ASC 09 und Türkspor poltern gegen Schiedsrichter Der wehrt sich gegen schwere Vorwürfe deutlich

Wegen Beleidigungen: Dortmunder Fußballer erheben Vorwürfe gegen Schiedsrichter : Der wehrt sich
Lesezeit

Fußball-Oberligist ASC 09 Dortmund hat am Mittwoch (25. Januar) vergangener Woche den Westfalenligisten Türkspor Dortmund in einem packenden Testspiel mit 2:1 besiegt. Beide Teams sollen sich einen intensiven Schlagabtausch geboten haben, wie die Trainer mitteilen. Die Coaches beider Klubs hatten ihre Freude an dem Kick. Die wurde nach Angaben mehrerer beteiligter Spieler, Trainer und Funktionäre allerdings getrübt. Der Schiedsrichter soll daran Schuld gewesen sein. Beteiligte beider Klubs erheben schwere Vorwürfe gegen den Dortmunder Unparteiischen, werfen ihm Beleidigung und sogar eine rassistische Aussage vor.

Marian Zabell leitete am Mittwochabend mit seinem Gespann (Matti Leimbach und Alexander Miklar) die Partie. So weit, so gut. Zunächst soll er die Begegnung auch im Griff gehabt haben, Mitte der zweiten Halbzeit soll es dann allerdings nach und nach zu verschiedenen Situationen, die auf Unverständnis bei Türkspor und auch beim ASC trafen, gekommen sein. Mehrere Beteiligte beider Klubs werfen dies zumindest dem Unparteiischen vor.

Türkspor-Trainer Sebastian Tyrala soll um die 70. Minute herum vom Unparteiischen persönlich angegangen worden sein. Dies teilen zumindest Emre Konya, Sportlicher Leiter von Türkspor Dortmund und Samir Habibovic, Sportlicher Leiter des ASC, mit. Zabell soll Tyrala nach einem Wortgefecht zurechtgewiesen haben und ihm gesagt haben: „Wechsele mal lieber wieder deinen Verein. Das hast du ja lange nicht gemacht.“ Es ist bekannt, dass Tyrala zunächst von Türkspor Dortmund nach Bövinghausen wechselte, dann mit dem Klub aufstieg und nun im Winter zu Türkspor zurückkehrte. „Den Satz habe ich so gehört, ja“, sagt Habibovic. Konya pflichtet ihm bei: „Ja, das hat er gesagt. Das war der absolute Knaller. Sowas habe ich in meiner Laufbahn noch nie zuvor gehört“, sagt Konya.

Sebastian Tyrala habe den Satz in all der Aufregung nicht gehört. „Mir ist das aber mittlerweile von mehreren Seiten bestätigt worden. Von der Art und Weise war der Schiedsrichter sehr überheblich. Ich kann mir nicht erklären, warum das so war. Es war kein hitziges Spiel. Ich würde mir wünschen, dass dieses Verhalten beim Kreis besprochen wird. Für mich ist das Thema jetzt aber auch gegessen, weil ich es nicht ändern kann.“

Eine weitere Szene, in der der Schiedsrichter polarisiert haben soll, schildern die beiden Türkspor-Spieler Pascal Schmidt und Ömer Akman. Nach einer Diskussion mit Schmidt soll Zabell ihm zunächst mit der Gelben, kurz danach mit der Roten Karte gedroht haben. „Ich habe dann nachgefragt, wieso er mit der Karte droht. Dann hat er gesagt: ‚Weil du mir auf den Sack gehst.‘“ In einer weiteren Szene soll es eine weitere Diskussion zwischen Schmidt und Zabell gegeben haben. Daraufhin soll der Schiedsrichter auf Ömer Akman, Türkspor-Spieler, mit folgenden Worten zugekommen sein: „Sag‘ mal deinem 31er (Trikotnummer 31 von Pascal Schmidt, Anm. d. Red.), dass er leise sein soll. Er ist nur am Reden. Obwohl er der einzige Deutsche bei euch auf dem Platz ist, macht er auf Gangster.“ Akman bestätigt genau diesen Wortlaut, Schmidt in Teilen auch - ohne den Zusatz „Gangster“. „Wenn man in Ruhe über die Aussage nachdenkt, dann ist das schon rassistisch“, sagt Akman.

Marian Zabell (l.) leitete als Unparteiischer die Partie zwischen Türkspor Dortmund und dem ASC 09 Dortmund.
Marian Zabell (l.) leitete als Unparteiischer die Partie zwischen Türkspor Dortmund und dem ASC 09 Dortmund. © Oliver Schaper

Zur Einordnung: Türkspor Dortmund bietet in seinem Kader mehrere Spieler mit Migrationshintergrund auf. Dennoch verfügt ein Großteil der TSD-Akteure, die auf dem Platz standen, über einen deutschen Pass, sind damit deutsche Staatsbürger. Somit ist diese Aussage von Marian Zabell, sofern sie gefallen ist, auf mehreren Ebenen falsch und unangemessen.

In einer weiteren Szene sei Zabell mit einem Spieler des ASC verbal aneinandergeraten. Das bestätigt Julian Franke vom ASC 09 Dortmund. „Ich bin gefoult worden und habe mich dann beschwert, weil ich keinen Freistoß bekommen habe. Der Schiedsrichter hat dann zu mir gesagt: ‚Ja, heul‘ doch.‘“ Darüber hinaus berichten Beteiligte beider Klubs von fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen bei Einwürfen und Freistößen. „Mitte der zweiten Halbzeit hat er komplett den Faden verloren. Es gab Einwürfe und Freistöße, die eigentlich andersherum waren. Die Spieler haben den Ball dann einfach immer zurückgespielt“, sagt Emre Konya. Tyrala und Habibovic bestätigen das.

Diese Redaktion hat Marian Zabell, über den Dortmunder Schiedsrichterobmann Markus Schanz, gebeten, zu diesen Vorwürfen der Spieler, Trainer und Funktionäre Stellung zu beziehen. Markus Schanz leitete Zabell einen schriftlichen Fragenkatalog weiter, den dieser ebenfalls schriftlich beantwortete. Es folgt die Stellungnahme Zabells in kursiver Schrift.

Zabell äußert sich schriftlich

Stellungnahme zu den Anschuldigungen im Spiel TSD vs. ASC09:

Manchmal ist es intelligenter sich einmal selbst kritisch zu hinterfragen wie man mit dem Schiedsrichterteam umgeht und was alles regelmäßig in die Richtung des Schiedsrichters gebrüllt wird. Auch wir Schiedsrichter sind Menschen, die es verdient haben, mit Respekt behandelt zu werden. Vor allem wenn man selbst Respekt vom Schiedsrichter erwartet.

Wenn man aber 70 Minuten lang nur in Richtung des Schiedsrichters brüllt und diesen lauthals und für jeden auf der Sportanlage hörbar anpöbelt, dann aber nicht damit umgehen kann wenn mal was zurück kommt, dann tut es mir leid. Aber wie man es in den Wald hinein ruft, so schallt es dann ab und zu auch mal heraus.

Austeilen und kritisieren können alle, aber mit entgegengebrachter Kritik umgehen, können die Wenigsten.

Und bevor man sich mit solch genannten Vorwürfen an die Presse wendet, sollte man sich vielleicht selbst mal im Spiegel betrachten.

Liebe Grüße

M. Zabell

Zu den konkreten Vorwürfen (Beleidigung gegenüber Tyrala, Aussage gegenüber Akman und Schmidt), die gegen ihn gerichtet waren, hat sich Zabell in dem Schreiben allerdings nicht geäußert.

Abschließend hat diese Redaktion Markus Schanz, Schiedsrichterobmann des Fußballkreises Dortmund, kontaktiert und mit ihm über die Vorwürfe gegenüber den Unparteiischen gesprochen. Schanz stellt sich hinter seinen Schiedsrichter, wenngleich er die Wortwahl des Unparteiischen verurteilt. „Wenn er das alles so gesagt hat, dann ist das nicht in Ordnung. Feuer bekämpft man nicht mit Feuer. Am Ende sollte man darüber stehen. Es scheint eine emotionale Reaktion gewesen zu sein, auf das was vorher passiert ist. Als Schiedsrichter muss man sich Vieles anhören. Man darf aber nicht davon ausgehen, dass Marian sich gedacht hat: ‚Heute mache ich mal den Tyrala fertig‘. Ich denke, da wird es Kritik und Kommentare in seine Richtung gegeben haben. Und ob jemand in den letzten 20 Minuten eine falsche Einwurf-Entscheidung getroffen hat, interessiert mich nicht“, so Schanz.

Zudem hätte sich Schanz gewünscht, dass die Vereine direkt zu ihm als Obmann bezüglich dieser Thematik Kontakt aufgenommen hätten. „Das wäre der sachlichere Weg gewesen. Das finde ich im Stil von den Vereinen nicht optimal. Von den Vereinen selbst liegt mir keine Beschwerde vor“, sagt er. Marian Zabell ist übrigens kein unbeschriebenes Blatt, was Entgleisungen angeht. In der Vergangenheit war der Dortmunder Unparteiische beim Spiel zwischen der DJK TuS Hordel und der Spielvereinigung Erkenschwick aufgefallen. Dort soll er in einer Szene einem Zuschauer den Mittelfinger gezeigt haben. „Das war eine ähnliche Reaktion damals. Das zeigt, dass er emotionaler wird“, sagt Schanz, der seinem Unparteiischen im Beisatz bereits gesagt haben soll, dass er in solchen Szenen ruhiger sein müsse. „Das weiß er aber auch selbst.“

Türkspor Dortmund angelt sich Verstärkung für die Defensive: Topspieler kehrt zurück

TuS Bövinghausen holt neuen Innenverteidiger: Der hat über 100 Regionalliga-Spiele absolviert

Video-Highlights : Türkspor-Traumtor gegen den ASC und Sechs-Tore-Duell von Bövinghausen