Tragische Geschichte mit besonderem Ausgang „Verrückter“ Keeper will nach Verletzung zurück

Schulter verletzt: „Verrückter“ Keeper will zurück ins Tor beim Tabellenführer
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Die Geschichte, die der Jung-Keeper des Landesliga-Spitzenreiters Hombrucher SV erzählt, ist eher eine tragische. Aber da sie aus seiner Sicht gut ausgeht, erzählt er sie sogar mit einem Schuss Humor. Aus dem eigenen Nachwuchs gekommen, schaffte es der 2020 zum HSV gekommene 20-jährige Torwart mit dem langen Nachnamen („aus Persien“) im Sommer in die erste Elf. Er verteidigte diesen Platz bis zum 13. November.

Dann aber das Unglück: Mit voller Wucht krachte die Nummer eins bei einer Rettungstat mit Schulter und Schlüsselbein gegen den Torpfosten. „Das war in Brackel, wir haben am Ende 5:2 gewonnen, und ich habe durchgespielt. Ich fürchte, das war genauso wenig schlau, wie am Dienstag darauf zum Training zu gehen.“ Oh ja, wird da jeder Nicht-Torwart sagen. Oh ja, sagt er heute auch selbst: „Ich bin aber nun mal so verrückt. Ich will immer spielen. Da muss schon einiges passieren, um mich zu bremsen.“ Und dann trat doch „einiges“ ein. Die Schmerzen ließen nicht nach, wurden immer schlimmer: „Erst die Schulter, dann das Schlüsselbein. Ich konnte meinen Arm gar nicht mehr bewegen. Um ehrlich zu sein, tut es jetzt immer noch weh, aber ich lasse mich behandeln.“

Dass Barhematirajab zuletzt beim Heimspiel gegen die Sportfreunde Wanne (3:1) nur von außen zusehen durfte, tat ihm fast so weh wie Schulter und Schlüsselbein. Wäre er vielleicht so gönnerhaft wie zu seinem Vertreter Tim Schmale auch zu sich selbst gewesen und hätte sich zum eigenen Schutz in Brackel auswechseln lassen, wäre er vielleicht einen Schritt weiter. „Aber so bin ich eben. Ich gehe ja schon laufen, weil ich es ohne Fußball und Fitness-Studio ohnehin kaum aushalte. Ich muss bald wieder was für meinen Oberkörper tun.“

Die Schule lenke ihn ab. Im kommenden Sommer will er das Abitur in der Tasche haben, dann am liebsten etwas Duales studieren. Es klingt allerdings fast so, als wäre der Aufstieg mit den Hombruchern sogar noch wichtiger. „Das will doch jeder Fußballer schaffen, aber die Schule ist mir tatsächlich auch sehr wichtig.“

Dieser Gedanke und die Sicherheit, einen guten anderen Torwart zwischen den Pfosten zu sehen, scheint ihn dann wenigstens etwas abzukühlen. Denn bei allem Ehrgeiz geht für ihn fair vor: „Tim ist ein sehr guter Torwart. Für mich zählt er zu den Besten unserer Liga. Wir pushen uns gegenseitig.“ Konkurrenz belebt das Geschäft. Ehe Barhematirajab wieder einsteigt, ruht der Zweikampf - und offenbar sogar auch danach. „Tim hat es jetzt gegen Wanne richtig gut gemacht. Dass er nach seiner Spielpause eine kurze Eingewöhnung brauchte, ist normal. Im zweiten Abschnitt aber hält er richtig gut, einen Ball sogar überragend.“

Ein fairer Konkurrenzkampf

Bei aller Ungeduld räumt die Hombrucher Entdeckung der Saison dem Konkurrenten Schmale auch wegen solcher Leistungen selbst nach der Winterpause einen Vorteil ein: „Es sei denn, ich darf mit Trainingsbeginn im neuen Jahr einsteigen. Dann gibt es gleich wieder einen echten fairen Konkurrenzkampf. Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich im Januar wieder voll hergestellt bin.“ Ist da etwa Einsicht doch der erste Weg zur Besserung? Barhematirajab wirft sogar ein, dass sein Trainer Alexander Enke bei seinem Credo bleibe, denjenigen zu bringen, der regelmäßig trainiere. „Ich denke, das wird dann wohl noch Tim sein. Ich verspreche aber, Alex dann die Entscheidung so schwer wie möglich zu machen.“

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Barhematirajab ergänzt, dass alle im Kader von der Leistung her nah beieinander sind. „Ich sehe darin unsere Stärke, dass auch immer gute Leute von der Bank kommen. So können wir immer reagieren.“ Konkurrenz belebt das Hombrucher Geschäft eben überall. Der ungeduldige Torwart will sich auch in Zukunft sehr ernst dem Konkurrenzkampf widmen und gerne dann auch wieder spielen. Ein wenig Ernst, ein wenig Humor und damit eine gewisse Lockerheit gönnt er sich, vereint in zwei Sätzen, aber schon: „Wenn Schulter und Schlüsselbein, die ich zum Halten brauche, halten, hält mich nichts mehr. Kleine Blessuren hatte ich schon immer. Wer überhaupt nichts spürt, spielt nicht richtig Fußball.“ Das kann ja noch heiter werden mit dem selbst ernannten verrückten Torwart.

Aber der HSV darf sich glücklich schätzen, denn wer Erfolg haben will, braucht in der Regel echte Typen. Auch dieses Klischee trifft im Falle von Kamyab Barhematirajab zu.

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