Gut zwei Wochen ist es her, dass der Spielabbruch zwischen dem SuS Oespel-Kley und Sarajevo-Bosna in der Kreisliga A1 Dortmund den Amateurfußball beschäftigte.
Zuschauer waren aneinander geraten. Es kam zu Tumulten, an denen auch Spieler beteiligt waren. Beide Vereine beschuldigten sich sogar gegenseitig eines Angriffs mit einer Flasche. Die Polizei fertige im Anschluss Strafanzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung, Körperverletzung und Bedrohung.
Wertung des abgebrochenen Spiels steht
Ereignet hatten sich die Szenen kurz vor Abpfiff. Oespel-Kley hatte da gegen den Tabellenzweiten überraschend mit 3:2 geführt - ein Ergebnis, das durchaus Einfluss auf den engen Aufstiegskampf zwischen Bosna, K.F. Sharri und Westfalia Dortmund gehabt hätte.
Das Kreissportgericht Dortmund (KSG) hat nun über die Wertung des abgebrochenen Spiels entschieden - und dabei ein überraschendes Urteil gesprochen. Das KSG wertete die Partie gegen den SuS und für Sarajevo-Bosna, das trotz des Rückstands kurz vor Schluss die volle Anzahl an Punkten aus der Partie mitnimmt.

Patrick Neumann, Vorsitzender des Kreissportgerichts, begründet die Entscheidung vor allem mit der Qualität der Stellungnahmen beider Vereine. Während Sarajevo-Bosna seine Sicht der Geschehnisse ausführlich dargelegt und konkrete Beleidigungen der Oespeler Zuschauer geschildert habe, hätte der SuS nur eine sehr kurze Stellungnahme abgegeben.
In dieser hätten die Hausherren nur Bosna beschuldigt und die Nachfrage nach dem Auslöser für die Tumulte nicht „klar beantwortet“, so Neumann. Zudem hätte Oespel-Kley Schilderungen abgegeben, die durch vorliegendes Video-Material entkräftet worden seien.
Sportgericht glaubt Sarajevo-Bosna
Im Anschluss habe der SuS zwar nochmal auf die Bosna-Stellungnahme reagiert, aber nur alle Vorwürfe bestritten. „Sie haben letztlich keine Beweisentlastung geliefert und wurden nie konkret“, sagt Patrick Neumann.
Das KSG hält also die Schilderungen Sarajevo-Bosnas, die in den vorgeworfenen Beleidigungen der Oespel-Zuschauer den Auslöser für die Tumulte und damit den Grund für den Spielabbruch sehen, für glaubwürdiger.
Zur Last legt das Sportgericht dem SuS auch die fehlende Kennzeichnung des Ordnungsdienstes. Patrick Neumann verweist auf die Spielordnung des Westdeutschen Fußballverbandes, der den Heimverein für Ausschreitungen von Zuschauern verantwortlich macht.
Für den Spielabbruch muss der SuS Oespel-Kley 200 Euro zahlen. 700 Euro kommen wegen des nicht gekennzeichneten Ordnungsdienstes hinzu – eine strenge Strafe, dessen ist sich auch das KSG bewusst. „Wir haben uns das sehr gewissenhaft angeschaut und uns bewusst Zeit genommen“, sagt Neumann.
Noch handelt es sich allerdings um eine beabsichtigte Entscheidung, die den Vereinen mitgeteilt wurde. Diese haben seit Montagabend 48 Stunden Zeit, um Widerspruch einzulegen und ein mündliches Verfahren zu erwirken.
SuS Oespel-Kley will reagieren
Eine Frist, die der SuS Oespel-Kley nutzen will. Das erklärte der Vorsitzende Heinz-Dieter Oldendorf unserer Redaktion am Dienstagnachmittag. Auf viel Verständnis ist das Urteil beim SuS naturgemäß nicht getroffen. Oespel tendiere daher „stark dazu“, eine erneute Stellungnahme abzugeben und eine mündliche Verhandlung erwirken zu wollen.
Angesichts der noch laufenden Frist verzichtete auch Sarajevo-Bosna auf ausführliche Äußerungen zu dem beabsichtigen Urteil. Haris Aletic, zweiter Vorsitzender des A-Ligisten, betonte jedoch, dass das Vertrauen in die Rechtsorgane des Fußballkreises Dortmund gestiegen ist.
Auswirkungen auf den Aufstiegskampf
Das war bekanntlich nicht immer so. Nach einem Spielabbruch im Oktober 2023 hatte der Klub das Kreissportgericht und auch Patrick Neumann persönlich massiv kritisiert. „Wir als Verein haben daraus gelernt“, sagt Haris Aletic.
Die beabsichtige Wertung des Kreissportgerichts hat sportlich relevante Auswirkungen auf das Aufstiegsrennen in der Kreisliga A1 Dortmund. Mit den drei Punkten aus dem Oespel-Spiel, die noch nicht gutgeschrieben sind, hätte Bosna nur noch zwei statt fünf Punkten Rückstand auf Tabellenführer K.F. Sharri - und dann vier Punkte mehr und ein Spiel weniger als der Dritte Westfalia Dortmund.