Timo Gansloweit wird Schiri in der 2. Bundesliga Auf diese Stadien freut er sich besonders

Timo Gansloweit wird Schiri in der 2. Bundesliga
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Ende Mai war die Freude im Schiedsrichterausschuss des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen groß, denn es gab einen besonderen „Dreifach-Aufstieg“ zu feiern. Ganz oben rückt Florian Exner (33) aus Münster zur Saison 2024/25 fest in die Bundesliga auf.

Darunter dürfen sich gleich zwei Dortmunder über einen Aufstieg freuen: Yannick Rupert und Timo Gansloweit vom SC Husen Kurl. Während Rupert bald in der 3. Liga ran darf, geht es für Gansloweit nach nur zwei Drittligajahren mit 21 Einsätzen in die 2. Bundesliga.

Leistungstest Ende Juli

„Ich bin immer noch dabei, zu realisieren, dass das jetzt wirklich geklappt hat“, erzählt der 27-Jährige im Gespräch mit der Sportredaktion. „Gerade in den ersten Tagen war es für mich noch nicht so richtig greifbar.“ Gefeiert habe er die „Beförderung“ natürlich dennoch schon, wenngleich der Fokus jetzt schon langsam in Richtung der neuen Saison gehe.

Denn nicht nur bei den Fußballprofis ist Fitness das A und O. „Nach zwei Wochen mit Sportprogramm auf Grundlagenbasis steige ich jetzt langsam wieder in die höhere Belastung ein“, erklärt Gansloweit. Das erste Ziel: das Schiedsrichter-Trainingslager des DFB Ende Juli in Herzogenaurach. Beim dortigen Leistungstest wird überprüft, ob die Unparteiischen auch wirklich fit für ihre kommenden Aufgaben sind.

Timo Gansloweit (M.) ist auch den Dortmunder Amateurteams seit vielen Jahren wohlbekannt. Neben im steigt auch Yannick Rupert (l.) in eine höhere Liga auf.
Timo Gansloweit (M.) ist auch den Dortmunder Amateurteams seit vielen Jahren wohlbekannt. Neben im steigt auch Yannick Rupert (l.) in eine höhere Liga auf. © Nils Foltynowicz

Die Vorbereitung darauf liege größtenteils bei den einzelnen Schiedsrichtern selbst. „Ein Trainer des DFB gibt uns Trainingsempfehlungen an die Hand, aber wir müssen uns schon selbst richtig triezen“, sagt der Dortmunder und fügt hinzu: „Ich glaube, dass die meisten Leute unseren Trainingsaufwand unterschätzen.“ Regelmäßiges Intervalltraining und Läufe mit hoher Intensität seien unerlässlich.

Viele Gelbe Karten in der 3. Liga

Der Aufstieg in die 2. Bundesliga sei durchaus überraschend gekommen, wenn auch nicht völlig aus heiterem Himmel. „Man merkt ja, wenn man als Schiedsrichter einen guten Lauf hat und auch keine gravierenden Fehlentscheidungen im Laufe einer Saison trifft“, analysiert Gansloweit die vergangene Spielzeit.

Dennoch sagt er: „Es gibt für uns keine offizielle ‚Schiedsrichter-Tabelle‘, in der man jetzt sehen könnte, wer auf Platz eins oder zwei steht und deshalb die besten Chancen auf einen Aufstieg hat. Daher ist ein gewisser Überraschungsfaktor immer dabei. Ohnehin spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Neben der Performance ist das etwa die Perspektive oder die Entwicklung eines Schiedsrichters.“

Der Weg eines jeden Schiedsrichters sei individuell, genau wie seine Persönlichkeit auf dem Platz. „Ich würde sagen, dass ich ein Schiedsrichter bin, der das Spiel gerne laufen lässt“, so Timo Gansloweits Selbsteinschätzung.

75 Gelbe Karten in 12 Drittligapartien (laut transfermarkt.de) in der vergangenen Saison, dazu fünf Gelb-Rote und eine Rote Karte, scheinen zunächst mal eine andere Sprache zu sprechen. Immerhin ergibt das einen Schnitt von mehr als sechs Verwarnungen pro Spiel.

Olympiastadion als besonderer Ort

Doch Timo Gansloweit weiß, dass die Rechnung nicht so einfach zu machen ist: „Du bist als Schiedsrichter auch davon abhängig, welche Mannschaften sich gegenüberstehen und wie die Anfangsphase eines Spiels abläuft. Ich habe in der vergangenen Drittligasaison ein paar Partien geleitet, die schon früh recht hitzig waren. Da wird das Zeichen für die Partie vorgegeben. Ich würde uns Schiedsrichter als ‚Dienstleister‘ beschreiben, die dafür sorgen, dass auch solche Spiele in geregelten Bahnen bleiben.“

Zudem sei in der 3. Liga in den vergangenen Jahren seitens der Schiedsrichter eine striktere Linie im Umgang mit Unsportlichkeiten vorgegeben worden. Auch dadurch käme die höhere Anzahl an Gelben Karten zustande.

Das Olympiastadion in Berlin: In der kommenden Saison könnte Timo Gansloweit hier der „Chef“ auf dem Platz sein.
Das Olympiastadion in Berlin: In der kommenden Saison könnte Timo Gansloweit hier der „Chef“ auf dem Platz sein. © picture alliance/dpa

Bleibt die Frage, worauf sich Timo Gansloweit in der neuen Liga am meisten freut. Gibt es Spieler, denen er unbedingt einmal auf dem Platz begegnen würde? „Ich blende auf dem Platz schnell aus, ob vermeintlich ‚große‘ Teams oder Spieler dabei sind. In meinem Kopf ist das irgendwann nur noch ‚Rot gegen Blau‘“, erklärt er.

In ihm kribbele es eher, wenn er daran denke, in bestimmten Stadien zu pfeifen. „Das Olympiastadion in Berlin habe ich schon einmal als Vierter Offizieller erlebt. Die Atmosphäre dort ist schon ganz besonders, du denkst direkt an Pokalendspiele. Ich freue mich auch auf den Spielort Köln, der nun auch dazu kommt. Das sind Stadien mit einer ganz besonderen Wucht und außergewöhnlichen Fankulissen.“

An einen möglichen Aufstieg in die Bundesliga denke er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. „Für mich steht zunächst im Vordergrund, in der 2. Liga anzukommen und mich dort zu etablieren. Das Spiel hat viele neue Elemente wie den VAR, der in jedem Spiel dabei ist. Da muss man erstmal hineinfinden, bevor man irgendwann über die nächsten Schritte nachdenken kann.“