TuS Eichlinghofen: Marc Neul, ist die Landesliga mit Ihrem neuen Klub das Ziel?

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TuS Eichlinghofen: Marc Neul, ist die Landesliga mit Ihrem neuen Klub das Ziel?

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Marc folgt auf Marc. Der scheidende TuS-Eichlinghofen-Trainer Marc Risse verlässt den Klub, Marc Neul wird neuer Coach. Aber was hat der neue Trainer vor? Was sind seine Ziele? Und wie realistisch ist die Landesliga?

Dortmund

, 22.01.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

So schwer dem einen oder anderen der Abschied vom allseits beliebten Trainer fällt, der neue Mann macht es nicht nur wegen Vornamens-Gleichheit seinen Spielern und dem Umfeld leicht. Marc Neul (31) will in Marc Risses (44) Fußstapfen treten. Wie er beim TuS Eichlinghofen einerseits Kontinuität, anderseits eigene Impulse einbringen möchte, erklärt Neul im Interview.

Marc Neul, es heißt so schön: Das Bett ist gemacht! Dabei wollen Sie sich in Eichlinghofen bestimmt nicht ausruhen. Sind Sie bereit für die Nachfolge des beliebten Marc Risse?

Ja, selbst wenn die Lage coronabedingt gerade für unseren von vielen Kleinsponsoren lebenden Verein nicht einfach ist, freue ich mich riesig, da hier immer noch sehr gute Voraussetzungen sind, um als Trainer zu arbeiten.

Bleiben wir in der Metaphorik: Also passt das bestellte Feld besser als das gemachte Bett?

Ja, das trifft es ziemlich gut. Sie hatten in Ihrer absolut verdienten Würdigung von Marc ja geschildert, dass Marc es als Auszeichnung sieht, seinen Nachfolger ausgesucht haben zu dürfen. Ich sehe das daher wiederum als Auszeichnung für mich, dass er mich genommen hat. Es gibt viele Dinge, die ich beibehalten möchte.

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Lassen Sie uns vermuten: die menschliche Herangehensweise zum Beispiel?

Genau, wie Marc möchte ich auch Spieler um mich herumhaben, die charakterlich einwandfrei sind. Dazu passt ja ganz gut, dass ich in meiner Noch-Funktion als Sportlicher Leiter die Verträge mit 17 Spielern verlängert habe. Das sind die Korsettstangen und die Teamplayer. Wir haben auch dank Marc eine nette Mischung an guten Typen.

Ältere Menschen lernen in diesen Zeiten moderne Kommunikationswege der Jungen kennen, um Kontakte zu pflegen. Das ist vielleicht der positive Effekt von Corona. Aber gerade die geselligen Eichlinghofer dürften sich gegenseitig vermissen. Fehlen Sie Ihnen auch?

Oh ja, sehr! Unsere Zoom-Meetings, auf die Sie anspielen, ersetzen den persönlichen Kontakt nicht. Wir leben ja von den Gemeinschaftserlebnissen. Das macht unser Dorf besonders. Integration in dem Sinne, dass sich jeder bei uns wohlfühlt, ist in Eichlinghofen eine ganz zentrale Vokabel. Wie kaum noch woanders bleiben wir nach dem Training noch oft beisammen. Ich lege aber Wert darauf, dass nicht alles beim TuS Party ist.

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Sondern?

Ambitionierte Arbeit!

Charakterisieren Sie so Ihren eigenen Stil?

Mich sollen besser andere beurteilen. Ich rede nicht so gerne über mich, zumal ich ja erst vor meinem ersten Engagement als Trainer stehe. Ich meinte schon eher den gesamten TuS, wie ich ihn erlebt habe, wie ich ihn auch weiterhin erleben möchte. Ich denke aber schon, über mich sagen zu dürfen, dass ich akribisch arbeite. Leider hakt nun der Lehrgang für die Trainer B-Lizenz wegen Corona. Ich bin sehr gerne bereit, das, was ich unter anderem von Marc mitbekommen habe, weiterzugeben und auch noch dazulernen.

Wie Sie bereits sagten, sind Sie ein Trainerneuling. Welcher Lebensweg hat Sie zu dem gemacht, der Sie zum Start im neuen Amt sind?

Ich war immer in Vereinen, in denen ich mich wohlfühlte. Das war in meiner Jugend beim Kirchhörder SC so, auch beim TSC Eintracht, wo ich später im Seniorenbereich das Vergnügen hatte, noch einen Mark, allerdings einen mit K, kennen und schätzen zu lernen. Mark Elbracht hatte eine tolle Truppe zusammengebracht. Das war eine schöne Zeit. Auch in Kirchhörde war ich immer gerne. Vor gut vier Jahren habe ich mich ganz bewusst für Eichlinghofen entschieden, weil ich wusste, was den Klub ausmacht.

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Irgendwie kommen wir jetzt um die schönen Partys auf der Tribüne und im Vereinsheim aber doch nicht herum…

Das gehört doch auch selbstverständlich dazu. Das meinte ich ja nicht, aber ich finde es schon wichtig, dass ein so gut geführter Verein Ziele hat.

Die Landesliga?

Für uns war Corona nicht günstig. Wir hatten vor der Pause noch einmal gewonnen, sind jetzt sechs Punkte hinter dem Tabellenführer. Aber jetzt vom Aufstieg zu sprechen, passt so nicht, da momentan gar nichts planbar ist. Das betrifft übrigens auch Gespräche mit potenziellen Neuen, denen wir nicht die Perspektive aufzeigen können, was passiert. Aber lassen Sie mich auch feststellen, dass wir als Eichlinghofer schon den Anspruch hatten und auch in Zukunft haben, das sportlich Maximale herauszuholen. Nur gegen den Abstieg zu spielen, darf nicht unser Ziel sein.

Sie arbeiten in einer, ich darf Sie aus dem Vorgespräch zitieren, einer „Restrukturierungs- und Sanierungsabteilung“ eines Wirtschaftsberaters. Sie müssen den TuS hoffentlich nicht zu Ihrem eigenen Kunden machen?

Nein, das ist zum Glück nicht der Fall. Der Verein wirtschaftet solide, was nicht heißen soll, dass die Unternehmen, die wir betreuen, nicht seriös sind. Im Gegenteil: Viele können nichts dafür, dass es jetzt eng wird. Corona schadet schon enorm. Wir wissen auch, dass unsere vielen Kleinsponsoren, die sonst das stabile Fundament unseres Vereins bilden, in unverschuldete Schwierigkeiten geraten können. Ich denke an die Kneipe an der Ecke, die kleinen Geschäfte. In diesen Zeiten haben es die Klubs leichter, die von einem Mäzen leben, der genügend Reserven hat. Aber wir gehen da als Eichlinghofer dann eben mit begrenzten Mitteln gemeinsam durch.

Welche Art Fußball, den Ihr Budget hergibt, bevorzugen Sie?

Da lege ich mich nicht fest. Natürlich möchte ich bei allem Respekt vor der Arbeit meines Vorgängers auch eigene Ideen einbringen. Ich mag es, wenn wir vorne draufgehen und ohnehin offensiv spielen. Aber es gibt auch Situationen, in denen die Verteidigung wichtiger ist. Ich denke, wir spielen nicht in einer Liga, in der komplizierter Fußball gefragt ist.

Heißt im Umkehrschluss: Einfacher ist manchmal besser? Wir fassen zusammen: Charakter ist Ihnen wichtig. Auch der Erfolg und eine sichere Zukunft. Dafür sind Sie Sportler. Apropos: Warum treten Sie als 31 Jahre alter Fußballer nicht mehr gegen den Ball?

Ja, der Umkehrschluss trifft zu. Zu mir: Mein Sprunggelenk hat sehr gelitten. Ich habe eine Arthrose. Und Fußball muss, das bringt mich zu Ihrer zusammenfassenden Frage, natürlich auch immer Spaß machen. Ohne den geht es gar nicht.

Erfolg könnte ja auch Spaß machen. Gehen Sie einen geplanten Weg durch ein bestelltes Feld?

Ja, das passt wieder. Marc, also Marc Risse, hatte mich vor ungefähr 20 Monaten nach meinem Karriereende gefragt, ob ich mich in der Rolle des Sportlichen Leiters auf einen Trainerjob vorbereiten möchte. Marc wusste damals schon, dass er nicht ewig so viel Zeit neben Beruf und Familie in den Fußball investieren wollte. Für mich klang diese Perspektive gut. Ich bekam Einblicke, lernte Spieler und Umfeld noch besser kennen und fühle mich jetzt auch bereit, im Team mit Maxi Dücker und Andreas Uphues ein würdiger Nachfolger für Marc zu sein.

Was wünschen Sie ihm?

Dass er die Prioritäten in seinem Leben richtig setzt und Dinge macht, die ihm guttun. Ich weiß mit Sicherheit, das macht er auch. Und uns wünsche ich, dass seine Andeutung in Ihrem Text zur Realität wird. Er sagte, er können sich vorstellen, in ungezwungener Form dem TuS erhalten zu bleiben. Das wäre ganz in meinem Sinne. Und ganz ohne Fußball kann er ja auch nicht.