Da hat der Sportliche Leiter nach der ersten Niederlage seit Februar aber mal richtig einen rausgehauen – nicht zum ersten Mal. Vor ein paar Wochen lederte Mesut Aksoy (45) gegen Mannschaft und sogar Trainer Orhan Özkara öffentlich los. Jetzt traf es die Mannschaft Türkspor Dortmund, ihres Zeichens Aufsteiger und bis zum Sonntag Spitzenreiter. Und zwar so heftig, dass sich mancher ob der Wortwahl mächtig wunderte. Klar, sein Team hatte 3:0 gegen Kellerkind YEG Hassel geführt, dann plötzlich alles aus der Hand gegeben und am Ende 4:5 verloren. Von „Arbeitsverweigerung“, sogar „Konsequenzen“ schrieb via Facebook ein „fassungsloser“ Mesut Aksoy. Folgende Passage dürfte das Ausmaß seiner Wut, deren Ursache offenbar nicht im Spielverlauf alleine begründet war, verdeutlichen.
„Das, was am gestrigen Tag passiert ist, grenzte über weite Strecken im Spiel an Arbeitsverweigerung, so eine desolate Leistung darf man sich als Tabellenführer nicht erlauben. Wir wissen genau, was unsere Mannschaft in der Lage ist, zu leisten und werden das gestrige Spiel intern aufarbeiten und aus unseren Analysen klare Entscheidungen ableiten. Eine zwischenzeitliche Drei-Tore-Führung aus der Hand zu geben, ist für unsere Ansprüche, Mitglieder und Fans zu wenig und stimmt uns nachdenklich.“
Ein Gespräch mit Aksoy könnte Aufschluss darüber geben, welche Konsequenzen er meint, warum er wirklich so wütend war und warum er das nicht erst intern besprach.
Mesut Aksoy, mit Verlaub: Aber was ist da in Sie gefahren?
Sie haben doch selbst das Spiel kommentiert und gesagt, dass es unerklärlich sei, dass wir ein Spiel so aus der Hand geben. Wir wollen oben mitspielen, dann darf das so nicht passieren.
Nun ja, Kritik ist ja das eine. Selbst ich als kritisch beobachtender Außenstehender habe aber in besagtem Livestream einem Aufsteiger, der gleich Tabellenführer ist, keine Arbeitsverweigerung unterstellt. Ich hatte eher erwartet, Sie als Vereinsvertreter hätten danach die erste Niederlage seit Februar eingeordnet und vielleicht gesagt: Mund abputzen, und wenn wir jetzt gegen Holzwickede gewinnen, dann ist doch gar nicht viel passiert. Diese Wucht Ihrer Aussage aber empfinde ich in der Tat als ziemlich heftig. Ist Ihre Reaktion verhältnismäßig?
Ich denke schon. Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die das auch schon oft bewiesen hat. Das würdige ich auch öffentlich. Aber unter dem Oberbegriff Transparenz sehe ich dann auch deutliche Kritik. Viele hatten uns vor der Saison bereits einen Platz in der Spitzengruppe zugetraut. Wir haben dann noch mal neue Spieler verpflichtet, denn wir glauben auch, dass es für ganz oben reichen kann.
Nicht nur Ihr Führungsspieler Onur Cenik, der jetzt in einem Interview den Aufstieg ausdrücklich nicht als erklärtes Ziel sieht, hat gesagt, es gehe in der ersten Westfalenliga-Saison darum, sich zu etablieren.
Ich denke, es ist schon auf Grund der fachlichen Einschätzungen von Beobachtern, aber auch unserer Personalpolitik klar, dass wir da oben hinmüssen. Und ich finde schon, dass wir das große Ziel verfolgen sollten.
Sie schreiben ja auch, dass es für Ihre Ansprüche, die der Mitglieder und der Fans zu wenig sei und Sie alle nachdenklich stimme. Ist die Stimmung nach einer Niederlage im Verein schon so nachdenklich, dass Sie solche deftigen Worte wählen?
Ich möchte die Mannschaft wachrütteln. Die dürfen sich in einem solchen Spiel nicht so gehenlassen. Wir hatten Niederlagen gegen starke Mannschaften wie gegen Bövinghausen beim Hecker-Cup oder gegen Kaan-Marienborn, die ich durchaus äußerst positiv bewertet habe. Die Art und Weise von Sonntag aber ging mir gegen den Strich.
Ihr Wachrütteln könnte ja auch als in der Öffentlichkeit Vorführen interpretiert werden. Ihre Spieler, aber auch Ihr Vorsitzender Dr. Akin Kara heben immer wieder den Zusammenhalt, das Wohlfühlen hervor, warum Türkspor letztendlich auf sympathische Art erfolgreich sei. Wie passt Ihre öffentliche Schelte dazu? Noch einmal: Wird aus Zusammenhalt so schnell Nachdenklichkeit?
Ja, ich war sehr wütend und enttäuscht. Das habe ich auch unter unseren Leuten am Platz gespürt. Mein Vorsitzender unterstützt mich. Ich denke, wo es öffentliches Lob gibt, darf es auch mal öffentlichen Tadel geben.
Und das fördert Zusammenhalt und Wohlfühlen im Verein? Einige Spieler kommen zum Beispiel aus Hamm, um sich dann so öffentlich kritisieren zu lassen?
Begeistert werden die meisten Spieler nicht sein, aber Fußball muss auf diesem Niveau eben auch Raum für Emotionen haben. Wenn wir nur einen auf heile Welt machen, kommen wir bestimmt nicht weiter.
Warum kritisieren Sie extern und nicht intern?
Weil wir auch extern loben. Die Leute wollen Transparenz, wissen, was bei uns los ist. Nach außen zu tun, als dürfen solche Niederlagen normal sein, bringt uns von unseren Zielen ab. Denn wir können es besser.
Welche Konsequenzen deuten Sie an? Sie werden nicht konkret. Bewusst oder unbewusst?
Das habe ich bewusst offengelassen. Wir werden im Vorstand in Ruhe die Niederlage analysieren, dann mit Trainer und Mannschaft. Dann sehen wir, was wir ändern müssen. Aber ich sehe den Begriff nicht so dramatisch. Konsequenzen können auch ganz einfache Dinge sein.
Aber nehmen Sie nicht bewusst in Kauf, dass die Leser Ihrer Kritik, aber auch Trainer und Spieler selbst, personelle Konsequenzen befürchten müssen?
Wir sollten jetzt auch nicht zu weit denken, sondern meine Äußerungen in erster Linie als Weckruf sehen.
Wenn das in dieser Art und Weise dann doch nur ein Weckruf aus der Emotion bleiben sollte, wie dürfen wir uns dann Weckrufe vorstellen, wenn die Mannschaft in ein Tief gerät, was selbst einem ambitionierten Aufsteiger passieren könnte?
Ich glaube nicht, dass sich solche Vorstellungen wiederholen. Ich glaube auch, dass ich nicht noch deutlicher werden muss.
Solche Weckrufe könnten schließlich auch verpuffen…
Daher werden wir das auch von Woche zur Woche analysieren und aufarbeiten.
Sie klingen, um es unseren Lesern zu schildern, heute ruhiger, gelassen, lachen sogar zwischendurch. Ich werde dennoch das Gefühl nicht los, dass es Ihnen tatsächlich nicht nur um die Art und Weise der Niederlage ging und darum, aus der Emotion heraus Dampf abzulassen, um eine weitere Niederlage zu verhindern. Steckt da mehr hinter Ihrer Wut?
In meinem Fall nicht. Es geht um Emotionen im Fußball, um Wachrütteln, um solch ein Spiel nicht zu verlieren. Ich reagiere von Spiel zu Spiel. Wir werden nach der Aussprache wieder ganz normal miteinader umgehen und uns unserer Stärken besinnen.
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