
© Jura Weitzel
Sportlicher Leiter hilft seinem Bezirksligisten auf dem Platz und verletzt sich gleich
Fußball-Bezirksliga
Dieser Verletzung ist sinnbildlich für den Saisonstart eines Bezirksligisten. Der Sportliche Leiter muss auf dem Platz aushelfen und verletzt sich. Dabei war er nicht heiß auf den Einsatz.
Ein Schicksal steht sinnbildlichen für den Zustand seines Vereins! Als der Trainer nicht mehr weiter wusste, zog sich der Sportliche Leiter (36) das Trikot an. Und es passt einfach zum völlig verkorksten Saisonverlauf, dass er auch er sich verletzte. Ein in vielen Bereichen laut Vorsitzenden bestens funktionierender Verein kommt in der Liga auf keinen grünen Zweig.
Also Jan Verhoeven! Trainer Marc Neul sagte: „Es ist fast schon typisch für uns, dass sich Jan dann auch gleich verletzte.“ Und so trug es sich zu, dass Neuls und Verhoevens TuS Eichlinghofen gegen Viktoria Kirchderne 2:0 führte, Verhoeven verletzt runter musste und der TuS noch drei Treffer kassierte.
„Meine Verletzung als Symbol für das Pech des TuS zu werten, ist mir dann doch etwas dick aufgetragen“, sagt Verhoeven zwar. Er ergänzt aber auch: „Für mich, aber viel mehr für den Verein ist das alles ziemlich bitter.“
Das alles, damit meint der Aushilfs-Innenverteidiger die sich durch die ganze Spielzeit ziehende Personalmisere. „Ich helfe in der Sportlichen Leitung, war als Spieler nur noch im Standby-Betrieb. Ich war nicht unbedingt heiß darauf, noch einmal einzugreifen. Ich denke, ich habe jetzt eine Zerrung. Es hätte aber schlimmer kommen können.“ Für den Verein kann es hingegen derzeit kaum schlimmer kommen. Verhoeven, der mit heftigen Verletzungen in seiner Karriere persönlich ein gebranntes Kind ist, erklärt, in einer Mannschaft habe er so etwas noch nie erlebt. Das Ergebnis: Mittlerweile ist der von vielen respektierte TuS nur noch 13. und damit in höchster Abstiegsnot.
In Abstiegsnot wegen Personalnot: Das ist für Verhoeven der einzige Grund dafür, dass es in dieser Saison nicht läuft. „Natürlich machen wir auch in dieser Besetzung nicht alles richtig, aber wir stünden deutlich besser da, wenn wir einige Leute dabei hätten.“
Verhoeven beginnt mit dem Achillessehnenriss von Torjäger Salomon Kadima Thsitungu: „Salou ist in jeder Saison für 15 bis 20 Treffer gut. Alex Voss war auch zunächst nicht hundertprozentig fit. Und am Ende, als sich unsere Probleme in alle Mannschaftsteile verbreiteteten, musste ich sogar rein, obwohl das nicht mehr mein Plan war.“ Der Verteidiger aber hätte sich wieder in den Dienst des Vereins gestellt. Ein Einsatz am Sonntag beim Spitzenteam FC Roj käme jedoch zu früh.
Neul, der Coach, hatte bereits unter dem Eindruck des 2:3 gegen Kirchderne gesagt: „Wir müssen irgendwoher sofort Leute bekommen.“ Coach und Sportlicher Leiter sehen in der 2. Mannschaft ein paar Spieler, die Potenzial haben. Und die wirklich benötigt werden. „Auch jetzt ist es wieder so, dass zwei zurückkehren und zwei andere neu ausfallen.“ Levi Butt und Hendrik Wenning melden sich zurück. Verhoeven und Dustin Maranca müssen jetzt passen. „Was wir machen, ist Flickschusterei. All das wirkt sich doch auch aufs Training aus“, nennt Verhoeven einen weiteren Aspekt. „Wir mussten mangels Personals sogar Einheiten absagen.“ Und das in Eichlinghofen, wo es an der Trainingsbeteiligung nie haperte.
Aber reichen die Spontanhilfen, um da unten rauszukommen? Auch das vom Vorsitzenden Thomas Janßen kürzlich so positiv gezeichnete Gesamtbild des Vereins hilft dem Bezirksliga-Team aktuell nicht. Oder doch? Verhoeven glaubt, dass die Eichlinghofer in dieser Situation noch enger zusammenrücken. „Wenn wir gemeinsam alles versuchen und nach und nach Leute genesen, kehren bestimmt Glück und Spielfreude zurück. Wir machen auch schon jetzt viele gute Sachen, nur muss das jetzt mit den Ausfällen aufhören.“
Um dann doch etwas dick aufzutragen: Verhoeven hofft also, die bis auf Weiteres letzte tragische Figur des tragischen TuS zu sein.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
