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Türkspors Siegtorschütze nach der Chaoswoche: Ich war traurig und gekränkt
Fußball-Landesliga
Türkspor Dortmund hat am vergangenen Wochenende beim SV Hilbeck das erste Saisonspiel nach dem Aufstieg gewonnen. Und das nach der Chaoswoche. Wir haben mit dem Siegtorschützen gesprochen.
Es liegt eine unglaubliche Woche hinter dem ambitionierten Fußball-Landesligisten Türkspor Dortmund. Der Sport geriet komplett in den Hintergrund. Nachdem der Vorstand mitgeteilt hatte, dass Dimitrios Kalpakidis den Posten des Sportdirektors übernehmen wird, trat das Trainer-Duo Reza Hassani und Kevin Großkreutz sofort zurück. Aktueller Coach ist jetzt Kalpakidis selbst.
Er stand am Sonntag zum ersten Mal an der Seitenlinie des Klubs und gewann mit dem Team mit 1:0 beim SV Hilbeck. Kerim Acil traf zwei Minuten vor dem Ende per Kopf. Wir haben mit dem Torschützen über die aktuelle Situation und die letzte Woche gesprochen.

Kerim Acil erzielte Türkspors Siegtreffer. © Nils Foltynowicz
Wie wichtig war der Sieg am Sonntag?
Sehr wichtig. Es gab in der vergangenen Woche nach dem Trainerrücktritt so viel Input von außen, das haben nur ganz wenige Spieler bisher erlebt. Ich habe es selbst gemerkt, dass es mich extrem beschäftigt hat. Die Konzentration beim Training hat gelitten. Man hatte einfach andere Dinge im Kopf. Mit dem Sieg gegen Hilbeck können wir als Team jetzt wieder befreiter aufspielen.
Wie haben Sie den Rückzug der Trainer aufgenommen?
Ich habe zu Reza und Kevin ein sehr gutes Verhältnis. Vor meinem Wechsel von Holzwickede zu Türkspor habe ich gefühlt 1000-mal mit Reza telefoniert und unzählige Male mit Kevin. Deren Abschied hat mir weh getan. Ich war auch traurig und gekränkt. Die beiden waren ja nicht nur meine Trainer, wir verstehen uns auch auf der persönlichen Ebene sehr gut. Aber ich muss deren Entscheidung einfach akzeptieren. Die Ruhr Nachrichten haben ja getitelt, wir wären der FC Hollywood. Aber ich sage jetzt, wir sind nicht mehr der FC Hollywood. Ich sage: The Show must go on.
Hat die Mannschaft versucht, Reza Hassani und Kevin Großkreutz umzustimmen?
Ja. Wir haben lange mit beiden gesprochen. Bestimmt eine Stunde. Wir haben ihnen deutlich gemacht, dass wir sie brauchen und wir doch eine Familie seien. Die beiden haben doch fast alle Spieler geholt. Ich bin auch nur gekommen, weil die beiden sich so um mich bemüht haben. Am Ende des Tages haben Reza und Kevin aber anders entschieden. Ich wäre sehr gerne mit beiden aufgestiegen.
Ist das Geschehene auszublenden?
Ich muss es einfach ausblenden. Mein Job ist es, für Türkspor Fußball zu spielen. Ich muss im Training und im Spiel abliefern, damit wir erfolgreich sind. Würden wir Spieler uns mit in die ganze Angelegenheit einmischen, hätte das kein gutes Ende
Reza Hassani und Kevin Großkreutz sind ja wegen Dimitrios Kalpakidis zurückgetreten. Wie ist es jetzt für Sie, unter Ihm zu spielen?
So ist das Fußballgeschäft. Jetzt ist Dimi unser Trainer. Ich muss abliefern und Gas geben, denn Dimi entscheidet, wer sonntags spielt. Da muss man als Spieler auch mal an sich denken.
Wie lief denn das erste Spiel unter Dimitrios Kalpakidis?
Es war ein heftiges Hin und her, ein kampfbetontes Spiel auf einem holprigen Rasen. So in der 80. Minute habe ich gedacht, hier fällt heute kein Tor.
Und dann kamen Sie...
Ja, es war so zwei Minuten vor Schluss. Ein langer Ball, ich stehe am zweiten Pfosten und köpfe ein. Alle sind explodiert. Mein Bruder Mo ist aus seinem Tor gesprintet und wir haben alle gefeiert.
Muss das Team nach der vergangenen Woche und dem Sieg am Sonntag bei Null anfangen?
Das müssen wir. Wir müssen ausblenden was passiert ist. Wir müssen von Sonntag die positiven Gefühle mit in die nächsten Spiele nehmen, auch wenn wir nicht gut gespielt haben. Es war aber schön zu sehen, dass wir ein Spiel durch harte Arbeit gewinnen können, ganz ohne Tiki-Taka.