Selimiye Spor erhebt vor Derby schwere Vorwürfe gegen die Löwen „Geschichte sehr verdreht“

„Geschichte sehr verdreht“
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Gerade noch durch die angreifenden Aussagen von Westfalia Dortmund ins Rampenlicht gerückt, erhebt plötzlich ein Liga-Konkurrent heikle Vorwürfe gegen die Dortmunder Löwen – und das, obwohl der Verein eigentlich für seine Nachwuchsförderung und Familienfreundlichkeit bekannt ist.

Anstatt um den Löwen als Wappentier drehen sich die Anschuldigungen diesmal allerdings um beleidigende sowie rassistische Bemerkungen aus Reihen der Löwen-Zuschauer, die Eving Selimiye Spor den Brackelern vorwirft.

Eving Selimiye Spor mit Rassismusvorwürfen

Im Vorfeld des anstehenden Bezirksliga-Derbys am Wochenende zwischen Selimye Spor und den Löwen (Sonntag, 15 Uhr, im Liveticker auf rn.de/dosport) kochen so aufseiten der Nordstädter Erinnerungen an die vergangenen Duelle der beiden Mannschaften hoch.

„Seit wir gegen die Löwen antreten, bekommen wir jedes Mal rassistische und ausländerfeindliche Beleidigungen entgegengeworfen“, erklärt Reyhan Karatas, Vorsitzender der Evinger. Wichtig ist ihm dabei vor allem, dass diese nie aus Richtung der Spieler gekommen seien. „Es sind Mal für Mal die Zuschauer der Löwen, die unsere Jungs anfeinden. Aber auch die Verantwortlichen lasse ich nicht außen vor. Es wird immer weggeschaut und gesagt: ,Wir haben nichts gehört oder gesehen.‘“

Die Dortmunder Löwen gegen Selimiye Spor
Das Duell zwischen Eving Selimiye Spor droht auch am kommenden Wochenende wieder hitzig zu werden. © Nils Foltynowicz

In der Vergangenheit habe Karatas, der sich mit öffentlichen Aussagen sonst zurückhält, aufgrund dessen sogar einmal die Polizei gerufen. „Dann wurden die rassistischen Beleidigungen aber natürlich abgestritten und es stand Aussage gegen Aussage“, erinnert sich der Vorsitzende. „Scheinbar wollen manche Vereine nicht akzeptieren, dass auch wir hier integriert sind. Wir sind ein Multi-Kulti-Verein und wollen alle nur Fußball spielen, daher gehen solche Anfeindungen wirklich gar nicht. Das hat nichts mehr mit dem eigentlichen Sport zu tun“, sagt Karatas.

Dortmunder Löwen weisen Vorwürfe zurück

Michael Lange, Vorsitzender der Dortmunder Löwen, zeigt sich überrascht über die plötzlich aufkommenden Anschuldigungen: „Dass es mit Selimiye Spor irgendwelche besonderen Konflikte bestehen, war mir bislang noch nicht bewusst.“ Lange, laut dem die Löwen-Zuschauer in besagten Duellen auch nie auffällig in Erscheinung getreten seien, sagt: „Wir sind selbst ein Verein, der sich sehr für Integration einsetzt, etwa mit Projekten wie zusätzlichem Deutsch-Unterricht.“ Des Weiteren habe man selbst viele ausländische Akteure in seinen Reihen: „Unsere Zuschauer würden mit rassistischen Beleidigungen ja auch unsere eigenen Spieler beleidigen.“

Einzig eine Situation kommt dem Löwen-Vorsitzenden dann doch noch zurück ins Gedächtnis: „Bei einem unserer Seniorenspiele vor zwei Jahren wurde ein Offizieller von Selimiye Spor durch den Schiedsrichter von der Anlage verwiesen.“

Der Evinger wurde von zwei Ordnern vom Platz begleitet. Die weibliche Ordnerin soll er daraufhin sexistisch beleidigt haben, auch dem männlichen Ordner gegenüber wurde er ausfallend. „Im Nachgang kam es durch die Eintragungen des Schiedsrichters im Spielbericht sogar zu sportgerichtlichen Konsequenzen“, erinnert sich Lange.

Michael Lange
Michael Lange, Vorsitzender bei den Dortmunder Löwen, weißt die Vorwürfe Selimiye Spors ab © Privat

Auch mit Blick auf das kommende Wochenende erwartet der Löwen-Vorsitzende keine speziellen Vorkommnisse: „Wenn Selimiye Spor dort irgendeine Gefahr sieht, dass das ganze aus dem Ruder läuft, hätten sie ja auch Linienrichter für das Derby anfordern können.“ Dies sei laut Lange allerdings nicht geschehen.

Die Regularien des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) geben Teams die Möglichkeit, ein Schiedsrichtergespann für besonders hitzige erwartete Partien anzufordern.

Mindestens eine Rote Karte erwartet

„Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, dass es mindestens eine Rote Karte gegen unsere Spieler geben wird. Natürlich sage ich ihnen immer, dass sie sich von außen nicht provozieren lassen dürfen. Aber wenn du 90 Minuten lang von jemandem beleidigt wirst, kann ich es irgendwo auch nachvollziehen, dass einem irgendwann der Kragen platzt“, blickt Karatas voraus.

Auch ein Blick auf die Statistik zeigt: Vier Rote Karten gab es in den Schlussphasen der letzten fünf Aufeinandertreffen der beiden Teams. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass beide Duelle im vergangenen Jahr ohne Platzverweis über die Bühne gingen.

Dortmunder Löwen steht vor Eving Selimiye Spor

„Ich erwarte eine friedliche Partie, da beide Mannschaften in der Tabelle aktuell auch durch einige Punkte getrennt werden“, erklärt Michael Lange. Die Löwen sind mit 18 Punkten Vierter, Eving mit zehn Zählern Siebter. „Auch wenn wir aktuell noch von deutlichen Personalsorgen geplagt sind, werden wir natürlich sportlich alles daran setzten, das Duell für uns zu entscheiden“, sagt Michael Lange.