Zwei Schiedsrichter stehen Frage und Antwort nach der Dortmunder Hallenstadtmeisterschaft. Die Hallensaison ist beendet und wir haben die Möglichkeit genutzt, um mit Niklas Berlinghoff (SV Berghofen) und Vladislav Löffler (TuS Bövinghausen) zu sprechen. Beide waren am Endrundensamstag mit Frank Gettke und Christian Naskrent im Einsatz. Insgesamt konnten alle Schiedsrichter, auch die des Finaltages (Andreas Braun, Tobias Kraeling und Jonathan Rupert) mit einer guten und souveränen Ausstrahlung sowie dem nötigen Fingerspitzengefühl für einen reibungslosen Ablauf sorgen und mit einer guten Leitung glänzen.

Wie war es, die größte Hallenstadtmeisterschaft in der Endrunde vor über 4000 Zuschauern zu pfeifen?
Berlinghoff: Es war eine tolle Erfahrung! Solche Besucherzahlen suchen deutschlandweit ihresgleichen und sind keineswegs mit dem zu vergleichen, was wir aus dem Alltag in der Meisterschaft kennen. Auch kommt in der Halle eine ganz andere Atmosphäre auf, als sie sich auf einer Bezirkssportanlage mit ein paar Dutzend Zuschauern ergibt.
Löffler: Es war ein unvergessliches Erlebnis, diese Atmosphäre zu spüren. Die Nervosität vor dem Anpfiff ist spürbar, legt sich aber, sobald das Spiel läuft. Der Lärmpegel erschwert manchmal die Kommunikation mit den Kollegen. Während des Spiels versucht man, sich voll auf die eigene Leistung zu konzentrieren und die Zuschauer so gut es geht auszublenden.
Ist es in der Halle schwieriger oder einfacher als auf dem Platz?
Berlinghoff: Mangels Ruhephasen im Spiel in aller Regel schwieriger. Was in der Halle jedoch auffällt, ist, dass eigentlich alle Mannschaften einfach nur Bock haben, Fußball zu spielen, sodass trotz einzelner Vergehen ein für die Zuschauer ansehnlicher Spielfluss entsteht - gerade dieses Tempo macht die Halle aus.
Löffler: Es ist schwer zu vergleichen, da beide Situationen ihre Herausforderungen haben. Für mich ist es in der Halle anspruchsvoller, weil viele Entscheidungen in einer kurzen Zeit getroffen werden müssen. Gleichzeitig machen die Atmosphäre und die Nähe der Zuschauer die Halle emotional intensiver.
Wie war es für euch persönlich und was ist euer erstes Fazit?
Berlinghoff: Als Debütant in der Endrunde war die Anspannung naturgemäß etwas größer als sonst, aber in der Gesamtbetrachtung können wir sehr zufrieden sein, uns heute nicht in den Mittelpunkt gepfiffen, sondern die Spiele insgesamt relativ geräuschlos begleitet zu haben. Solche Abende machen Lust auf mehr!
Löffler: Für mich war die erste Teilnahme an einer Endrunde nach vielen Jahren ein echtes Highlight und eine große Wertschätzung. Diese Erfahrung motiviert mich weiterzumachen und mich als Schiedsrichter zu verbessern. Besonders positiv war die starke Teamarbeit mit den anderen Kollegen – das hat in einer so intensiven Umgebung einen riesigen Unterschied gemacht.

Was ist der große Unterschied zwischen auf dem Feld pfeifen und in der Halle?
Berlinghoff: Hallenfußball ist teilweise wie eine andere Sportart. Wir müssen deutlich weniger Laufen als auf dem Großfeld, zeitgleich gibt es aber kaum Ruhephasen. Auf den einen folgt der nächste Zweikampf, sodass man durchgängig entscheiden muss und unter Strom steht.
Löffler: Der größte Unterschied ist die Geschwindigkeit des Spiels in der Halle – alles passiert viel schneller und erfordert rasche Entscheidungen. Taktisch ist es eine völlig andere Herausforderung, weil Situationen schneller entstehen und sich auflösen. Außerdem ist der Druck in der Halle größer, da Zuschauer, Trainer und Spieler so nah dran sind und die Stimmung extrem intensiv ist.
Gab es eine kuriose oder besondere Situation, die euch von dieser Hallensaison im Kopf bleiben wird?
Berlinghoff: Mir kommt keine konkrete sportliche Szene in den Sinn. Überraschend fand ich am letzten Tag der Zwischenrunde jedoch, dass wir von Spielern verschiedener Vereine gefragt wurden, ob Grätschen in der Halle eigentlich verboten seien. Solche Nachfragen sind wahrscheinlich dem sich im Laufe der Zeit wandelnden Regelwerk geschuldet. Kommt also bei Fragen gerne in den Pausen auf uns zu, um Missverständnisse zu vermeiden und damit sich während des Spiels alle auf das Sportliche konzentrieren können.
Löffler: Ja, da erinnere ich mich an eine ganz besondere Szene. Ein Spieler, der bereits eine Zwei-Minuten-Strafe abgesessen hatte, lief nach Ablauf der Strafe zunächst auf die Ersatzbank zurück – nur um dann direkt wieder aufs Feld zu gehen, obwohl sein Team längst vollständig war. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Rote Karte zu zeigen. Solche Situationen sind selten, aber sie bleiben einem im Gedächtnis.
Jetzt wo die Hallensaison beendet ist: Habt ihr wieder Lust auf den kalten Platz?
Berlinghoff: Auch wenn die Halle ein schönes Intermezzo zwischen den Jahren ist, bei dem man in wenigen Tagen auf viele Bekannte trifft, die man im normalen Ligabetrieb nur sehr selten sieht, ist mir der Fußball an der frischen Luft doch lieber. Wenn also die Temperaturen etwas klettern und die festtäglichen Defizite im Lauftraining ausgebessert werden, kann es auf dem Großfeld gerne wieder losgehen!
Löffler: Die Hallensaison war definitiv ein Highlight, aber Kälte und Regen draußen gehören eben auch dazu. Nur in der Halle zu pfeifen, wäre für mich auf Dauer nichts. Ich freue mich darauf, wieder auf dem Platz zu stehen, auch wenn das Wetter manchmal ungemütlich ist.