Kalt war’s, unterhaltsam war’s. Tore auf beiden Seiten, zum Teil aus Fehlern des Gegners resultierend, zum Teil einfach nur schön ausgespielt. Dass da Topmannschaften ihrer Ligen einen Vergleich wagten, spürten die wenigen frierenden Anhänger an der Provinzialstraße. Am Ende endete der Test des Oberliga-Zweiten TuS Bövinghausen gegen den Westfalenliga-Spitzenreiter Spvgg. Erkenschwick völlig gerecht 3:3 (2:1).
Während sich Erkenschwicks Coach Magnus Niemöller über einen starken Test seines dezimierten Kaders freute, war der Spielertrainer der Bövinghauser Kevin Großkreutz nicht so glücklich: „Ich fand es insgesamt nicht so gut. Gerade während der ersten Hälfte unterliefen uns zu viele Stockfehler. Nach dem Rückstand haben wir es nach vorne besser gemacht. Und nach der Pause haben wir dann richtig durchgewechselt. Dafür war es dann okay.“
Magnus Niemöller hingegen erklärte, das sei ein echtes Vorbereitungsspiel gewesen: „Wir hatten nur 14 Feldspieler dabei. Die Halbzeit geht mit 2:1 an uns, die erste mit 1:2 an Bövinghausen. Gegen den Ball war das richtig gut, mit dem Ball ein bisschen wild. Für das Vorbereitungsstadium ist das eine coole Leistung.“
Nicht nur cool, eiskalt war es am Donnerstag. Aber die 22 Leute auf dem Platz hielten sich in Bewegung. Die Gäste fanden in ihre Ordnung und ließen zunächst keine TuS-Chancen zu. Und sie trauten sich etwas. Die Erkenschwicker spielten ihre Angriffe clever aus, bis auf die Szenen, die Niemöller wild fand. Nicht so das erste Ausrufezeichen: Finn Wortmann legt ab, Moritz Isensee, der ehemalige Aplerbecker, drückte den Ball hinter die Linie. Hinter dieser Aktion stand jedenfalls ein Plan (24.). Und dieses Tor brachte Bövinghausen ins Spiel. Sofort liefen die Gastgeber ihre Angriffe. Der Torjäger legte diesmal auf. Denn Stürmer Elmin Heric und Passempfänger Mittelfeldspieler Nico Thier spielten es beide clever aus. Das 1:1 (33.) passte dann auch wieder zum Spielverlauf. Und die Gastgeber legten nach, Thier, jetzt mal rechts im Mittelfeld zu Gast, sah Rechtsverteidiger Großkreutz durchstarten. Und in der Mitte wartete Heric – 2:1 (45.). Selbst wenn Großkreutz selbst nicht den größten Spaß an diesem Spiel hatte, dann macht er eben den Zuschauern welchen. Sie retteten sich bestens unterhaltend gefühlt ins Vereinsheim.
Was auf den ersten Blick ein Nachteil der Gäste zu sein drohte, schien ihnen sogar gut zu tun. Niemöller warf seine Verteidiger von der Bank ins Getümmel, die munter wechselnden Bövinghauser bissen sich zumindest in ihrer kurzen Findungsphase die Zähne an ihnen aus. Erkenschwicks Gegen-den-Ball-Arbeit funktionierte sogar so gut, dass sie den gerade eingewechselten Mats Brämer so unter Druck setzten, dass dieser hilflos in die Mitte kickte, wo Wortmann dankend annahm (50.). Ja, es gab diese Phasen, in denen Bövinghausen den Vorbereitungsstatus-Vorteil ausnutzte. Wäre das Spiel am Sonntag in Siegen nicht abgesagt worden, wäre es die Generalprobe gewesen. Der TuS versuchte, Erkenschwick zu locken oder über die außen auseinanderzuziehen, was aber allenfalls eine optische Überlegenheit brachte.
Kifoumbi zeigt sein Können
Und der neue Angreifer Ken Kifoumbi deutete seinen Können an, indem er Erkenschwicks Torwart Philipp Amft gekonnt umkurvte und so die Gastgeber in Führung brachte (70.). Das kann ja ein Hauen und Stechen in der Offensive geben, wenn alle fit sind. Nur war das gestern nicht das Thema. Da galt es, die Erkenschwicker vom Tor fernzuhalten, was nur bedingt glückte. Zumal Cedric Golbig den Ball an Erkenschwick verschenkt und Isensee zu seinem Zweiten und Erkenschwicks Dritten traf.
Gut, der Generalprobencharakter war weg. Aber Großkreutz und Co. werden als Trainerteam die alte Lektion „dann klopp den Ball lieber auf die Tribüne“ predigen, denn Erkenschwick, ein an diesem Abend gefühlter Oberligist auf Augenhöhe, demonstrierte eindrucksvoll, wie es enden kann. Ein Drama war es nun aber auch wieder nicht. Bövinghausen kann am Samstag um 14 Uhr gegen den FC Kray noch einem Selbstvertrauen für den Saisonstart dann eine Woche später tanken. Die Erkenschwicker suchen noch einen Gegner, da ihr Pokalspiel in Erlinghausen ausfällt. Gut möglich, dass sich dieser Verein ähnlich schwer tut gegen die gut aufgelegte Spielvereinigung wie Bövinghausen. Und unterhaltsam war’s trotzdem.
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