TuS Körne stürzt ins Chaos Weinende Eltern, Jugendteams flüchten, Vorstand tritt zurück

TuS Körne stürzt ins Chaos: Weinende Eltern, Jugendteams flüchten
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Wenn streitende Akteure eine unterschiedliche Wahrnehmung einer Situation haben, ist Chaos vorprogrammiert. Beim TuS Körne sind aktuell Eltern, Trainer, Spieler und Vorstand in einen internen Konflikt verstrickt, der nur schwer zu erfassen ist. Vieles ist unklar. Nur eines steht mit Sicherheit fest. So sind die Leidtragenden am Ende mal wieder die schutzbedürftigsten dieser Gesellschaft: die Kinder. Doch was war überhaupt passiert?

Bis vor Kurzem sind Ayyoub Bata (22) und Niklas Klick (22) Jugendleiter und Trainer der D1-Jugend von Körne in Personalunion. Mit ihrer Mannschaft holen sie in der Saison 2021/22 den Meistertitel in der Kreisklasse. Und das mit dem Jungjahrgang. Den Aufstieg in die Bezirksliga verpassen sie in der Entscheidungsrunde nur knapp. „In dieser Saison wollten die Jungs den Aufstieg unbedingt erreichen“, sagt Ayyoub Bata. Seit 2016 arbeiten die beiden Trainer mit den Kindern zusammen. Sind gemeinsam mit den Eltern eine eingeschworene Truppe geworden.

Doch der Traum vom Aufstieg mit Körne ist, so viel steht fest, mittlerweile ausgeschlossen. Die beiden Trainer sind gemeinsam mit ihren Schützlingen geschlossen zum Hombrucher SV gewechselt.

Niklas Klick trainiert die ehemalige D2 von Körne jetzt beim Hombrucher SV.
Niklas Klick trainiert die ehemalige D2 von Körne jetzt beim Hombrucher SV. © Verein

Vater kritisiert Willkür

Die Frage nach dem Warum beschäftigt vor allem die Eltern der Kinder. „Wir haben seit Wochen versucht, den Verein zu einem klärenden Gespräch zusammen mit den Trainern zu bewegen, jedoch vergeblich. Wir Eltern und auch die Kinder wollten lediglich, dass uns Ayyoub und Niklas als Trainer erhalten bleiben. Denn für die Kinder sind die beiden seit Jahren die Bezugspersonen bei Tus Körne. Wenn die beiden etwas getan hätten, was untragbar oder unentschuldbar wäre, dann würden wir die Entscheidung des Vereins nachvollziehen. Da uns seitens des Vereins aber keine triftigen Gründe für diese Entscheidung genannt werden konnten, wirkt diese Entlassung für uns willkürlich und wir haben absolut kein Verständnis dafür“, sagt der Vater eines Spielers, Hischam Beniber.

Als wir ihn zum Gespräch treffen, ist auch Tanja Oware-Troica dabei, die Mutter eines weiteren Kindes. Die beiden erzählen vom hervorragenden Start der Kids in die Saison.

Denn das Team kann zunächst nahtlos an das Anknüpfen, womit es vergangene Saison aufgehört hat: Bis zum 26. September werden alle sechs Spieltage mit einem überragenden Torverhältnis von 26:2 gewonnen.

Mit 18 Punkten steht Körne auf Platz eins. Doch dann folgt der Knall: Die beiden Trainer sollen laut des Vorstands mit sofortiger Wirkung von ihrem Trainerposten zurücktreten und ihre Jugendleiter-Rolle aufgeben.

Unmut über digitale Sticker

Auslöser soll laut Ayyoub Bata eine Situation gewesen sein, in der die beiden Jugendleiter vom Vater eines E-Jugendlichen dazu aufgefordert worden seien, den Trainer zu feuern. Als Jugendleiter eine ihrer Aufgaben. „Der Junge ist 18 Jahre alt und wir haben uns dazu entschieden, dass er noch eine Chance bekommen soll. Dann hat der Vater uns über WhatsApp dazu aufgefordert, wir sollten zurücktreten, weil wir dem Verein schaden würden“, erzählt Ayyoub Bata.

In diesem Moment trifft der 22-Jährige eine folgenschwere Entscheidung: Denn er und Niklas Klick hatten aus Fotos von Vereinsmitgliedern, die in öffentlichen Gruppen gepostet worden waren, digitale Sticker erstellt. Einen solchen schickt Ayyoub Bata als Antwort an den Vater „schon, um ein bisschen zu provozieren, weil mir seine Aussage überhaupt nicht passend vorkam.“

Dadurch werden andere Vereinsmitglieder auf die verunstalteten Bilder aufmerksam. So ist zum Beispiel Vereinskassierer Andreas Berkenbusch auf einem solchen zu sehen. Versehen mit der Aufschrift „Zahltag meine Freunde“ lächelt er dort in die Kamera. Ein weiteres soll Vorstand Andreas Langner oberkörperfrei mit einem Bier zeigen.

Kinder sehen bei Niederlage zu

In der Folge bricht in Körne das Chaos aus: Die beiden Trainer sollen als Coaches der D1 und auch als Jugendleiter abgesetzt werden. Die Eltern gehen dagegen auf die Barrikade. Mehrere Sitzungen werden abgehalten. Altersklassen übergreifend seien Eltern beteiligt gewesen. Am Ende bleibt eine Einigung aus, weil der Verein auf der einen Seite nicht von seiner Position abweichen will. Und die Eltern auf der anderen Seite keinen fremden Coach für ihr Erfolgsduo akzeptieren.

Daraufhin kann die D1 ihr siebtes Spiel nicht antreten, weswegen die Partie mit 0:2 gewertet wird. Am darauf folgenden Spieltag werden Kinder aus der D3 genommen, um für die D1 zu spielen. Während des Spiels stehen 15 Kinder der ursprünglichen Mannschaft am Spielfeld und sehen zu, wie das „Ersatzteam“ mit 0:16 untergeht.

„Die Kinder zu sehen wie ihr Team mit 16 Toren abgeschossen wird, tat mir unglaublich leid. Es war einfach so bitter“, erzählt die sichtlich betroffene Tanja Oware-Troica mit Tränen in den Augen. Viele der 11-Jährigen würden nach wie vor gar nicht verstehen, warum sie nicht spielen dürften. Die letzte Partie verliert der TuS mit 0:36-Treffern.

Besonders bitter: Vor der Spielzeit stand ohnehin bereits fest, dass Ayyoub Bata und Niklas Klick in ihre letzte Saison mit dem Team gehen würden. Bata macht zurzeit eine Trainer-B-Lizenz und ist zusätzlich Co-Trainer von Rot-Weiß Essens U13 und Klick Co-Trainer von Jonas Acquistapace beim Senioren-Westfalenligisten BSV Schüren.

Auch D2 verlässt TuS Körne

Im Zuge des ganzen Chaos verkündet zudem Andreas Langner, nach 35 Jahren Vorstandsarbeit seinen vorzeitigen Rücktritt als Vorsitzender des Vereins. Eigentlich wollte das seit mehr als 50 Jahren im Verein aktive Mitglied erst im Sommer 2023 seinen Posten räumen. Da sich mehrere Beteiligte zudem in einem schwebenden Rechtsstreit befinden, wollte Langner auf Anfrage dieser Redaktion keine genauen Angaben zu der Situation machen.

Vereinsmitglied Andreas Berkenbusch betont: „Die Sticker sind nur eine von mehreren möglichen Verfehlungen der beiden. Über die Bilder können einige Lachen, andere überhaupt nicht. Da gehen die Meinungen auseinander. Aber das alleine reicht nicht als Grund“, sagt er.

Am 15. November kommt es zu einer womöglich finalen Mitgliederversammlung, auf der allen Beteiligten im Verein sämtliche „Verfehlungen“ der beiden ehemaligen Trainer vorgelegt werden sollen. Weder den Eltern noch Ayyoub Bata und Niklas Klick wurden diese vom TuS Körne bislang mitgeteilt. Ob zum Beispiel die Doppelfunktion bei anderen Vereinen der Grund ist – für Bata und Klick bleibt es unklar. „Wir wollten niemanden beleidigen oder jemandem schaden. Auf der Versammlung werden wir uns auch noch einmal persönlich für die Sticker entschuldigen“, sagt Niklas Klick.

Fest steht zudem das auch die D2, bei der der Bruder von Ayyoub Bata Trainer war, Körne verlassen hat und sich der neugegründeten Westfalia Dortmund anschließt. Über die Gründe gab es gegenüber dieser Redaktion aber so viele unterschiedliche Aussagen, das wir uns dazu entschieden haben, es bei der Erwähnung zu belassen. Selbiges gilt für die Gründe der Rechtsstreitigkeiten.

So oder so: Die Leidtragenden bleiben die Kinder. Das betont auch Andreas Berkenbusch: „Ich kann die Kinder der D1 verstehen, dass sie mit ihren Trainern weitermachen wollten und ich kann auch die Eltern verstehen“, so der Kassierer.

Am Ende war allen Beteiligten ein gemeinsamer Weg aber anscheinend einfach nicht möglich. Ob die Versammlung am 15. November mehr Licht ins Dunkel bringt, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Frage, ob die Kinder für den HSV spielberechtigt sind oder nach dem Wechsel für sechs Monate gesperrt werden. Was fest steht: Der Aufstieg als Team des TuS Körne wird wohl für immer ein Traum bleiben.

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