Regionalliga West wird zur Farce Türkspor Dortmund hat richtig entschieden

Regionalliga West blamiert sich komplett: Türkspors richtiger Entschluss
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David Nicolas Döring guckt in eine Kamera.

Man kann einen Fußballverein auf viele Arten gegen die Wand fahren. Der KFC Uerdingen wählte den Hochmut, Düren das Casting. Türkspor Dortmund hingegen zog den Stecker – und hatte damit, so absurd es klingt, als Einziger noch Restverstand.

Natürlich: Ein Rückzug mitten in der Saison ist unsportlich. Er verzerrt die Tabelle, hinterlässt verbrannte Erde, sorgt für Unmut bei Gegnern und Fans. Aber was ist die Alternative? Sich bis zum bitteren Ende durchwursteln, Gehälter nicht zahlen, Insolvenz anmelden – wie Uerdingen? Oder sich öffentlich demütigen, wie Düren, wo Influencer zum Probetraining einluden? Türkspor hat das Chaos abgebrochen, bevor es unkontrollierbar wurde. Das mag nicht elegant gewesen sein – aber verantwortungsvoll.

Türkspor zerbricht an der Stadion-Thematik

Türkspor Dortmund ist im Sommer 2024 aus der Oberliga Westfalen aufgestiegen – mit viel sportlichem Ehrgeiz, einem vergleichsweise üppigen Etat und ambitionierten Plänen. Für einen Amateurverein war das bemerkenswert. Doch was folgte, war ein Crashkurs in Sachen Regionalliga-Realität: Weil kein Stadion in Dortmund die absurd starren Auflagen erfüllte, musste Türkspor nach Velbert ausweichen – Stadionmiete: teils 25.000 Euro pro Heimspiel. Das ruinöse Ergebnis eines Systems, das statt auf Flexibilität lieber auf Paragrafen setzt.

Dabei hätte es genügt, die Spiele gegen Klubs wie Düren, Hohkeppel oder manch eine Zweitvertretung auf einer funktionalen Dortmunder Anlage auszutragen – und nur bei Traditionsduellen wie gegen Duisburg, Wuppertal oder Oberhausen auf größere Spielorte zu setzen. Doch das Regelwerk lässt so etwas nicht zu. Entstanden während der Corona-Pandemie, als man die Liga notgedrungen als Profi-Spielbetrieb deklarierte, wurden die Auflagen seither nicht überarbeitet. Eine Anpassung an die Wirklichkeit? Fehlanzeige.

Regionalliga West lädt zum Absturz ein

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die Vereine sind nicht bloß Opfer. Türkspor hat sich sportlich und strukturell übernommen, Düren ist organisatorisch implodiert, Uerdingen wirtschaftlich. Wer in die Regionalliga aufsteigt, kennt die Bedingungen – oder hätte sie kennen müssen. Doch gerade deshalb braucht es einen klaren Blick auf die Systemfehler.

Denn die Liga lädt regelrecht zum Absturz ein. Es fehlt an transparenten Lizenzierungsverfahren, realistischen Infrastrukturvorgaben und finanzieller Begleitung für Aufsteiger. Die Folge ist eine Regionalliga, in der sich Klubs selbst überholen – bis sie ungebremst gegen die Wand fahren.

Fußballer bei einem Spieler-Casting.
Die Mannschaft von Türkspor Dortmund hat sich Mitte März vom Spielbetrieb abgemeldet. © IMAGO/Rene Traut

Verantwortlich für dieses Konstrukt ist der Westdeutsche Fußballverband (WDFV). Und der muss sich fragen lassen, wie lange er noch zusieht, wie seine eigene Liga implodiert. Wer eine vierte Liga organisiert, muss entscheiden: Will man eine echte Profiliga mit knallharten Standards und entsprechender Finanzierung? Oder eine durchlässige Amateur-Region, die ambitionierten Klubs Luft zum Atmen lässt?

Beides zusammen funktioniert nicht – und das zeigt sich Woche für Woche auf peinlichste Weise.

Es braucht endlich eine Grundsatzreform. Die Liga muss neu gedacht werden: realistischer, praktikabler, ehrlicher. Klarheit, Ordnung, Struktur – nicht mehr und nicht weniger darf man von einem Verband erwarten, der Anspruch und Wirklichkeit wieder zusammenbringen will.

Türkspor kommuniziert schlecht

Bleibt die Art und Weise des Türkspor-Rückzugs. Ja, sie war miserabel. Eine WhatsApp-Nachricht, um einer Regionalliga-Mannschaft mitzuteilen, dass es das war – das ist mehr als schlechter Stil. Es ist respektlos, vor allem dann, wenn man Spielern auch noch eine Mitschuld an der Lage zuschreibt. Kommunikation sieht anders aus.

Und dennoch: Türkspor hat gehandelt – im Gegensatz zu anderen. Uerdingen wartet auf den letzten Funken Resthoffnung, um doch noch weiterspielen zu können, Düren hat sich für die nächsten Wochen durchgecastet. Türkspor hat den Wahnsinn beendet.

Regionalliga West braucht einen Plan

Drei Klubs, drei Zusammenbrüche – in einer Liga, die eigentlich Brücke sein wollte, aber zum Abgrund geworden ist. Die Regionalliga West ist 2025 kein Wettbewerb mehr, sondern ein strukturelles Fiasko. Was fehlt, ist nicht Geld oder Mut. Es fehlt ein Plan.

Und der müsste damit anfangen, diese Liga nicht länger zu verwalten – sondern endlich zu verstehen.