Der Jäger hat‘s geschafft. „We are the champions“; klang es in der universellen Liedersprache der Fußballer aus den Lautsprechern. Und die Türkspor-Spieler feierten dann ihr Meisterstück nach dem 5:0 (1:0) über den FC Iserlohn mit einem Festival der Sinne: Tanz, orientalische Musik und exotische Gerüche. Der Fredenbaum war eine einzige Party in Rot-Weiß. „Ich bin supermegastolz“, brüllte der soeben in die Luft geworfene und sanft gelandete TSD-Coach Sebastian Tyrala.
Und er hatte allen Grund dazu, das zu sein: Hervorragende Fußballer, Spielkultur und Torabschlüsse machen aus Türkspor Dortmund ohnehin einen verdienten Westfalenliga-Meister. Wenn dann doch die Türkspor nicht immer zugeschriebene Geduld dazu kommt, dann ist das ein unwiderstehliches Paket, dem der gar nicht mal schlechte FC Iserlohn am Sonntag nichts entgegenzusetzen hatte.
800 Zuschauer bei Türkspor
Türkspor Dortmund verteidigte den eine Woche zuvor eroberten ersten Platz bravourös. 800 Zuschauer, die für eine packende, aber sehr friedliche Atmosphäre sorgten, sahen eine TSD-Mannschaft, die klug anfing, ihr Spiel aufzog, ohne gleich auf das 1;:0 zu drängen.
Es sind Phasen, die beweisen, wer oder was neben den unfassbar beeindruckenden 109 Toren diese Mannschaft ausmacht. Von wegen Egozentriker, elf Spieler waren füreinander da. Ömer Akman, dieser so wichtige Teamplayer, war von der ersten Minute an überall zu finden. Er holte sich die Bälle, beruhigte das Spiel. Und er wusste, wann es an der Zeit war, Topstürmer Mateus Ayala Cardoniz in Szene zu setzen – oder dessen kongenialen Kollegen auf der linken Seite Santiliano Braja.
Zwei Tage nach der bei einer ähnlichen Konstellation verpassten Meisterschaft des BVB erinnerten zumindest die chancenarmen ersten 30 Minuten an den verkorksten Samstag. Mehr aber auch wirklich nicht, weil wirklich keiner bei Türkspor das große Flattern bekam. Es lief nach Plan: Kontrolle, Ballbesitz und dem gegnerischen Tor immer näher kommend ließ TSD seinen Anhang auf das erste echte Highlight hoffen. Irgendwie mussten nun auch weitere Kollegen hinkommen, die beide Offensiven in Szene zu setzen. Das gelang in der 31. Minute, als Cardoniz aus 16 Metern flach abschloss und Türkspor jubelte.
Stürmerduo dreht auf
Aber es blieb noch alles eher verhalten, zumal die Iserlohner nicht vorhatten, sich einfach geschlagen zu geben. Dann aber drehten die beiden Angreifer mal richtig auf. Braja spielte Cardoniz in den Lauf. Es stand nach 57 Minuten 2:0. Und spätestens jetzt war jedem klar, dass Türkspor Dortmund erster Oberligist aus der Dortmunder Nordstadt unabhängig des BVB werden würde. Doch dazu später mehr.
Erst wirbelte sich der Paradesturm der Liga, wobei Braja erst etwas hängend hinter Cardoniz spielte, zu weiteren Treffern. Jetzt spielte Türkspor wie berauscht von den Eindrücken und den begeistert mitgehenden 800 Zuschauern.

Tore wie die Saison folgten: überlegt herausgespielt, mannschaftsdienlich verteilt und dann eiskalt verwandelt. Braja mit einem Doppelpack (65. und 74.) und noch einmal Cardoniz demonstrierten ihre Klasse. 47 Treffer haben beide zusammen erzielt. Noch ist deren Zukunft nicht geklärt. Bei allem Lob für das Kollektiv: Ohne diese beiden wäre es nie solch eine beachtliche Saison geworden.
Aber das interessierte im roten Rauch der feiernden Fans und Spieler keinen mehr. Sie sangen, was das Zeug hielt. Sie sangen lauter als in den Vorjahren. Seit 2018 ist der Klub aus der B-Liga immer wieder aufgestiegen und trägt jetzt seine Fußballkunst, seine Toleranz, seine Vielfalt, die symptomatisch für die Nordstadt steht, in die Oberliga. Dr. Akin Kara, der Vorsitzende, spielte den Einheizer. Und wirklich alle machten mit. Zurück zu Sebastian Tyrala, der den Aufwand hervorhob, den seine Mannschaft geleistet hatte: „Wir haben uns immer weiterentwickelt. Wir mussten unser Hinrundenergebnis sogar noch steigern, um Brünninghausen so kurz vor dem Ziel abzufangen. Daher denke ich jetzt auch an unseren Konkurrenten. Ich wünsche mir, dass sie auch aufsteigen.“
Sympathien für Brünninghausen
Mesut Aksoy, Türkspors Teammanager, setzte sogar noch einen drauf: „Ich bin ab sofort Brünninghausen-Fan.“ Und Muhammed Acil, die Konstante im TSD-Tor und Ex-Brünninghauser, erklärte: „Diese Saison war für alle so anstrengend. Wir haben den besten Fußball gespielt, aber ich wünsche mir, dass sich auch der FCB für eine tolle Saison belohnt.“
Aber der Moment sollte doch seiner Mannschaft gehören. Türkspor feierte und machte aus dem beschaulichen Fredenbaumpark eine herrlich bunte Partyzone. Und bald ist die Oberliga zu Gast bei Freunden.
TSD: Acil - Bingöl (76. Kusakci), Cenik, Kljajic, Yigit (82. Yüksel) - Akman, Diallo - Biancardi (58. Alici), Yesilmen (66. Braun), Braja (76. Hamza) - Cardoniz
Tore: 1:0 Cardoniz (31.), 2:0 Cardoniz (57.), 3:0 Braja (65.), 4:0 Braja (74.), 5:0 Cardoniz (89.)