Nachdem Türkspor Dortmund den Spielbetrieb in der Regionalliga West am zurückliegenden Mittwoch (12. März) mit sofortiger Wirkung eingestellt hat, gab es viele offene Fragen. Seyhan Adigüzel, Co-Trainer und Geschäftsstellenleiter, hat sich zu einigen Themen geäußert und über eine mögliche drohende Insolvenz, das erste Gespräch mit den Spielern und die nächsten Wochen gesprochen.
Es gibt Gerüchte, dass Türkspor Dortmund eine Insolvenz drohen könnte. Was ist dran?
Ich muss betonen und ich möchte das auch betonen: Der Verein ist sehr, sehr weit von einer Insolvenz entfernt. Der Verein ist solvent. Der erste Vorsitzende muss immer das große Ganze sehen. Die betrieblichen Kosten sind ein extremer Aufwand für den Verein und wenn du dann siehst, dass man Woche für Woche nicht nur sportlich, sondern auch mit dem Drumherum einfach nicht konkurrenzfähig ist, dass du an jedem Spieltag ein Minusgeschäft machst. Am Ende muss man auch ganz klar sagen, dass die Zuschauerzahlen, wenn man jetzt mal Hinrunde und Rückrunde vergleicht, drastisch gesunken sind.
Von Regionalliga-Konkurrenten gab es teils herbe Kritik. Sascha Mölders, Trainer des SC Wiedenbrück, sprach von einem Skandal. Dietmar Hirsch, Coach des MSV Duisburg, sprach von einer komplett verzerrten Tabelle. Wie reagierst Du darauf?
Es ist sportlich nicht schön. Es ist streitbar. Es ist auch ganz klar, dass jeder da seine Meinung äußern kann. Aber es ist für mich kein Skandal. Also ein Skandal wäre es gewesen, wenn wir alle Beteiligten gewusst hätten, es kann scheitern, es kann knallen. Wir werden Probleme bekommen und hätten auf Biegen und Brechen das Ganze fortgeführt und dann wäre es ein Skandal. Ich möchte keinem Verein zu nahe treten, aber es ist jetzt nichts, was vermeintlich größeren Vereinen, Traditionsvereinen nie passiert ist.

Ihr habt euch am Donnerstagabend mit der Mannschaft zusammengesetzt. Was waren Themen?
Das Gespräch war sehr, sehr gut, sehr sachlich, wenig Emotionalität, viel Verständnis. Akin Kara war vor Ort, selbstverständlich. Es ging um die kurzfristigen Dinge: wird Training stattfinden, wie sind die nächsten Schritte, wie sieht es beispielsweise aus, falls ein Spieler sich woanders fit halten möchte, der einen gewissen Aufwand hat nach Dortmund. Akin Kara hat auch ganz klar der Mannschaft gesagt, wir wollen für Spieler, die den Verein verlassen, vereins- und auch spielernahe Entscheidungen treffen.
Wie war Dein Eindruck von der Mannschaft?
Die Mannschaft ist intakt, das sind sehr, sehr gute Charaktere und für mich war es gestern auch noch mal so eine Bestätigung, dass es weitergeht. Es wird nicht jeder den Verein verlassen und das war für mich gestern auch noch mal so ein bisschen Balsam für die Seele, dass ich merke, dass die Jungs wissen, es war hart, es war extrem emotional, aber es war letztendlich eine Entscheidung mit Licht am Ende des Tunnels
Werdet ihr mit der Mannschaft trainieren?
Ob sie es letztendlich machen werden, das kann ich jetzt gerade nicht beantworten, aber es haben sehr sehr viele gesagt, dass sie das Training mitnehmen, weil ich auch glaube, dass die Jungs, die sich mit der Situation, mit dem Verein identifizieren, auch sagen, zwischen Trainerteam und Mannschaft war es sehr harmonisch. Wir wollen ja auch vorneweg gehen und sagen, dass niemand im Regen stehen gelassen wird.
Jeder Spieler hat einen Vertrag, der Vertrag ist dem Verein und dem ersten Vorsitzenden Akin Kara bekannt und dementsprechend wird es auch Verpflichtungen geben, die getragen werden und das hat Akin Kara gestern ganz klar gesagt: „Jungs macht euch keine Gedanken, wir kriegen das hin.“

Aber es wird vermutlich auch die Kurzentschlossenen geben, die seit Mittwoch nicht mehr dabei waren und gesagt haben, das Kapitel ist für sie beendet an dieser Stelle?
Wir haben natürlich den einen oder anderen Spieler, der nicht aus Dortmund kommt, der das so kommuniziert hat. Dass es für ihn in der Situation keinen Sinn ergibt, zwei Mal die Woche nach Dortmund zu kommen, um hier zu trainieren. Das ist natürlich verständlich. Der eine oder andere hat natürlich auch relativ schnell signalisiert, dass er den Verein verlassen möchte.
Wie sehen die nächsten Tage aus?
Wir wollen das jetzt erstmal ein bisschen sacken lassen. Ich gehe stark davon aus, dass wir im Laufe der nächsten Woche, spätestens darauf die Woche, Training anbieten werden. Es werden jetzt Gespräche geführt mit den Spielern, die wir definitiv halten wollen.
Und dann gibt es in der kommenden Saison den Re-start in der Oberliga?
Genau, es geht im Sommer weiter in der Oberliga und die Ambitionen des Vereins werden nicht geringer. Wer Akin Kara kennt, weiß das. Wir haben jetzt die Saison letztendlich auch dafür genutzt, um eine gewisse Erfahrung sammeln zu können und das Projekt Regionalliga West besser vorzubereiten, weil wir jetzt einfach mehr Vorlaufzeit haben, wenn es nochmal so weit kommt.