Der Spielabbruch bei RW Germania hat für den SC Osmanlispor Dortmund gravierende Folgen. Die haben der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und der Fußballkreis Dortmund am Montag gemeinsam vereinbart.
Der Schiedsrichter hatte das Spiel von Osmanlispor bei Germania (Kreisliga A1 Dortmund) kurz vor Schluss abgebrochen. Im Jubel über das 2:2 (89. Minute) soll ein Zuschauer von Osmanlispor den Linienrichter angegangen sein.
Die Polizei Dortmund leitete daraufhin ein Strafverfahren wegen gefährlicher Körperverletzung ein. Auf einen weiteren Zuschauer wartet ein Verfahren wegen Beleidigung. Osmanlispor streitet alle Vorwürfe ab.
Osmanlispor: Keine Zuschauer
Zeitnah nach den Vorkommnissen auf dem Sportplatz Im Odemsloh haben der FLVW und der Fußballkreis Dortmund weitere Entscheidungen getroffen. Verband und Kreis hatten sich am Montag abgestimmt.
Die Strafen für den Klub haben es in sich. Ab sofort dürfen keine Zuschauerinnen und Zuschauer mehr Spiele von Osmanlispor Dortmund besuchen. Sie werden von den noch in dieser Saison ausstehenden Partien ausgeschlossen.
Die Regel gilt für die verbleibenden drei A-Liga-Spiele Osmanlispors. Wie der FLVW eine mögliche Teilnahme des SCO an einem überkreislichen Aufstiegsspiel handhabt, müsse zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden, sagt Andreas Edelstein, Vorsitzender des Fußballkreises Dortmund.
Zudem organisiert der Kreis einen professionellen Sicherheitsdienst, der mit jeweils fünf Mitarbeitern sicherstellt, dass der Zuschauerausschluss während der Spiele eingehalten wird. Die Kosten stellt der Kreis Osmanlispor in Rechnung.
Andreas Edelstein tut es leid
„Das geht ans Geld. Aber es ist aktuell die einzige Möglichkeit. Wir müssen das Verhalten eines Zuschauers sanktionieren, und das geht am einfachsten, wenn ich Zuschauer sanktioniere“, sagt Edelstein. Hintergrund für die harten Strafen ist die lange Liste an Verfehlungen, die der Klub angehäuft hat.
Auch Zuschauer des jeweiligen SCO-Gegners dürfen die Platzanlage nicht betreten. Eine Kontrolle, zu welchem Verein Zuschauer gehören, könne nicht erfolgen, so Edelstein. Das bedeutet, dass K.F. Sharri am vorletzten Spieltag (21. Mai) ohne eigene Fans das Heimspiel gegen Osmanlispor bestreiten muss. „Für Sharri tut es mir leid“, sagt der Kreisvorsitzende Edelstein.

Der Kreis hatte unmittelbar nach dem Spielabbruch am Sonntag betont, keine eigenen Schiedsrichter mehr für die Spiele Osmanlispors einzusetzen. In Zusammenarbeit mit den zuständigen Ausschüssen beim FLVW wurde nun beschlossen, dass Unparteiische aus dem Kreis Herne die ausstehenden SCO-Partien leiten.
Damit entscheiden sich Kreis und Verband für eine Fortsetzung des Spielbetriebs. Sowohl Osmanlispor, als auch den Gegnern in den kommenden A-Liga-Spielen (Westrich und Sharri) könnten andernfalls womöglich entscheidende Punkte für eine Aufstiegsrelegation oder den Klassenerhalt fehlen.
Kreis Dortmund fürchtet Klagen
Der Kreis befürchtete eine Klagewelle beim Präzedenzfall, dass beim Beginn von Relegationsspielen noch nicht alle Partien der regulären Saison ausgetragen wurden. „Dem Risiko muss man am Ende des Tages aus dem Weg gehen“, sagt Edelstein.
Die getroffenen Maßnahmen haben FLVW und Fußballkreis unabhängig von einem Urteil des Kreissportgericht Dortmund treffen können. Die Verhandlung des Spielabbruchs dort wird für die kommende Woche erwartet.

„Diese Vorgaben tragen gleichermaßen der Dortmunder Kreisvorsitzenden Andreas Edelstein sowie der FLVW-Vizepräsident Amateurfußball Andree Kruphölter“, teilte der FLVW mit.
Der Verband verkündete zudem, „eine Änderung der geltenden Rechts- und Verfahrensordnung in die Gremien des Westdeutsche Fußballverbandes zu bringen“, so der FLVW.
FLVW sieht Gewaltanstieg
Grund dafür seien „die zunehmenden Gewaltvorfälle auf den Fußballplätzen“. Die Änderung „sieht vor, das Strafmaß bei Gewaltvorfällen deutlich zu verschärfen und soll mit der neuen Saison umgesetzt werden“, heißt es vom Verband.
Beim SC Osmanlispor Dortmund stoßen die Maßnahmen auf kein Verständnis. „Wir werden wieder für etwas belangt, was wir nicht gemacht haben“, sagt Yunus Irmak, stellvertretender Vorsitzender und Pressesprecher des Vereins.

Er sagt weiter: „Trotzdem müssen wir die Konsequenzen tragen, die an uns gerichtet werden. Wir distanzieren uns von Gewalt, auch von aggressiven Fans.“
Osmanlispor glaube an die Neutralität der Gerichte und vertraue ihnen. „Wir glauben das, was das Gericht sagt. Die entscheiden wirklich alles neutral“, so Irmak – ein weiterer Seitenhieb gegen den Fußballkreis, dem der SCO mangelnde Kommunikation nach dem Spielabbruch vorgeworfen hatte.
Osmanlispor will aufsteigen
Aber: Die Verantwortlichen scheinen erleichtert, dass die ausstehenden Spiele absolviert werden: „Ums Bezahlen geht es nicht. Wir sind froh, die Saison zu Ende zu spielen, um aufzusteigen. Das werden wir auch schaffen - egal, mit welchen Hindernissen wir zutun haben.“