Ganz Westfalen ist von den Aufstiegsfavoriten besetzt. Ganz Westfalen? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern (oder Münsteranern) bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Etwas schwerwiegend umgewandelt passt der Beginn eines jeden Asterix-Bandes zum aktuellen Tabellenbild in der Oberliga Westfalen.
1. FC Gievenbeck ist Tabellenführer
Denn statt der, in der Vorbereitung oft benannten, Favoriten aus Lotte, Schermbeck, Bövinghausen oder Aplerbeck thront der 1. FC Gievenbeck ganz oben. Als einziges Team ohne jeglichen Punktverlust und mit der (geteilt) besten Offensive im westfälischen Amateur-Oberhaus. Mit 3:0 gewann das Team aus dem Münsteraner Stadtteil zum Auftakt gegen Aufsteiger Spvgg. Erkenschwick, danach folgten ein 3:1-Heimsieg gegen die SF Siegen und ein 2:1-Erfolg trotz Rückstands gegen die TSG Sprockhövel.
Als wir Kontakt mit Gievenbeck aufnehmen und sagen, dass wir von der Konkurrenz anrufen, kommt erstmal ein leichtes Lachen vom Sportlichen Leiter Carsten Becker zurück. „Also von den Teams, die hinter uns stehen“, scherzt er. Man genieße des aktuelle Tabellenbild beim 1. FC, weil man genau weiß: „Mit dem Aufstieg werden wir natürlich nichts zu tun haben. Dafür sind andere Mannschaften da.“
Namentlich nennt der Sportliche Leiter als Favoriten auf die oberen Plätze die, die so viele andere Kollegen im Oberliga-Beritt genauso aufzählten. „Wenn ich höre, dass Lotte unter Profi-Bedingungen trainiert und sich siebenmal zum Training trifft, dann ist das eine ganz andere Welt. Das sollen sie gerne machen. Wir haben genauso unsere Sponsoren und vielleicht auch auf der Brust einen etwas finanzkräftigeren, trotzdem ist das vom Etat mit den SF Lotte oder dem TuS Bövinghausen nicht vergleichbar.“
Aplerbeck hat man in Gievenbeck ebenso auf dem Zettel. „Das soll eine Bombentruppe sein, mit dem Stiepermann vorne weg. Und wenn Christian Knappmann es schafft, aus den Einzelspielern eine Mannschaft zu formen, ist Bövinghausen ein richtig heißer Kandidat auf den Regionalliga-Aufstieg“, sagt Carsten Becker, der in seiner aktiven Zeit unter anderen Ex-Profi bei Preußen Münster und Hessen Kassel war.

Das alles sind aber Sphären, die für den 1. FC Gievenbeck nicht wirklich interessant sind. Alle Punkte, die bisher geholt wurden, seien Zähler gegen den Abstieg. „Nach so einem Start kann man hoffen, dass es vielleicht sogar ein einstelliger Tabellenplatz wird. Aber wir wissen auch, dass mit neun Punkten noch kein Team in der Liga geblieben ist. Unser Ziel ist es, auf dem Platz zu zeigen, was wir drauf haben. Und wenn wir dann mal ein paar Spieler nicht gewinnen, ist das genauso okay.“
Das Gefühl, nicht zu gewinnen, kennt man aktuell im Münsteraner Stadtteil aber gar nicht. Im Kreispokal hielt man sich nämlich in dieser Saison bisher genauso schadlos. „Wir haben einen Kader mit vielen Jungs im Kader, die sich in jedem Spiel zerreißen wollen. Im Sommer haben wir wenig verändert und unsere Offensivabteilung um Elias Strotmann hat schon richtig gut gezündet. Das ist eine Menge junger Bursch, die richtig Bock haben, den etwas erfahreneren Spielern Dampf zu machen“, erklärt Carsten Becker.
Derby gegen Preußen Münster II
Und so ist dann eben passiert, dass das Team von Trainer Florian Reckels nach drei Spieltagen völlig überraschend Oberliga-Spitzenreiter ist. Das möchte man natürlich am liebsten noch etwas bleiben. Am kommenden Freitag, 1. September, gibt es das Derby mit dem SC Preußen Münster II und eine Woche später das Topspiel gegen die SF Lotte.
„Diese Spiele sind für einfach geil. Da freuen wir uns total drauf“, erzählt der Sportliche Leiter. Und wenn der 1. FC Gievenbeck Mitte September immer noch ganz oben in Amateur-Westfalen thront, muss man sich bei der „Nummer zwei in Münster“ über ganz andere Dinge Gedanken machen.