Sebastian Tyrala über Wechsel von Bövinghausen zu Türkspor „Es gibt extreme Unterschiede“

Sebastian Tyrala über Wechsel von Bövinghausen zu Türkspor
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Der Ex-BVB-Profi Sebastian Sebastian Tyrala hat als Tabellenführer beim Fußball-Oberligisten TuS Bövinghausen aufgehört und beim Westfalenligisten Türkspor Dortmund angeheuert. Wie er seine Zukunft sieht und was er über Bövinghausen denkt, hat er im Interview mit RN-Redakteur Thomas Schulzke erzählt.

Seit Dienstag sind Sie offiziell Trainer von Türkspor Dortmund. Wie läuft die Woche seitdem?

Oh, das ist schon alles ein bisschen aufregend. Ich habe viele Nachrichten erhalten. Viele positive. Es gab aber auch einige Nachfragen, warum ich das mache. Es kam auch die Frage, ob dieser Schritt der richtige für meine Vita sei. Von Türkspor zu Bövinghausen und wieder zurück.

Und was haben Sie geantwortet?

Ich habe versucht, mit Argumenten meine Position klarzumachen.

Und wie sahen die aus, wenn man zwischen zwei hochgejazzten Klubs hin und her wechselt?

Klar, auf der einen Seite ist Ajhan Dzaferoski (Vorsitzender des TuS Bövinghausen, Anm. d. Red.) und auf der anderen Dr. Akin Kara (Vorsitzender Türkspor Dortmund, Anm. d. Red.). Es sind beides starke Persönlichkeiten. Trotzdem sind beide Klubs nicht zu vergleichen, da gibt es extreme Unterschiede. Die Strukturen sind anders. Türkspor hat noch den Sportlichen Leiter Emre Konya und den Teammanager Mesut Aksoy. TuS Bövinghausen hat Ajhan Dzaferoski. Und ich sehe auch Unterschiede in der Struktur beider Mannschaften.

Welche?

Bövinghausen hat ehemalige Bundesliga-, Drittliga- und Regionalliga-Spieler. Fast jeder hat mindestens Oberliga gespielt.

Und Türkspor hat die Ex-Profis Ömer Akman, Youssef Yesilmen und Serdar Bingöl. Das klingt auch nicht schlecht.

Aber wer aus dem Türkspor-Kader hat schon in der Dritten Liga oder Regionalliga gespielt? Das ist nur Pascal Schmidt, der war in der Regionalliga.

Also ist der Kader des TuS Bövinghausen qualitativ besser?

Schon zu Bövinghausen-Zeiten habe ich gesagt, dass bei zehn direkten Duellen es 6:4 für Bövinghausen ausgeht. Aber noch einmal zurück, warum ich so schnell wieder einen Job angenommen habe.

Okay…

Ich hätte auch eine Pause einlegen können, klar. Aber auf der anderen Seite bin ich zu 100 Prozent von Türkspor überzeugt und zum anderen…

Ja…

…war es für mich wichtig, schnell wieder einen Klub zu trainieren. Ich wurde jetzt zum A-Lizenz-Lehrgang zugelassen. Voraussetzung dafür ist, dass ich eine Mannschaft trainiere. Weil ja so viele gesagt haben, ich hätte ja auch auf ein Regionalliga-Angebot warten können. So viele Jobs gibt es da nicht. Ich habe auch noch keinen Regionalligisten rufen hören, ´super der Tyrala ist frei, den müssen wir sofort holen´. Und um in der Regionalliga zu trainieren, muss man eben die A-Lizenz haben.

Sebastian Tyrala steht nicht mehr an der Linie des TuS Bövinghausen.
Sebastian Tyrala steht nicht mehr an der Linie des TuS Bövinghausen. © Stephan Schütze

Aber ist der Schritt in die Westfalenliga nicht einer zurück?

Auf keinen Fall. Wir wollen in die Oberliga aufsteigen. Das ist klar. Es wird natürlich kein Selbstläufer, weil wir in Brünninghausen und Meinerzhagen zwei brutal starke Konkurrenten haben. Schaffen wir den Sprung aber, soll die Oberliga nicht die Endstation sein, wir haben die Regionalliga im Blick. Das will ich mit dem Klub schaffen, als A-Lizenz-Inhaber.

Gelingt der Aufstieg jetzt nicht, sind Sie dann überhaupt noch in der kommenden Spielzeit Trainer?

So ist es geplant. Steigen wir nicht auf, greifen wir zusammen in der nächsten Saison wieder an. Ich spüre hier das volle Vertrauen.

Obwohl Ihr Vorgänger Orhan Özkara trotz eines Aufstiegs und eines Punkteschnitts von 2,53 jetzt gehen musste?

Das war eine Nummer zwischen dem Klub und Orhan Özkara. Dazu kann ich wenig sagen. Von außen kann ich nur sagen, dass Orhan sich sportlich bestimmt nichts vorwerfen lassen kann. Ich habe ihn auch angerufen.

Warum?

Um ihn deutlich zu machen, dass ich Bövinghausen nicht verlassen habe, um seinen Job zu bekommen.

Das Duo Sebastian Tyrala (l.) und Ajhan Dzaferoski hat beim TuS Bövinghausen nicht mehr harmoniert.
Das Duo Sebastian Tyrala (l.) und Ajhan Dzaferoski hat beim TuS Bövinghausen nicht mehr harmoniert. © Schütze

Es wird ja gemunkelt, dass Sie Bövinghausen verlassen habe, weil Türkspor Sie wollte, obwohl Orhan Özkara da noch erfolgreiche Arbeit geleistet hat.

Das stimmt nicht. Genauso wie es nicht stimmte, dass Gütersloh an mir Interesse hatte. Da war nichts.

Trainer Orhan Özkara musste Türkspor verlassen.
Trainer Orhan Özkara musste Türkspor verlassen. © Engel

Ihr Abschied aus Bövinghausen lief nicht geräuschlos ab. Sie sprachen davon, dass Sie andere Werte als der Klub vertreten. Sind die Geräusche leiser geworden?

Ja, da ist alles abgehakt. Ich gönne der Mannschaft den Aufstieg. Ein Teil des Aufstiegs davon würde ja auch mir gehören.

Gönnen Sie auch Bövinghausen Vorsitzenden Ajhan Dzaferoski den Aufstieg?

Ich denke, die Spieler werden ihm seinen Traum von der Regionalliga erfüllen.

Sie sind ja jetzt zum zweiten Mal bei Türkspor, ist auch ein Zurück zu Bövinghausen irgendwann möglich?

Dieses Szenario wird es nicht geben.

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