Usain Bolt war bereits zu seinen aktiven Zeiten eine lebende Legende der Leichtathletik. Bei den Weltmeisterschaften 2009 in Berlin stellte er über die 100 Meter einen nahezu übermenschlichen Weltrekord in 9,58 Sekunden auf - dieser wurde seitdem nie unterboten. Doch bleibt Usain Bolt für immer der schnellste Mann der Welt?
Antworten darauf können die Referenten und Referentinnen des „Speed Summit“ in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle geben. Anlässlich der dritten Ausgabe der Konferenz rund um das Thema Sprint kamen am 14. September Trainer, Athleten und renommierte Sportwissenschaftler zusammen, um ihr Wissen auszutauschen. So auch Professor Dr. Raunser, Direktor der Abteilung für Strukturbiochemie am Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund.
Warum war Usain Bolt so schnell?
Was ist also das Geheimnis eines Usain Bolts? „Neben dem richtigen Training besaß Usain Bolt eine sehr gute genetische Grundlage, ohne die man nicht in diese Leistungsbereiche vordringen kann. Da spielt die Zusammensetzung der Muskelfasern eine Rolle, wie die Proteine Myosin und Aktin wirken, wenn sich der Muskel in der Bewegung zusammenzieht“, erklärt Prof. Dr. Raunser. „Seine außergewöhnliche Beinlänge, die Positionierung der Arme und Beine im perfekten Winkel zueinander, und die Hebelwirkung samt großer Schrittlänge, all das habe Usain Bolt zu solchen Leistungen befähigt“, ergänzt Dr. Tobias Alt. Er ist Sportwissenschaftler am Olympiastützpunkt Dortmund/Westfalen und anerkannter Experte in den Bereichen Krafttraining und Sprintbiomechanik.
Doch wird der Weltrekord über die 100 Meter noch einmal gebrochen? „Dass der Weltrekord über die 100 Meter noch einmal gebrochen wird, wird schwer bis unmöglich sein. Die Technik, die Usain Bolt mit seinen anthropometrischen Voraussetzungen, also seinem Körperbau, realisieren konnte, sehe ich bei den Aktiven momentan nicht“, erläutert Dr. Tobias Alt. „Dass der Weltrekord von 19,19 Sekunden über die 200 Meter, der ebenfalls von Usain Bolt aufgestellt wurde, von dem amtierenden Olympiasieger Letsile Tebogo unterboten wird, ist deutlich realistischer. Davon gehe ich aus, wenn er sich so weiterentwickelt.“
Fähigkeiten für den Sprint
Für einen schnellen Sprint ist es wichtig, den richtigen Fußaufsatz zu trainieren. Der muss schnell und kraftvoll sein. „Man sollte nicht versuchen, den Boden selbst zu suchen, sondern aktiv mit dem neutralen Sprunggelenk auf dem Boden aufsetzen. Das kann man über Sprünge oder Koordinationsübungen trainieren“, erklärt Tim Restle. Er ist Diplomtrainer und als Landestrainer des hessischen Bobsports tätig, sowie Bobtrainer bei Eintracht Frankfurt. Beim „Speed Summit“ leitete er ebenfalls ein Workshop.
„Du musst vor allem in der Lage sein, die Hüfte zu strecken. Das ist die zentrale Fähigkeit im Sprint. Spezifisches Krafttraining sollte dir dementsprechend helfen, in dieser Position möglichst stabil und stark zu sein.“ Besonders wichtig ist zudem die Muskulatur der Oberschenkelrückseite. „Bevor der Fuß auf den Boden kommt, ist die vordere Schwungphase zentral. Du musst das Bein mit der richtigen Geschwindigkeit bewegen und dafür ist die Muskulatur der Oberschenkelrückseite entscheidend. Prinzipiell gilt es, schnell zum Boden kommen und sich nicht fallen zu lassen“, erklärt Dr. Tobias Alt.

Veranstalter zufrieden
Veranstalter Thomas Czarnetzki zeigte sich mit dem dritten „Speed Summit“ zufrieden. „Das große Thema Speed konnte ausführlich und mit anerkannten Schnelligkeitsexperten behandelt werden. Zu betonen ist hier die Mischung aus der Theorie und der Praxis in den Workshops der Referenten und Referentinnen, die Themen wie aktivierendes Aufwärmen, den Start, die Beschleunigung und den maximalen Sprint näherbrachten. Wichtig war mir, dass auch die Coaches der Mannschaftssportarten, die nicht in der Leichtathletik beheimatet sind, von dem Austausch profitieren konnten. Das ist uns gelungen.“
Insgesamt 127 Teilnehmer kamen zu dem „Speed Summit“ in die Dortmunder Helmut-Körnig-Halle und nahmen teils lange Anreisen aus dem Ausland in dafür Kauf. So waren beispielsweise Trainer und Athleten aus den deutschen Nachbarländern, wie zum Beispiel die Niederlande oder Luxemburg angereist, aber auch aus Litauen, Schweden oder England.