Kevin Großkreutz diskutiert im Testspiel zwischen dem TuS Bövinghausen und dem Lüner SV mit dem Schiedsrichter.

Die Sperre für Kevin Großkreutz (M.) nach seiner Roten Karte gegen den Lüner SV ist nun bekannt. © Stephan Schuetze

Strafe für Kevin Großkreutz steht fest: Länger war der ehemalige BVB-Star noch nie gesperrt

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Nach seiner Roten Karte im Testspiel gegen den Lüner SV ist die Strafe für Kevin Großkreutz nun bekannt. Mit den Ruhr Nachrichten spricht der Ex-BVB-Star über die Konsequenzen. Er nennt einen Vorsatz.

Bövinghausen

, 11.07.2022, 17:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Auf dem Platz gehört Kevin Großkreutz zu jener Fraktion Fußballern, die, wann immer es möglich ist, an den oft zitierten 110 Prozent kratzen wollen. Fehlende Einsatzbereitschaft ist für den Ex-BVB-Star ein Fremdwort. Das damit in seinem Fall aber auch eine gewisse Heißsporn-Mentalität einhergeht, wurde zuletzt im Testspiel gegen den Lüner SV (10. Juli) deutlich. Denn Großkreutz flog mit Rot vom Platz – und wird nun gesperrt. Eine überraschende Situation für den Bövinghausener Leistungsträger.

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Bei genauerer Betrachtung seiner Fußballerlaufbahn wird nämlich deutlich: Kevin Großkreutz bringt zwar seine ganze Leidenschaft für den Sport, den er so liebt auf den Rasen – unfair verhält sich der Weltmeister von 2014 auf dem Feld dabei aber äußerst selten.


Erster Platzverweis gegen Arminia Bielefeld, beim Zweiten überführen Fernsehbilder Kevin Großkreutz

So kassierte der 33-Jährige in seiner gesamten Karriere – den Platzverweis gegen den Westfalenligisten eingerechnet – bislang drei Rote Karten. Die Erste liegt mittlerweile fast 17 Jahre zurück und datiert vom 2. Oktober 2005. Damals kickte Großkreutz in der A-Junioren-Bundesliga für RW Ahlen gegen die Auswahl von Arminia Bielefeld.

In der 78. Minute flog der Ex-Profi dann erstmals in seiner Laufbahn vom Platz. „In einem Zweikampf mit einem Gegenspieler ist mir ein Stück von der Kniescheibe abgebrochen. Unter den Schmerzen sind mit mir dann die Emotionen durchgegangen und ich habe ihn geschubst“, erinnert sich Großkreutz. Drei Spiele Sperre waren die Folge.

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Kevin Großkreutz sieht gegen den Lüner SV eine Rote Karte

11.07.2022

Die zweite Rote seiner Karriere erhielt Bövinghausens Aufstiegsheld dann kurioserweise gar nicht auf dem Spielfeld: Großkreutz (damals KFC Uerdingen) hatte einem Gegenspieler im Drittligaspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach (3. August 2019) von hinten gegen den Fuß beziehungsweise die Wade getreten.

„Da war ich ganz einfach doof und habe mich unfair verhalten. Ich bin zwar provoziert worden, aber das ist natürlich kein Grund, einem die Beine wegzuziehen“, sagt der ehemalige Fußballprofi. Durch Fernsehbilder überführt, sperrte ihn das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) für vier Spiele.

Rote Karte für Großkreutz: Schiedsrichter spricht nach dem Testspiel zunächst von Tätlichkeit

Im Nachbarschaftsduell gegen die Lüner war es also die erste Rote in einem Testspiel überhaupt. „Es ging auf beiden Seiten heiß her. Das gehört in einem solchen Spiel aber auch dazu und ist erst mal nichts Wildes“, meint Großkreutz dazu.

In der 27. Spielminute hatte der TuS-Spielmacher mit einem Antritt seinen Gegenspieler Milan Sekulic zu Fall gebracht. Beide fielen zu Boden und trafen sich gegenseitig mit ihren Füßen. Es folgte eine Rudelbildung, in deren Folge Großkreutz mit einem anderen Spieler, Enis Delija, aneinandergeriet. Nach einer Schubserei wischte der Dortmunder seinem Gegenüber dann mit der Hand durch das Gesicht. Der Schiedsrichter zückte daraufhin glatt Rot für Großkreutz – der Lüner Spieler erhielt die Gelbe Karte.

Nach dem Spiel sagte der Unparteiische gegenüber dieser Redaktion, die Situation als Tätlichkeit einstufen zu wollen. Laut DFB-Statuten liegt eine solche vor, wenn der Spieler gewollt mit körperlicher Gewalt gegen einen Gegner vorgeht. Treten, Schlagen, Stoßen, Beißen und Spucken seien typische Vergehen – Großkreutz hätte so eine Strafe von mindestens sechs Wochen und bis zu sechs Monaten erwartet.

Großkreutz: „Das nächste Mal geht man dem eben aus dem Weg“

In der Nachbetrachtung entschied sich der Schiedsrichter nun aber anscheinend dazu, den Platzverweis doch milder einzustufen. Laut TuS-Präsident Ajan Dzaferoski, der aus dem DFB-Net zitierte, sei „unsportliches Verhalten“ eingetragen worden.

„Das ist okay“, kommentierte Dzaferoski. Am Montag (11. Juli) bestätigte Volker Schneeloch vom Fußballkreis Dortmund auch die konkrete Sperre: Vier Spiele – dazu zählen Freundschafts-, Pokal und Ligapartien – muss Kevin Großkreutz zusehen. Bei Turnieren darf der Dortmunder allerdings dabei sein. Damit fällt er also genauso lange aus wie bei seiner bislang längsten Sperre 2019.

Für Großkreutz bedeutet das außerdem: Die bislang angesetzten Testspiele gegen Sportfreunde Baumberg (16. Juli), Spielverein Westfalia Soest (23. Juli) und SW Essen (24. Juli) wird er zusehen müssen. Ebenso wie beim Westfalenpokal-Auftakt gegen die Dortmunder Löwen am 30. Juli. An diesem Datum hätte Großkreutz sowieso nicht gekonnt, weil er im Urlaub ist.

Kevin Großkreutz darf zum Oberliga-Start beim TuS Bövinghausen wieder mitmischen

Zum Oberliga-Start gegen die Sportfreunde Lotte (13. August) darf der Leistungsträger dann aber wieder beim TuS Bövinghausen mitmischen. „Zum Glück sind es nur vier Freundschaftsspiele. Das soll jetzt keine Ausrede sein, aber vielleicht hätte ich mir bei so einer Aktion in einem Testspiel gewünscht, das er mir sagt, ich soll mich auswechseln lassen. Ich muss damit jetzt leben und das nächste Mal geht man dem eben aus dem Weg“, sagt Kevin Großkreutz.

In Anbetracht seiner vielen Karriere-Einsätze (wettbewerbsübergreifend laut transfermarkt.de 524 Spiele) ohne Platzverweis, ein durchaus umsetzbarer Vorsatz. Auch für einen Mentalitätsfußballer wie Kevin Großkreutz.

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