kam Köhler, nachdem er und seine Freunde ihren bisherigen Klub aus Unzufriedenheit mit dessen Vereinspolitik verlassen und auch an mehreren anderen Stationen kein geeignetes neues Zuhause gefunden hatten.
Einen Verein zu gründen, ist eine Herkulesaufgabe
„Ich dachte dann, das ist doch Schwachsinn, einfach aufzuhören, wenn man so eine geile Truppe hat. Dann kam mir der Gedanke, einfach selbst einen Verein zu gründen. Ich fand die Idee, alles selbst bestimmen zu können irgendwie ansprechend“, erinnert sich Köhler, der erste Vorsitzende des FC Dortmund.
Der erste Impuls war damit da. Das Ganze in die Tat umzusetzen erwies sich aber schnell als Herkulesaufgabe. Schon bei der Gründungsversammlung gab es erhebliche Probleme. „Die Versammlung mussten wir zwei Mal wiederholen, weil immer irgendwas gefehlt hat“, erzählt Florian Köhler. So waren es meist einfache Formfehler, wegen denen man am Bürokratie-Wirrwarr scheiterte. In Köhlers Handy waren die Behörden schon „auf Kurzwahl“.
Noch nicht geschafft
Dass es auch nach erfolgreicher Gründung dann nicht unbedingt einfacher wurde, wissen die Drei noch gut. „Dann brauchten wir ja auch noch einen Platz“, erzählt Köhler. „Wir haben als erstes bei anderen Vereinen angefragt, aber da waren die Konditionen einfach nicht in Ordnung“, sagt er. 200 Euro Platzmiete hätte der FC Dortmund monatlich zahlen müssen, um den Platz eines anderen Vereins mitzunutzen.
Bei rund 20 Mitgliedern, die jeweils 10 Euro Monatsbeitrag zahlten, wäre das gesamte monatliche Budget damit also weg gewesen. Für die Dortmunder war das keine Option. „Dann kam zum Glück irgendwann das Angebot von der Stadt, die Mendesportanlage zu nutzen, das war ideal“, erzählt der Vorsitzende.
„Wir müssen uns um alles selbst kümmern“
Als eingetragener Verein mit einem Platz stand dem Spielbetrieb in der Kreisliga C dann nichts mehr im Weg. Problemlos verliefen die ersten Monate dennoch nicht. „Man muss bedenken, wir müssen uns ja echt um alles selbst kümmern. Leibchen oder Trikots waschen zum Beispiel. Das macht ja nicht irgendeine Reinigungsfirma für uns“, betont Daniel Ulrich. „Und wo kommen die Trikots überhaupt her? Dafür muss man erst einmal Sponsoren finden, und das reicht am Ende immer noch nicht, dann zahlt jeder noch 35 Euro drauf“, wirft Köhler ein. „Wir hatten am Anfang natürlich auch oft Probleme, wenn es darum ging, einen schlagkräftigen Kader aufzustellen“, erzählt Ulrich weiter. „Da standen wir dann öfter mit elf Mann glatt auf dem Platz.“
Mittlerweile haben sich die Wogen beim FC Dortmund geglättet. Zwei, drei Monate habe es gedauert, bis das Vereinsleben sich durch Zuwachs normalisiert habe. Nach einem Jahr hat der FC Dortmund heute rund 40 Mitglieder. Die Fußballer haben ihre Ziele damit eigentlich schon erreicht, sagt Mark Bender: „Wir wollten ja eigentlich einfach nur mit Freunden Fußball spielen.“
Nicht für Jedermann
Dass sich dem Verein nach einem Jahr schon so viele Neuankömmlinge anschließen würden, war nicht zu erwarten. Im Sommer soll schon die zweite Mannschaft kommen, vielleicht sogar noch eine A-Jugend. „Ein netter Bonus“, wie Ulrich es nennt. „Wir wollen gewährleisten, dass jeder, der zu uns kommt, die Chance hat, wettbewerblich Fußball zu spielen“, erklärt Mark Bender.
Mit ihrem Erfolg zeigen die Jungs vom FC Dortmund, was auch Mathias Grasediek beteuert: „Für neue Ideen ist immer Platz.“
Wer mit dem Gedanken spielt, es Köhler, Ulrich und Bender gleichzutun, darf sich von der schieren Anzahl der bereits vorhandenen Vereine nicht abschrecken lassen. Und auch von einem Mangel nötiger Infrastruktur oder technischer Kapazitäten möchte Grasediek nichts hören. „In Dortmund gibt es definitiv Möglichkeiten, mehr Sportvereine zu behausen, unser Angebot ist da noch nicht ausgeschöpft.“
Langer Atem und gute Nerven vonnöten
Dass eine Gründung für jeden immer der richtige Weg ist, möchte er damit nicht sagen. Die Initiatoren des FC Dortmund sehen es ähnlich: „Man braucht langen Atem und gute Nerven“, sagt Ulrich. „Man muss strukturiert an die Sache rangehen, sonst hat man keine Chance“, urteilt Köhler. „Es ist auf jeden Fall einfacher, sich als Mannschaft einem bestehenden Klub anzuschließen“, gibt Bender zu bedenken. Beim FC Dortmund sei eben auch eine Menge Glück ausschlaggebend gewesen.

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Ebenso einig ist man sich auch darüber, dass man Neugründern in vielerlei Hinsicht noch mehr unter die Arme greifen könnte – damit Glück in Zukunft keine Rolle mehr spielt. Mathias Grasediek sieht solchen Verbesserungsbedarf aktuell eigentlich nicht. „Wenn interessierte Gründer zu uns kommen und uns ihre Probleme schildern, stehen wir gerne beratend zur Seite.“ Bei großen Infoveranstaltungen mit sechs oder sieben Vereinen, zu festem Termin, gäbe es einfach nicht die Möglichkeit, auf die individuellen Situationen einzugehen, erklärt er.
Sie bereuen nichts
Wer den Schritt wagt, wird also auch in Zukunft ohne Einsatz und Initiative nicht weit kommen, den eigenen Verein gründet man nicht zwischendurch. Es sei an dieser Stelle aber gesagt: Erfolg macht alle Müh‘ vergessen. Ob sie ihre Entscheidung heute bereuen, muss man die Gründer des FC Dortmund nicht fragen.
- Für die Gründung eines eingetragenen Vereins braucht man sieben Gründungsmitglieder.
- In einer Gründungsversammlung müssen der Name, die Geschäftsstelle (meistens die Adresse eines Mitglieds), der Vorstand und die Vereinssatzung beschlossen werden.
- Das Protokoll dieser ersten Sitzung und die darin verfasste Satzung müssen von allen Gründungsmitgliedern unterschrieben und von einem Notar beglaubigt werden.
- Erst danach kann durch das örtliche Amtsgericht die Eintragung in das Vereinsregister erfolgen.
- Möchte man am Ligabetrieb teilnehmen (Beispiel Fußball) ist außerdem eine Anmeldung beim Deutschen Fußball-Bund oder dem zuständigen Landesverband nötig. Das setzt voraus, dass der Verein über eine Spielstätte mit Umkleiden und über das nötige Equipment (zum Beispiel Bälle und Trikots) verfügt.