Im Verlauf der aktuellen Oberliga-Saison ist der Aufstieg in die Regionalliga West für gleich zwei Dortmunder Vereine möglich. Der ASC 09 und Türkspor Dortmund beantragten deshalb die entsprechende Lizenz und kündigten für den Fall des Aufstiegs unlängst einen Umzug in das in Hagen gelegene Ischelandstadion an.
„Wir sind der Stadt Hagen sehr dankbar für die Unterstützung, die wir in Bezug auf das Stadion erhalten. Die Zusammenarbeit und Gastfreundlichkeit ist wirklich vorbildlich“, lobt Mesut Aksoy, Vereinsmanager und Pressesprecher bei Türkspor.
Stadt Hagen empfängt mit offenen Armen
Der nötige Umzug 35 Kilometer fernab der Heimat und eigenen Mendesportanlage ärgert Aksoy allerdings – und veranlasst zu scharfer Kritik.
„Wir alle bedauern sehr, dass keine Möglichkeit gefunden wurde, in Dortmund Regionalligafußball zu bieten. Die Stadtverwaltung sollte begriffen haben, dass sich mehrere heimische Vereine Richtung Profisport entwickeln“, sagt Aksoy.
In Dortmund selbst fehlt es bekanntlich an einer verfügbaren und für die Regionalliga tauglichen Sportstätte. Einen Stadion-Neubau hat die Stadt Dortmund auf absehbare Zeit ausgeschlossen.
Auch am Mendesportplatz schloss die Stadt Dortmund Regionalliga-Fußball unlängst aus. Ende 2023 habe es ein Gespräch zwischen der Geschäftsführung der Sport- und Freizeitbetriebe (SFB) und dem damaligen Türkspor-Vorstand gegeben, so die Stadt Dortmund.

Dabei sei es auch um die Möglichkeit gegangen, einen der Plätze der Mendesportanlage zu einem Regionalliga-Stadion auszubauen. „Konsens war es, dass diese Idee aufgrund der Gegebenheiten vor Ort und des dadurch entstehenden hohen Aufwandes nicht umzusetzen sein würde“, heißt es von der Stadt. Rund zehn Millionen Euro würde ein solcher Ausbau kosten.
Dass kein Stadion vom Himmel auf ein passendes Baugrundstück fällt, sei den TSD-Verantwortlichen wohl bewusst. Das Problem sei ein grundlegenderes.
Dortmund ist keine „Fußballhauptstadt“
„Wir erhalten keinerlei Signale, die darauf hindeuten, dass die Stadtverwaltung ein Interesse an nachhaltigem Amateurfußball abseits der Borussia hat. Wir sind scheinbar alles andere als eine Fußballhauptstadt – auch, wenn sich mit diesem Titel gerne geschmückt wird. Wir sind enttäuscht von der Kommunikation“, poltert Mesut Aksoy.
Auch für vermeintlich „kleinere“ Anliegen rund um den heimischen Mendesportplatz im Norden der Stadt wird sich nach Meinung des Vereinsmanagers kaum interessiert.
„Wir sind bereit, auch hier an der Mendesportanlage etwas zu bewegen. Wir haben hier genügend Fläche, wir sind hier Zuhause. Doch allein die Zufahrtswege sind für Spieler und andere Besucher eine Zumutung. Wer schon mal bei uns war, weiß, wovon ich spreche. Die Infrastruktur ist katastrophal“, sagt Aksoy und spielt dabei unter anderem auf zahlreiche Schlaglöcher auf der langen Zufahrtsstraße zum Mendesportplatz an.
Das geschehe zum Leidwesen aller neuen Mitglieder und der neu entstandenen Jugendabteilung des Vereins, die innerhalb eines Jahres Mannschaften durch alle Altersklassen hindurch offiziell anmelden konnte. Man fühle sich nicht gesehen bei Türkspor.
„Wir haben in der Nordstadt so viele Kinder auf einmal zum Fußball gebracht und von der Stadt kommt niemand auf uns zu und bietet ernstzunehmende Hilfe an oder erkundigt sich nach uns“, sagt Aksoy.

Die Stadt Dortmund entgegnet auf Anfrage unserer Redaktion, dass sie Türkspor angeboten habe, den geplanten Bau einer Tribüne und von Unterständen zu 50 Prozent mit Mitteln aus der Sportpauschale zu fördern. Die Sport- und Freizeitbetriebe übernehmen zudem 50 Prozent der Mietkosten für das TSD-Vereinsheim.
Allerdings stockt die Fertigstellung der Tribüne seit Monaten. Das Fundament ist längst ausgehoben. Die Tribüne befindet sich allerdings laut Vereinsangaben wegen einer fehlenden Statik-Prüfung noch beim Hersteller in Polen. Die SFB haben Türkspor deshalb zuletzt aufgefordert, die Baustelle aufzuräumen und einzuzäunen, teilt die Stadt Dortmund mit.
Stadt Dortmund zeigt Perspektive für Mendesportplatz auf
Den Vorwurf, sich auch für kleinere Angelegenheiten am Mendesportplatz kaum zu interessieren, weist die Stadt Dortmund mit einer konkreten Maßnahme zurück.
„Zurzeit gibt es Überlegungen, den letzten Ascheplatz in einen Kunstrasenplatz umzubauen, um auch hier einen ganzjährigen Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen und insbesondere den Anforderungen von Türkspor nach mehr Jugendtrainingszeiten nachzukommen“, heißt es.
Als zentrale Sportstätte im Norden der Stadt versammeln sich auf der Mendesportanlage eine Vielzahl an Mannschaften. Neben Türkspor spielen dort der RFC Dortmund (Rugby) sowie die Fußball-Vereine Osmanlispor, SF Hafenwiese, FC Ezidxan sowie der FC Ugarit.
Türkspor Dortmund signalisiert, dass sie zusammen mit anderen Vereinen „die Interessen für den ganzen Amateursport in Dortmund vertreten“ und deshalb auch Gespräche mit Liga- und Aufstiegskonkurrent ASC 09 Dortmund über mögliche Zukunftsszenarien führen werden.