Rassistische Schmierereien bei Eving Selimiye Spor Staatsschutz ermittelt

Rassistische Schmierereien bei Eving Selimiye Spor
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Der Dortmunder Fußballverein Eving Selimiye Spor, dessen erste Mannschaft in der Bezirksliga spielt, wurde Opfer einer rassistischen Beleidigung.

„Unser Platzwart hat uns heute Morgen informiert, dass unbekannte Täter in der Nacht zuvor unser Vereinsschild heruntergerissen haben und dahinter unter das in Blutrot geschriebene Wort ‚Türke‘ die rechtsextreme Zahlenkodierung ‚1488‘ hingeschmiert haben“, erklärte der Sportliche Leiter des Klubs Mutlu Kocagöz. Unter dem Wort „Türke“ steht der Zusatz „Verrecke“. Auch zwei Hakenkreuze haben die Täter aufgemalt.

Die ,14‘ steht in rechtsextremen Kreisen für das aus den USA stammende rassistische Glaubensbekenntnis „Fourteen Words“, in denen von einer Zukunft für „weiße Kinder“ die Rede ist. Im internationalen Kontext wird sie häufig in Kombination mit der bekannten „88“ verwendet.

Am Mittwochmittag teilte die Polizei Dortmund in einer Pressemitteilung mit, dass der Staatsschutz Dortmund wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt.

Eving Selimiye Spor ist „erschüttert und betroffen“

Der Klub spielt seit vielen Jahren auf der Sportanlage im Grävingholz und teilt sich diese mit Phönix Eving. Diese Attacke aber galt offenbar nur Eving Selimiye Spor.„Wir sind erschüttert und betroffen“, erklärt der Evinger.

„Wir sind ein Verein, der Vielfalt fördert, der sich auch im Spielbetrieb keine Eskapaden abseits des Platzes erlaubt. Wir sind nicht auffällig.“ Viel mehr bemühe sich Eving Selimiye Spor um ein gutes Miteinander im Ort und auch mit den Gegnern.

Mutlu Kocagöz posiert.
Mutlu Kocagöz ist Sportlicher Leiter von Eving Selimiye Spor. © Privat

Wer hinter der Beleidigung, einhergehend mit der Sachbeschädigung, steckt, kann Kocagöz nicht mal vermuten: „Wir wissen es nicht. Wir haben keinen Streit. Offene Konfrontationen uns gegenüber haben wir so noch nicht erlebt. Wir bekommen auswärts, wie zuletzt in Heessen, mal böse Sprüche von ein paar Zuschauern zu hören. Aber diese Dimension ist neu und ganz schlimm.“

Der Verein hat sofort Anzeige erstattet und hofft auf Unterstützung bei der Suche nach dem Täter oder den Tätern.

„Fußball so Brücken bauen, nicht spalten“

In einem ausführlichen Statement (s.u.) verurteilt auch das Ratsmitglied Emre Gülec die Tat: „Rassismus, Hass und rechtsextreme Ideologien dürfen in Dortmund keinen Platz haben. Der Fußball - und der Sport insgesamt - soll Brücken bauen, nicht spalten“, heißt es darin.

Gülec fordert Solidarität mit Eving Selimiye Spor. Mutlu Kocagöz erklärt: „Viel lieber hätte ich über unsere erfolgversprechende Suche nach einem neuen Trainer gesprochen. Aber das Thema Rassismus ist so wichtig, dass wir uns alle da klar positionieren müssen.“

Die Polizei ist auf der Suche nach Zeugen. Wer Hinweise auf mögliche Tatverdächtige geben kann, kann sich bei der Kriminalwache Dortmund unter 0231/ 132 - 7441 melden.

Zum Thema

Stellungnahme von Emre Gülec, Ratsherr der Stadt Dortmund

Mit großer Besorgnis habe ich die Entdeckung einer mutmaßlich rechtsextremen und rassistischen Tat auf dem Gelände des Fußballvereins Eving Selimiye Spor zur Kenntnis genommen. Unbekannte haben das Vereinsschild am Eingang des Clubs gewaltsam von der Wand gerissen und dahinter eine Schmiererei hinterlassen. Besonders verstörend ist, dass die Schrift in blutroter Farbe verfasst wurde und nicht nur das Wort „TÜRKE“ zu erkennen ist, sondern auch die rechtsextreme Zahlencodierung „1488“, die in neonazistischen Kreisen als Symbol für rassistische und nationalsozialistische Ideologien genutzt wird.

Eving Selimiye Spor ist ein Verein, in dem zahlreiche Spieler mit Migrationshintergrund aktiv sind. Dieser Vorfall ist nicht nur ein Angriff auf den Verein, sondern auf das friedliche Zusammenleben in unserer Stadt und den Sport als verbindendes Element unserer Gesellschaft.

Ich verurteile diese Tat aufs Schärfste. Rassismus, Hass und rechtsextreme Ideologien dürfen in Dortmund keinen Platz haben! Es handelt sich hier um eine gezielte Einschüchterung, die nicht unbeantwortet bleiben darf. Ich fordere eine schnelle und gründliche Aufklärung durch die zuständigen Behörden sowie konsequente Maßnahmen gegen rechtsextreme Strukturen in unserer Stadt.

Dortmund steht für Vielfalt, Toleranz und ein respektvolles Miteinander. Ich rufe alle Bürgerinnen und Bürger auf, wachsam zu sein und sich gemeinsam gegen jede Form von Rassismus und Hetze zu positionieren. Solidarität mit Eving Selimiye Spor und allen Betroffenen ist jetzt wichtiger denn je. Der Fußball – und der Sport insgesamt – soll Brücken bauen, nicht spalten. Dieser Vorfall zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, sich geschlossen gegen jede Form von Diskriminierung und Ausgrenzung zu stellen.

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