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So reagieren Dortmunds Vereine zum Militärgruß: „Hier soll Sport gemacht werden, keine Politik!“
Militärgruß
Der Militärgruß der türkischen Nationalspieler hat für viel Wirbel gesorgt - auch im Amateurfußball. Wir haben mit türksichen und kurdischen Fußballvereinen gesprochen. Der Tenor ist eindeutig.
In den vergangenen Tagen war das mediale Echo gewaltig: Der Jubel der salutierenden türkischen Nationalspieler war das Dauer-Thema der vergangenen Länderspielpause und ist nun auf den Amateurfußballplätzen präsent. Der Militärgruß, anlässlich der umstrittenen türkischen Militäroffensive gegen die kurdische Miliz YPG in Nordsyrien, ist zum nationalen Streitthema geworden.
Am vergangenen Wochenende zeigten Spieler von RTW Herne den Militärgruß beim Spiel gegen den FC Castrop-Rauxel.
Der WDR berichtet von drei Vereinen aus dem Kreis Recklinghausen, die am vergangenen Wochenende den Militärgruß ausgeführt haben sollen. Es geht dabei um die SG Hillen, um Genclikspor Recklinghausen und die zweite Mannschaft der DTSG Herten. Diese müssen sich nun vor dem Sportgericht verantworten. Auf die Vereine könnten nun Geldstrafen und Sperren für einzelne Spieler zukommen.
Ähnliches könnte auch den Vereinen in Dortmund blühen, wie der Kreisvorsitzende Jürgen Grondziewski ankündigt: „Wenn das vorkommt, werden wir das den Sportgerichten übergeben. Wir wollen das nicht tolerieren!“
Klare Ankündigung von Türkspor Dortmund
Der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen veröffentlichte dazu am Mittwoch (16. Oktober) eine Meldung auf der Homepage und weist auf eine Null-Toleranz-Politik beim Militärgruß hin.
Diese Nachricht ist auch bei den Dortmunder Vereinen angekommen. Zeki Bektas gibt sich deshalb diplomatisch, will keinen Ärger hervorrufen. „Unsere Jungs werden jetzt vorsichtig sein. Wir werden Ruhe bewahren, denn wir wollen aufsteigen“, kündigt der Sportliche Leiter vom Bezirksligisten Türkspor Dortmund an.
Bektas gibt zwar zu, dass seine Spieler „normalerweise so jubeln dürfen, wie sie wollen“, der Salutier-Jubel für ihn in Ordnung wäre. Bektas sagt aber auch, dass sein Team sich der Verantwortung bewusst ist und kündigt an: „Wir werden es sein lassen.“
Sein Trainer Reza Hassani will den Militärgruß auch zu keinem Thema auf den Sportplätzen werden lassen: „Auf dem Sportplatz sollte man Religion und Politik weglassen. Fußball ist eine eigene Sprache, da gehört nichts anderes dazu.“

Türkspor-Coach Reza Hassani (r.) will den Militärgruß zu keinem Thema auf dem Sportplatz werden lassen. © Timo Janisch
Noch deutlich konsequenter ist Reyhan Karatas, erster Vorsitzender vom A-Ligisten Eving Selimye Spor. Dieser hatte bereits vergangenen Freitag eine Ansage an die A- und B-Junioren und die Seniorenmannschaften seines Vereins gemacht.
„Ich habe allen Trainern und Spielern erklärt, dass ich das hier nicht haben möchte“, erklärte Karatas, „Hier soll Sport gemacht werden und keine Politik.“
Auch Hüseyin Asan hat bereits mit seinen Spielern gesprochen. Asan ist Vorsitzender des Kreisliga-A-Klubs SC Osmanlispor.
„Ich habe mit meinen Spielern gesprochen, ihnen erklärt, dass es falsch rüberkommt“, erklärt er. „Wir halten uns zurück, sonst wird das ausgenutzt.“
Asan sagt aber auch, dass jeder das machen soll, was er für richtig halte: „Es herrscht ja Meinungsfreiheit in Deutschland, wir leben in einer Demokratie.“ Er verstehe die Aufregung nicht, sieht das Problem viel tiefer in der Gesellschaft verwurzelt.
Hüseyin Asan positioniert sich klar gegen den Krieg
Asan macht aber auch deutlich, dass er sich ganz deutlich vom Krieg distanziert: „Ich würde auf keinen Fall sagen, dass man mit dem Gruß den Krieg unterstützt. Wer Krieg haben will, der ist bescheuert.“
Beim kurdischen Verein FC Roj war der Militärgruß der türkischen Nationalspieler kein Thema, auch nicht wie das Team reagieren würde, wenn es zu einem Militärgruß eines gegnerischen Teams bei einem Spiel des FC Roj kommen würde.
Yunus Kop, Sportlicher Leiter des Bezirksligisten, verlässt sich da auf die Mentalität der anderen Vereine in und um Dortmund. Er ist sich sicher, dass sich kein Verein danebenbenehmen würde.
„Eigentlich darf man das Politische gar nicht mit reinmischen“, erklärt Kop und führt zwei Beispiele aus den letzten Wochen an, in denen die Politik überhaupt kein Thema bei den Spielen des FC Roj war.
Spiele mit Konfliktpotenzial, die aber ganz anders verliefen
Vor zwei Wochen spielte das Bezirksliga-Team gegen Türkspor Dortmund, ein Spiel zwischen einem türkischen und kurdischen Verein, also mit Konfliktpotenzial. Das Spiel sei vollkommen fair verlaufen. Ebenso das Spiel der zweiten Mannschaft des FC Roj vergangene Woche in der Kreisliga B gegen Ay Yildiz Derne.
Der Kreisvorsitzende von Dortmund, Jürgen Grondziewski, ist sich sicher, dass sich Dortmunder Vereine an die Vorgaben des Verbandes halten werden, weiß aber auch: „Wie Spieler da manchmal ticken, das können die Vereine auch nicht verhindern.“
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