Spielabbruch in der Kreisliga A1 Dortmund: Das Duell zwischen RW Germania und dem SC Osmanlispor Dortmund endete nach 89 gespielten Minuten vorzeitig. Ein Zuschauer, der Osmanlispor zuzuordnen ist, soll den Linienrichter angegangen haben. Für den Klub könnte der Vorfall heftige Konsequenzen haben.
Mittelfeld-Klub Germania führte bis kurz vor Schluss auf dem Sportplatz im Odemsloh mit 2:1 – und war dabei, dem bisherigen Tabellenführer ein gehöriges Beinchen im Kampf um den Bezirksliga-Aufstieg zu stellen.
Dann die 89. Minute: Osmanlispor gelang der Ausgleich. Eigentlich ein Grund zur Freude. Doch genau in diesem Moment soll ein SCO-Zuschauer den Linienrichter körperlich angegangen haben.
Osmanlispor gleicht aus
Offenbar sei der vorherige 2:1-Treffer der Germania nach Ansicht des Osmanlispor-Anhangs aus einer Abseitsstellung heraus gefallen. Der eigene Treffer war scheinbar der Anlass, sich beim Linienrichter zu „revanchieren“.
So berichtet es Andreas Edelstein, Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund. Weil Osmanlispor – unter anderem hatte ein Funktionär einen Schiedsrichter an dessen Arbeitsplatz bedroht – nach einer Reihe nicht hinnehmbarer Vorkommnisse unter Aufsicht des Kreises steht, wurde er noch am Sonntagabend ausführlich über den Vorfall informiert.
RW Germania spielt stark
Tobias Ahland, Trainer von RW Gemania, berichtet von einer „sehr unübersichtlichen“ Situation für ihn. Auch ihm sei vor Ort berichtet worden, dass ein Linienrichter angegangen worden ist. Ob verbal oder körperlich, könne er nicht sagen.
„Letztlich hat sich der Schiedsrichter dazu entschieden, das Spiel abzubrechen“, sagt Ahland. Ein in solchen Fällen alternativloses Vorgehen. Für Germania ist es besonders ärgerlich: Die Rot-Weißen konnten ihren verdienten Lohn, ein Punkt gegen das Top-Team, nicht einfahren.

Der Abbruch habe „insbesondere auf Osmanlispor-Seite für viel Unverständnis gesorgt“, sagt Ahland. Der Ordnungsdienst von RW habe die Situation nach Spielende aber unter Kontrolle gehabt. Edelstein berichtete von Zuschauern, die die Kreisaufsicht beleidigt haben sollen.
Emre Karaca, derzeit verletzter Spieler und Sportlicher Leiter Osmanlispors, hat die 89. Spielminute ganz anders erlebt. „Es war wie zu erwarten ein hitziges Spiel. Nichtsdestotrotz lief alles reibungslos ab. Beide Seiten waren fair“, sagt Karaca aber zunächst. So sah es auch Ahland.
Emre Karaca widerspricht
Dann der Ausgleichstreffer. „Als wir das 2:2 geschossen haben, haben sich alle ein bisschen gefreut. Dann ist – aus welchem Grund auch immer – der Linienrichter zum Schiedsrichter. Dann haben sie das Spiel abgebrochen“, so Karaca.
Für ihn ist klar: „Es gab keinen körperlichen Angriff.“ Das hätten ihm auch viele neutrale Zuschauer am Platz bestätigt. Den Abbruch hätten laut Karaca die meisten Zuschauer nicht nachvollziehen können.

Allerdings wird Germania in der Rückschau nur eine Nebenrolle in den Ereignissen des 7. Mai spielen. Für den SC Osmanlispor drohen nach der erneuten Vorkommnissen harte Konsequenzen.
„Es steht völlig außer Frage, dass sie was gemacht haben“, sagt Edelstein. Die Person, die handgreiflich geworden ist, sei „klar“ Osmanlispor zuzuordnen. Edelstein habe bereits am frühen Sonntagabend mit dem Schiedsrichter telefoniert.
Osmanlispor: Viele Vorfälle
Die Liste der Vorfälle, die ein negatives Bild auf den sportlich erfolgreichen Klub werfen, ist lang. Nach der Schiedsrichterbedrohung am Arbeitsplatz hatte sich der Fußballkreis dazu entschlossen, vorübergehend keine Schiedsrichter mehr für die Osmanlispor-Spiele anzusetzen.
Zuvor war im Spiel gegen Arminia Marten ein Schiedsrichter vom Klub angegangen worden. In der Zwischenrunde der Hallenstadtmeisterschaft Anfang Januar lieferten sich Zuschauer von Osmanlispor intern eine körperliche Auseinandersetzung. Es ist alleine die Statistik seit Jahresbeginn.

Eine Statistik, die nun zu viel ist für den Fußballkreis Dortmund. „Das ist ein Vergehen, das darf einem Verein unter dem Brennglas nicht passieren. Da habe ich null Verständnis für“, sagt Edelstein zum Vorfall vom Sonntag.
Er sagt klipp und klar: „Das, was wir tun können, um den Spielbetrieb für den Verein in dieser Form nicht mehr aufrechtzuerhalten, werden wir tun.“ Die entsprechenden Anträge hierzu würden gestellt werden, seien dann aber Sache des Kreissportgerichts Dortmund. „Das sind wir den Vereinen, die sich anständig verhalten, schuldig“, sagt Edelstein.
Andreas Edelstein: Konsequenzen
Der Kreisvorsitzende wolle sich dort für beschleunigte Ladungsfristen und Verfahren einsetzen. Was er mit „entsprechenden Anträgen“ meint, darüber dürfte es kaum Zweifel geben: Es geht um den Ausschluss vom Spielbetrieb. Über solch einen Antrag verhandelte der Fußballkreis auch im Falle von Gencler Birligi Hörde erst vor wenigen Wochen.
Eine Maßnahme nahm Edelstein noch am Tag des Spielabbruchs vorweg: Der Kreis Dortmund weigert sich erneut, Schiedsrichter für die Spiele Osmanlispors abzustellen. Eine entsprechende Absprache mit Markus Schanz, Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses, gebe es bereits.
„Aus Dortmund wird niemand pfeifen“, macht Edelstein klar. Es sei nun Aufgabe des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW), Unparteiische zu den SCO-Partien abzustellen. Wenn das nicht geschehe, würden die Begegnungen nicht angesetzt. Bereits in den vergangenen Wochen hätten immer wieder Spielleiter aus anderen Kreisen die Spiele Osmanlispors geleitet.
„Die restliche Abstimmung werden wir in den nächsten Tagen vornehmen“, sagt Edelstein. Bereits am Montagabend stünde ein Gespräch zwischen dem FLVW und der Spitze des Fußballkreises Dortmund an.
Emre Karaca hält sich zurück
Emre Karaca hielt sich mit Äußerungen zu möglichen Konsequenzen am Sonntagabend noch zurück. „Erstmal muss man klären, was vorgefallen ist“, so der Sportliche Leiter des SCO.