Steffen Baumgart hat mit seiner DFB-Kritik Unrecht Verurteilt nicht und gebt Funino eine Chance!

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Die Reform der Spielformen im Jugendbereich - kurz Funino - polarisiert im Dortmunder Amateurfußball. Unser Redakteur meint: Gebt dem Ganzen eine Chance.

Ich gebe zu: Anfänglich hatte mich Köln-Trainer Steffen Baumgart mit seiner Kritik am DFB und an den zur Saison 2024/25 geplanten Reformen im Juniorenfußball - Funino - gepackt.

Ich bin bei ihm, dass Kinder schon frühzeitig lernen sollen, was Niederlage und Sieg bedeuten. Dies ist für die Entwicklung eines Kindes wichtig. Gerade in Zeiten multipler Krisen, in denen persönliche und gesellschaftliche Rückschläge vorprogrammiert sind, ist es unabdingbar, dass Kinder mit Niederlagen - in welcher Form auch immer - in Berührung kommen.

Um frühzeitig vorbereitet zu sein auf das, was ihnen künftig bevorsteht. Und um aus Fehlern zu lernen, um es beim nächsten oder übernächsten Mal besser zu machen.

Sport - egal ob individuell oder mit einer Mannschaft - kann dabei helfen. Schon im frühen Lebensalter. Und ich konnte Baumgarts Irritationen ob fehlender Tabellen und Ergebnisse zunächst nachvollziehen.

Aber nur auf den ersten Blick. Beschäftigt man sich tiefgehender mit den Plänen des DFB zu Funino und zum Juniorenfußball, dann formt sich bei mir die Erkenntnis: Die neue Spielform hat durchaus viele Vorteile. Gebt ihr eine Chance, liebe Dortmunderinnen und Dortmunder!

Vorweg: Dass es beim Funino weder Gewinner noch Verlierer gibt, ist Blödsinn. Hannes Wolf, Sportdirektor des DFB-Nachwuchses, hat dies eindrucksvoll bei einer Pressekonferenz widerlegt und die neuen Spielformen erklärt (siehe Video unten).

Es gibt Duelle, es gibt Zweikämpfe und es gibt in jedem Match auch Tore. Nur werden die nicht als Ergebnis oder in einer Tabelle festgehalten. Kurz: Es gibt in jedem Spiel Sieger und Verlierer.

Und da es aufgrund der kleineren Teams mehr Partien und Spielaktionen gibt, machen die Kinder sogar noch häufiger die Erfahrung einer Pleite oder eines Sieges. Diese Tatsache führt Baumgarts Kritik ad absurdum.

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Damit aber nicht genug. Die Spielformen - wie zum Beispiel das Drei-gegen-drei oder das Fünf-gegen-fünf - zeichnet aus, dass sie alle Kinder abholen. Die spielstarken Kicker, aber auch die etwas limitierteren und langsameren Fußballerinnen und Fußballer.

Sie bieten jedem Kind die Chance, das Spielgerät kennenzulernen, die Technik zu üben, Fußball zu spielen - schlichtweg eine Begeisterung für die Sportart zu finden. Und darum geht es in den frühesten Jahren doch: Kinder an die Sportart zu binden. Und nicht um Ergebnisse, Tabellen oder Titel. Wer erinnert sich denn zehn Jahre später an einen Titel im Stadtmeisterschafts-Finale der G-Junioren? Richtig, kaum jemand.

Ohne Tabellen- und Ergebnisdruck aufzuspielen, formt hingegen vielmehr das Können der Nachwuchsfußballerinnen und Fußballer. Sie kicken befreiter, finden einfacher ihre Vorlieben im Spiel, haben weniger Druck durch den Trainer und machen dadurch häufiger eigene Erfahrungen auf dem Sportplatz. So wie es früher beim Kicken auf dem Bolzplatz mit Freunden war.

Weniger Konflikte durch Eltern

Da passt es gut ins Bild, dass Eltern in den jüngsten Spielklassen einen Mindestabstand zum Spielfeld einzuhalten haben. Von außen herangetragene Aggressivität kann dadurch verringert werden.

Auch Unparteiische gibt es nicht. Die Kinder sollen Konflikte in erster Linie untereinander lösen. Nur in Ausnahmefällen greifen Betreuerinnen oder Betreuer ein. Das erhöht die Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit eines Kindes. Noch ein Positiv-Effekt.

Also, liebe Dortmunderinnen und Dortmunder: Bevor ihr wieder über den DFB und seine Pläne meckert, macht bitte erst einmal eigene Erfahrungen mit Funino und den neuen Spielformen.

Geht auf die Plätze, verschafft euch einen Einblick - und wartet die Entwicklung ab. Hinterher ist Meckern immer noch erlaubt. Dass es aber nicht mehr so wie zuletzt weitergeht, zeigt die aktuelle sportliche Krise, in der der DFB mit seinen Senioren- und Juniorenmannschaften steckt.