Sein Verein ist wieder da, es ging ihm schlecht. Diese Leidensgeschichte, in der es doch nur um Ligen und Punkte geht, ist nichts gegen die eines Spielers, der jetzt sogar bester Torschütze ist. Nach einer schweren Verletzung saß er im A-Juniorenalter sogar ein Jahr im Rollstuhl. Jetzt steht seine starke Bilanz in dieser Saison in kaum einer Relation zu dem, wie er sich ins Leben zurückgekämpft hat. Aber doch gehören beide Leistungen zur Mutmacher-Geschichte des jungen Hoffnungsträgers Yunus Dogan Göleli (21) von A-Ligist Alemannia Scharnhorst.
Das Offensivtalent hatte in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Amateurfußballer-Karriere viele Stationen in seiner Jugend. Der Alemanne, der noch heute in der Nähe des Platzes am Holzgraben wohnt, spielte in Brackel, Wambel, beim TSC Eintracht und zuletzt in der starken Jugend des VfB Waltrop. Da passierte das große Unglück: Hüftknorpelriss! „Da ging dann gar nichts mehr. Ich konnte gar nicht laufen, saß ein Jahr lang im Rollstuhl.“ Yunus Dogan Göleli aber wollte wieder gehen können. „Ich mache jetzt eine Ausbildung zum Erzieher. Ich mag diesen Beruf. Da muss ich mich doch bewegen können. Und den Fußball hatte ich nie aus den Augen verloren.“
Yunus Göleli ist zurück
Das für den Sprung in den Seniorenbereich so wichtige zweite A-Juniorenjahr in der Talentschmiede des VfB Waltrop verpasste Göleli jedoch komplett. Und doch gelang ihm der Sprung zum FC Roj in die Bezirksliga. „Da bin ich aber aus privaten Gründen weg.“ Für den jungen Spieler ging es erst darum, „wieder stabil spielen zu können, mir Selbstvertrauen zu erarbeiten“. Und das funktionierte für ihn am besten „im familiären Umfeld mit vielen Jugendfreunden und Bekannten drumherum“. Und das bietet ihm eben nur seine Alemannia um die Ecke.
Göleli versichert glaubhaft, dass für den einst sehr ehrgeizigen Jungen der Schritt in die Heimat genau der richtige war. „Das macht Mega-Spaß. Ich bin sehr glücklich, zumal es jetzt auch richtig gut für uns läuft“, ist aus dem traurigen Jungen ein Mann geworden, der sich sogar ein wenig wie ein Glückspilz fühlt.
Der Youngster, der mit acht Treffern bester Schütze des nach zwei Siegen in Serie Tabellenachten, erklärt, er dürfe seine Stärke im Eins gegen Eins, seine Technik, seine Läufe auf der linken Seite, immer mit dem Blick für den Mitspieler, aber auch für die eigene Abschlusschance, ausleben und helfe so der Mannschaft sehr gerne. „Wir sind ein Team, ein echtes Scharnhorster Team. Hier zieht keiner jemanden runter, wenn mal was nicht klappt. Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn.“
„Wir sind ein Team"
Starke Worte eines jungen Mannes, der bis vor einiger Zeit gar nicht gehen konnte, jetzt aber mitten im Leben steht. „Ich bin zwar Erzieher, aber meine Mitspieler muss ich bestimmt nicht erziehen“, scherzt der Comebacker längst wieder.
Er weiß sein Leben und die Möglichkeiten, die es ihm bietet, sehr zu schätzen. Raum für Ehrgeiz eines Sportlers gibt er sich aber auch, wenn er über die Teamziele spricht: „Unser Auftakt war alles andere als erfreulich. Dann sind wir besser in die Saison gekommen. Da sind zwar immer wieder unerklärliche Niederlagen wie das 2:4 gegen den SV Körne dabei. Danach aber haben wir klar 12:0 gegen Kemminghausen 2 und jetzt 4:3 bei DJK/ETuS Schwerte gewonnen. Wenn wir jetzt gegen Husen-Kurl nachlegen, kommen wir vielleicht sogar noch ins Verfolgerfeld der SG Gahmen.“
Selbst wenn er seine Alemannen nicht erziehen muss, er um den positiven Nutzen des Sportes weiß, wird der Youngster ein einziges Mal fordernd: „Ein Sieg gegen Husen ist Pflicht.“ Denn: „Wir werden in diesem Jahr wohl nicht mehr aufsteigen, aber wollen in der Tabelle klettern. Ich hoffe dann, dass wir kommende Saison richtig oben angreifen. Mein Ziel ist der Bezirksliga-Aufstieg.“
Treuebekenntnis von Göleli
Das klingt nach einem Treuebekenntnis zum Klub, der ihm viel Selbstbewusstsein gebracht hat. „Ja, ich denke, dass ich bleibe.“ Irgendwann, da macht er kein Geheimnis raus, möchte er schon in höheren Amateurligen spielen. „Aber ganz ehrlich: Wichtiger ist es, gesund da zu spielen, wo ich mich wohlfühle.“
Sein Trainer Mike Dominik Kollenda hört das äußerst gerne, ist sich aber sicher: „Yunus hat beeindruckende technische Fähigkeiten, ist so vielfältig. Hätte er nicht die schweren Verletzungen gehabt, würde er heute ganz woanders spielen.“ Göleli aber genießt das Hier und Jetzt, sicher auch, weil er große Anerkennung erfährt. „Die Wertschätzung und seine herausragenden Fähigkeiten machen ihn nicht zur Diva. Im Gegenteil: Yunus ist Teamplayer und übernimmt trotz seines jungen Alters mehr und mehr Verantwortung“, zollt Kollenda seinem Leistungsträger höchsten Respekt.
So hat eine traurige Geschichte eines Juniorenspielers, der eine ganz wichtige Zeit seines Lebens im Rollstuhl saß, eine schönes Ende. Und sogar ein humorvolles: „Erziehen werde ich hier auch in Zukunft keinen, selbst wenn es ihm vielleicht gut täte. Ich beschränke mich auf die Freude am Fußball.“ Besser kann Yunus Göleli seine eigene Geschichte, die vielen Kranken und Verletzten Mut machen wird, gar nicht beenden. Denn da steht ganz klar Freude, wo vor ein paar Jahren noch Leid gestanden hätte.
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