Türkspor Dortmunds galanter Sportlicher Leiter kann auch anders „Kläre aber alles intern“

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Ein galanter Repräsentant für Türkspor Dortmund ist Emre Konya (41) in kürzester Zeit geworden. Charmant begrüßt er, immer einen netten Spruch auf Lager, Gegner, Zuschauer, Medienvertreter und natürlich die eigenen Leute vor dem Testspiel gegen den Oberligisten ASC 09 Dortmund (1:2). Als wäre er schon Jahre hier am Fredenbaum Gastgeber, wandelt er von Gruppe zu Gruppe und fragt nach dem Rechten. Dabei liegt diese positive Art tatsächlich in seinem Naturell, wie Familie und Freunde gerne bestätigen werde.

Den anderen Emre Konya, der den Erfolgskurs des Westfalenliga-Zweiten Türkspor Dortmund ehrgeizig voranbringen soll, können diese Leute nur erahnen. Er ist aber schon durchgekommen, verrät er im Interview. Und nach einigen schwierigen Personal-Entscheidungen im Winter könnten die Kader-Umbauten im Sommer weitergehen. Interessant auch, wie er das TSD-Umfeld einschätzt und wie er es zufrieden machen möchte.

Emre Konya, wie bewerten Sie das Umfeld Ihres neuen Vereins?

Emotional ist es schon. Wir sind ein offener Nordstadtklub mit vielen Facetten, daher muss emotional nicht unbedingt negativ sein.

Die Temperaturen im Spiel gegen Ihren Ex-Klub ASC 09 Dortmund schienen Ihnen, der selbst gerade als Spieler hohe Gradzahlen im Körper mit sich trug, gar nichts auszumachen.

Das stimmt! Denn wer kalte Hände hat, hat ein warmes Herz. Klingt doch gut, oder? Meine Frau hatte mir geraten, mich winterfest zu machen. Daher ging es. Umso gemütlicher war es mit einer netten kleinen Gesprächsrunde lange nachher im Vereinsheim. Schön, dass Samir Habibovic auch dabei war.

Zur Erklärung: Sie waren in Aplerbeck bis zu Ihrem Wechsel vor zwei Monaten zu Türkspor auch Sportlicher Leiter. Diese Trennung scheint Ihrer Beziehung nicht geschadet zu haben. Sonst hätten Sie sich ja nicht so nett unterhalten. Stimmen Sie zu?

Die Aplerbecker hatten Verständnis, dass ich solch einen Job in Eigenregie natürlich im Verbund mit weiteren Vorstandsmitgliedern machen wollte.

Handeln Sie eher spontan intuitiv oder haben Sie einen Plan für Türkspor mitgebracht?

Ich nenne es eher eine Vorstellung, wie ich als Sportlicher Leiter sein möchte, was ich für den Verein sein möchte. Erstens bin ich Kommunikator. Wir müssen miteinander sprechen. Das trifft zu, wenn ich mit der Mannschaft zusammen bin, mit dem Vorstand, mit potenziell neuen Spielern, aber auch mit unserem Umfeld. Zentral aber ist für mich, dass ich Bindeglied zwischen Mannschaft und Verein bin. Zweitens bin ich Sparringspartner der Trainer. Mit Sebastian Tyrala und Co-Trainer Eyüp Cosgun tausche ich mich aus, sage auch meine Meinung. Dann bin ich für unsere Entwicklungen in verschiedene Richtungen zuständig, aber auch der Ansprechpartner für das, was wir haben. Ich sehe mich oft als Kompass.

Dass bei Türkspor der Kompass öfter in verschiedene Richtungen zeigt als beim eher ruhigen ASC, haben Sie eindrucksvoll spüren dürfen oder müssen. Trainerwechsel, Veränderungen im Kader, ganz nebenbei das Kennenlernen vieler Leute. Wie war es für Sie?

Emre Konya will Probleme intern lösen.
Emre Konya will Probleme intern lösen. © Türkspor

In der Tat intensiv. Dass Sebastian zurückkam, war ja schon klar. Dass wir in Eyüp einen starken Co gewonnen haben, freut mich sehr. Die Beiden harmonieren sehr gut. Dann haben wir uns von fünf Spielern getrennt, vier haben wir verpflichtet. Generell haben mich die Leute sehr offen und nett empfangen. Das schön ist: Sie lassen mich machen und vertrauen mir.

Bleiben wir kurz beim Kader: Gegen Aplerbeck spielte ein Gastspieler. Wird er Neuzugang Nummer fünf?

Kemoi Walsh wurde uns von einem Berater angeboten, ist ein offensiver Mittelfeldspieler, wäre im Falle einer Verpflichtung eher einer für die Breite.

Ein paar Tage Vorbereitung haben wir noch. Was ist geplant?

Wir haben ein tolles Spiel, jetzt am Samstag beim FC Gütersloh, noch einen Test bei der SG Massen und das Pokalspiel beim VfB Westhofen am Wochenende vor dem Saisonstart. Bis dahin wird Sebastian intensiv mit der Mannschaft arbeiten. Wir hatten ja gerade das Thema Kommunikation. Er spricht die Sprache der Spieler. So hatte er zuletzt auch in Bövinghausen so erfolgreich gearbeitet. Fachlich ist er ohnehin ein richtig guter Trainer.

Aber diesmal bleibt er anders als vor eineinhalb Jahre länger?

Ich glaube, dass ich ihm als der erwähnte Sparringspartner das biete, was er sich von einem Verein wünscht. Ich habe selbst lange genug Fußball gespielt und in Wickede und Aplerbeck den Sportlichen Leiter gemacht.

Wie läuft denn so die Kommunikation mit Ihren Freunden Rafik Halim und Reza Hassani?

Wir sind wirklich gute Freunde. Dass sie bei unserem großen Konkurrenten im Aufstiegskampf, dem FC Brünninghausen, Trainer und Sportlicher Leiter sind, heißt, dass wir im Fußball natürlich unsere eigenen Interessen verfolgen. Aber Sie können sich ja vielleicht vorstellen, wie sehr der Flachs blüht.

Oh ja, da sind Sie beide gut drin. Wann hört der Spaß auf? Wenn der FCB am Ende den ersten Platz verteidigt?

Unser Ziel ist der Aufstieg. Aber wir dürfen den Druck auch nicht zu groß werden lassen. Schließlich haben wir wirklich starke Konkurrenten.

Druck war das große Thema, als ein Vorstandsmitglied öffentlich nach einem Remis den Trainer und nach der ersten Niederlage seit sieben Monaten die Mannschaft in den sozialen Netzwerken vehement angriff. Ist das diese Emotionalität, diese Heißblütigkeit, die Sie einkalkulieren?

Der Vorstand, finde ich, darf bei Bedenken Sachen ansprechen. Ich setze mich dafür ein und werde das auch so selbst so machen, dass wir solche Geschichten intern klären. Es ist auch nicht so, dass ich da bislang der gönnerhafte Neue war. Mir sind schon ein paar Dinge aufgefallen. Die habe ich dann auch kommentiert.

Haben Sie einen Plan A für den ersten Platz und einen Plan B für den Verbleib in der Westfalenliga in der Tasche?

Wenn Sie die Kaderplanung ansprechen, sehe ich da gar nicht so große Unterschiede. Wir wollen und müssen uns verjüngen. Wir wollen und müssen auch finanzielle Aspekte stärker berücksichtigen und ein gewisses Budget einhalten. Ich glaube, dass wir in der Oberliga einige Spieler bekommen können, die gerne bei uns Fußball spielen möchten. Dann bieten wir schon ein starkes Paket als weltoffener Nordstadtklub. Das ist natürlich auch in der Westfalenliga-Spitze zuletzt schon in diese Richtung gegangen. Aber die Oberliga hat dann noch einmal eine ganz andere Attraktivität und Strahlkraft.

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