
© Schaper
Spieler des Spieltags im Interview: „Ich habe schon ans Aufhören gedacht“
Fußball-Landesliga
Mit einem Traumtor hat er sein Team zum Sieg geführt. Im Interview erzählt unser Spieler des Spieltags, dass er schon ans Aufhören gedacht hat.
Marcel Reichwein, Youssef Yesilmen, Ömer Akman – Giovanni Schiattarella, Trainer des Gegners SV Brackel 06, sagte vor dem Derby gegen Türkspor Dortmund: „Das sind keine Landesliga-Fußballer, sondern noch immer fast Profis.“ Nach dem 1:4 am Hallenbad zollte er aber einem Mann Respekt, dessen Name eher nach Amateurfußball klingt, der aktuell aber – wie wohl alle Beobachter des Titelaspiranten TSD finden – selbst die Prominenz überragt. „Das war der Beste von ihnen“, erkannte Schiattarella an.
Florian Juka (29) war neben einigen Geistesblitzen seiner Kollegen während der ersten beiden Saisonspiele und zum Teil auch schon zuvor beim gewonnen Hecker-Cup derjenige, der die meisten „Aaahs“ und „Oohs“ der manchmal sogar staunenden Zuschauer hervorrief. Wir fragen nach, warum es so gut läuft und wie er über seine Teamkollegen denkt. Für seine Leistung gegen Langenbochum wurde er von unseren Usern auch zum Spieler des Spieltags gewählt.

Florian Juka ist der Spieler des Spieltags. © Schaper
Florian Juka, sind Sie neidisch auf Ihre Teamkollegen mit den vermeintlich prominenteren Namen?
Überhaupt nicht! Ich bin stolz, mit ihnen in einer Mannschaft spielen zu dürfen.
Geht es nach den Eindrücken aus den Spielen gegen Langenbochum, das Sie mit 2:1 gewannen, und jetzt gegen Brackel könnten Sie es mit 29 Jahren auch noch in den Prominentenstatus schaffen…
Das ist mir gar nicht wichtig. Ich bin eher froh und stolz, wie wir es als Türkspor gemeinsam geschafft haben, zum ersten Mal den Hecker-Cup zu gewinnen. Ein tolles Erlebnis als Gemeinschaft! Und jetzt der Start ist auch sehr gut.
Besser hätte er auch für Sie nicht laufen können. Da wir Sie nicht auf allen Ihrer vielen Stationen haben begleiten können: Schießen Sie öfter solche Traumtore in den Winkel wie das 1:0 gegen Langenbochum?
Was soll ich sagen? Ja! Ich mag es mutig. Das ist manchmal besser als klein-klein. Und ich verspreche: Ich mache noch mehr davon.
Gegen Brackel haben Sie bei Ihren beiden Treffern auch von der Vorarbeit Ihrer Teamkollegen profitiert. Sie kamen vor einem Jahr zu Türkspor. Sind Sie in der Mannschaft richtig angekommen?
Jetzt ja! Ich gebe zu, dass es vor einem Jahr während der abgebrochenen Saison noch nicht so gut lief. Mir waren nach einem nicht richtig verheilten Meniskusriss 80 Prozent davon entfernt worden. Ich dachte kurz sogar daran, mit dem Fußball aufzuhören. Ich haderte, meine besten Jahre im Fußball hätte ich hinter mir. Ich fürchtete, es würde nie mehr so werden, wie es war.
Was hat Ihnen geholfen?
Ich habe mir Videos aus meinen guten Zeiten angesehen. Da kam die Motivation schnell wieder. Ich bin ja einfach fußballverrückt. Und das habe ich zum Glück nicht unterdrückt.
Aus den Zeiten in welchen Trikots kamen die schönsten Sequenzen?
Ich habe sehr gerne in der Oberliga für den FC Kray und die Hammer SpVg gespielt. Aber auch zuletzt in Bövinghausen habe ich mich sehr wohlgefühlt.
Wir kennen Sie von ganz früher sogar als Verteidiger. Was bewegte Sie dann nach vorne?
Die Abwehrrolle stammt aus meinem ersten Seniorenjahr damals beim Hombrucher SV. Sead Sabotic war unser Trainer. Er sagte: ‚Ich sehe dich in der Abwehr. Als Linksverteidiger bringe ich dich groß raus.‘ Ich dachte nur: ‚Was will er? Ich bin Stürmer.‘ Aber ich war jung und habe es probiert. Und ich habe das dann wohl ganz gut gemacht, durfte mich auch in die Offensive einschalten. Irgendwann brauchten meine Mannschaften aber wieder mehr Tore. Dann rückte ich dahin zurück, wo ich heute angreife – in der linken Offensive.
Und Gedanken ans Aufhören sind längst in Ihrer mentalen Schublade abgelegt?
Ja, das können ja jetzt meine besten Jahre sein. Ich bin ja 29 und kann noch einige Jahre spielen. Ich habe richtig Lust. Und ich will mit Türkspor aufsteigen.
Ihr Trainer Sebastian Tyrala sagte, es kämen einige schwierige Aufgaben auf Türkspor zu, da fast alle Gegner extrem defensiv gegen Sie spielen. Wie gehen Sie damit um?
Mit Geduld! Das ist das Rezept. Irgendwann kommt die Lücke, um den entscheidenden Pass zu spielen oder den Abschluss zu suchen.
Welchen Eindruck macht Ihr Trainer auf Sie?
Sebastian ist ein cooler Typ. Er hat gute Ideen und ist fair. Als er kam, machte er mir klar, dass er in meiner damaligen Verfassung eher nicht mit mir plante. Ich war nach der langen Pause und der Verletzung erst auch nicht richtig fit, hatte ein paar Kilo zu viel auf der Waage. Dann habe ich aber in den vergangenen Wochen an mir gearbeitet. Und jetzt spüre ich das Vertrauen des Trainers.
Und das tut Ihnen offenbar gut. Dürfen wir jetzt schon von einem Lauf sprechen?
Wir denken tatsächlich von Spiel zu Spiel. Wenn wir aber weiter so dominant und doch geduldig spielen, sorgen wir mit Sicherheit für einige Highlights.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
